Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
zugleich gibt er dem flüchtenden Fahrer neue Anweisungen. Hoxha ist ein eiskalter Mann. Während seine Lage von Sekunde zu Sekunde brisanter wird, steigt sein Puls kein bisschen. Storm bedeutet nur ein Mittel zum Zweck für ihn. Wenn nötig, wird er sie töten, wenn es ihm nützt, lässt er sie am Leben. Er beendet das Gespräch. Auf der Leinwand nimmt Marilyn gerade einen Teller vom kalten Buffet. Sie trägt eine Brille und sagt etwas über das Essen. Die Leute in dem kleinen Raum lachen. Lautlos steht Rick wieder auf und schleicht gebückt nach vorne. Hoxha hält die Waffe in der rechten Hand, Rick kann sie nicht mit einem Griff packen. Stattdessen springt er den Mann an und reißt ihn am Oberkörper herum. Die Waffe bleibt in Hoxhas Hand, aber sie ist nicht mehr auf Storm gerichtet. Hoxha schießt. Rick spürt das scharfe Brennen in der rechten Schulter, Hitze und Kälte durchfahren ihn. Während im Kino
geschrien wird, legt Hoxha zum zweiten Mal an. Er hat Ricks rechte Seite getroffen, aber Ricks gute Seite ist die linke. Er schlägt die schießende Hand weg, der Schuss geht nach vorn los, die Kugel bohrt sich in die Leinwand. Marilyn hat plötzlich ein Loch in der Wange. Hoxha begreift, sein Gegner ist kein Amateur. Er weiß allerdings nicht, dass sein Gegner ein Schüler Semyotos ist. Ricks rechter Arm baumelt leblos herab, der Schuss hat ihn lahmgelegt. Doch bevor Hoxha zum nächsten Mal schießen kann, taucht Rick unter ihm durch und kriegt ihn an den Beinen zu fassen. Er rammt den Mann im grauen Anzug vor sich her, bis er an die Leinwand gepresst wird. Plötzlich sieht es aus, als würde Shefqet Hoxha in dem Film mitspielen. Von den hellen Strahlen geblendet, schlägt er seinem Angreifer mit dem Knauf der Pistole auf den Kopf. Rick spürt einen rasenden Schmerz, er keucht, sein Griff wird schwächer. Mit dem Knie tritt Hoxha ihm ins Gesicht. Rick taumelt zu Boden. Der Mann mit der Waffe hat das gesamte Kino vor sich. Er hebt die Pistole, nimmt alle ins Visier.
»Wer sich bewegt, ist tot«, sagt er nüchtern. Die Leute gehorchen.
Alle, bis auf eine. Storm hat gesehen, wie ihr Freund sie zu retten versuchte. Hat mitangesehen, wie er zu Boden ging. Storm hat nie gekämpft, das ist für sie eine typische Männerbeschäftigung, die sie verabscheut. Aber Storm ist verliebt. Sie liebt den Jungen, der dort vor Hoxha liegt und die Hände auf
den schmerzenden Kopf presst. Storm rennt los. Bevor Hoxha die Waffe auf sie richten kann, rempelt sie ihn von der Seite an. Für einen Augenblick verliert er die Kontrolle.
»Rick!«, schreit sie.
Ihre Stimme wirkt auf Rick wie Medizin. Er kann nicht liegen bleiben und sich den Schädel halten, er muss dafür sorgen, dass sie gewinnen. Was würde Semyoto, der Meister, in dieser Lage tun? Rick wird ruhig. Er sammelt sich, springt hoch, greift an, schlägt zu, wirbelt herum, tritt, er taucht ab und stößt mit dem Kopf. Rick hat nur einen Arm zur Verfügung, doch wenn man Semyotos Technik richtig anwendet, genügt das. Hoxha keucht, schießt, ohne zu treffen, Hoxha schlägt ins Leere. Rick braucht noch drei Schläge, dann tut sein Gegner einen langen Seufzer und spuckt Blut. Mit dem letzten Schlag entfernt Rick die Pistole aus Hoxhas Faust. Sie landet in der Ecke. Rick nimmt Storm an der Hand. Die Leute in den Kinoreihen sind paralysiert. Sie wissen nicht, ob sie einen Film gesehen haben oder die Wirklichkeit. Da liegt ein schwarzhaariger Mann mit Schnauzer und rührt sich nicht. Da läuft ein Junge mit blutender Schulter zum Ausgang und zieht ein Mädchen mit sich. Er lässt sie los, bückt sich und nimmt die Pistole.
»Sagen Sie der Polizei, dieser Mann ist ein gesuchter Terrorist«, ruft Rick in den Raum. »Sagen Sie, er hat das radioaktive Material gekauft, das draußen im
Wagen liegt. Sagen Sie, er wollte damit eine Bombe bauen.«
Gibt es eine vorstellbare Reaktion auf solche Sätze? Die Leute sind eher geneigt zu glauben, dass sie sich bloß in einem Film befinden. Terrorist – radioaktiv – Bombe … Sie müssen in einen Katastrophenfilm geraten sein. Bevor sie wirklich begreifen, was sie erleben, ist der blutende Junge mit seiner Gefährtin bereits hinausgeeilt. Rick lässt eine verdutzte Gruppe und einen bewusstlosen Verbrecher zurück.
Er greift sich die Jacke, die er vor dem Eingang abgeworfen hat.
»Leg sie mir über die Schultern«, sagt er. Storm tut es, die blutige Stelle ist nicht mehr zu sehen. Mit dem gesunden Arm umfasst Rick Storm, setzt ein
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