Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
schlecht.
»Geht’s?«, frage ich.
Rick reibt sich die schmerzenden Stellen und das sind ziemlich viele. »Geht schon.«
»Was ist, willst du dich ausruhen oder was?« Ich helfe ihm auf. Er ist von oben bis unten blutbesudelt. »Wir müssen los.«
»So kann ich nicht auf die Straße.« Er wischt sich übers Gesicht.
»Duschen kannst du ein andermal.« Ich baue mich vor ihm auf und schüttle ihn so, wie man es macht, wenn man sehr stolz auf jemanden ist. »Jetzt wird die Sache zu Ende gebracht.«
»Einverstanden.« Rick weiß nicht, was ich vorhabe, er sieht bloß ziemlich erleichtert aus, dass er nicht tot ist.
Ich zeige die Treppe zu Kanters Büro hoch. »Ich nehme an, der Wolf hat den Bau verlassen.«
Rick nickt. »Sie sind alle fort.«
»Und ich habe eine Ahnung, wohin.« Auf Ricks neugierigen Blick lächle ich geheimnisvoll. Der Junge braucht nicht zu glauben, dass er den Fall im Alleingang löst. Das Department war nicht untätig. Wir brechen auf.
35
Rick und ich sitzen im Transporter. Rund um uns ist Nacht. Unsere Richtung heißt Westen. Es ist der Abend des 9. September. Die Uhr tickt gegen uns. Shefqet Hoxha schweigt. Seit Stunden ist er dem Bombardement meiner Männer ausgesetzt, meine Besten verhören ihn. Er macht sich darüber nur lustig: »Es ist schön, zuzusehen, wie machtlos der Riese Amerika ist.« Er rückt nichts heraus. Wir sind eine Demokratie; in unserem Land wird niemand mit Gewalt dazu gezwungen, etwas auszusagen. Und doch gab es Momente während dieser Stunden, in denen sich meine Männer wünschten, dem Verbrecher sein Geheimnis mit härteren Mitteln zu entlocken. Wo ist sein Komplize mit dem Cäsium hin? Was hat er damit vor? Wie viel Zeit bleibt uns?
Der Wagen fährt über eine Bodenwelle, wir werden durchgerüttelt. Ich sehe den Jungen an, fast muss ich lachen. Da sein Anzug hinüber war, haben wir ihm in
der Eile einen Overall unserer Einsatztruppe verpasst, das Ding ist ihm drei Nummern zu groß. Ricks Schulter ist immer noch mit dem blutgetränkten Hemdsärmel verbunden. Er hat von Semyoto schlimme Prügel bezogen, aber sein Feuereifer lässt nicht nach. Dieser Fall ist jetzt sein Fall, er will ihn um jeden Preis lösen.
»So wie Hoxha wird auch Kanter uns wahrscheinlich nicht sagen, wo der Anschlag passieren soll«, sage ich.
»Wenn wir ihn verhaften, versucht Kanter bestimmt, einen Deal mit Ihnen zu machen.«
Wenn , denke ich, schweige aber. Zuversichtlich schaut Rick aus dem Rückfenster, hinter uns schimmert die Lichterkette des Konvois. Ich habe eine starke Einsatztruppe zusammengestellt, trotzdem ist der Ausgang des Unternehmens ungewiss.
»Eine Sache macht mich stutzig.« Im Auto zu rauchen, ist eine Zumutung, aber ohne Glimmstängel halte ich es nicht länger aus. »Meiner Erfahrung nach findest du in jedem Haus, bei jeder Familie irgendetwas Belastendes, selbst wenn es so etwas Harmloses ist wie ein Luftgewehr gegen Spatzen.« Ich paffe. »Und ausgerechnet das Haus eines stadtbekannten Gangsters ist so clean wie ein Nonnenkloster. Keine Indizien, keine Unterlagen, nichts.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragt Rick.
»Dass Kanter alles vernichtet hat. Dass er sich in seinem Bau nicht mehr sicher fühlt. Es sieht wirklich so aus, als wollte er abhauen. Er tarnt seine Flucht als
Urlaubsreise, damit er nach einiger Zeit zurückkehren kann.«
»Einige Zeit … nachdem das Verbrechen geschehen ist?«
Ich seufze. » Wir wissen nicht mal mit Sicherheit, ob es ein Verbrechen geben wird.«
»Jetzt machen Sie aber einen Punkt!« Der Junge schlägt mit der Faust in die flache Hand. »Wozu ist Ihr ganzer Apparat denn gut? Um Verbrechen zu verhindern! Sonst hat der Geheimdienst überhaupt keinen Sinn!«
»Wir leben in einem Rechtsstaat. Jeder kriegt die Möglichkeit, seine Unschuld zu beweisen.«
»Drauf geschissen«, ruft er unbeherrscht. »Kanter könnte in dieser Minute das Land verlassen. Hoxhas Terrorist kann das Cäsium jederzeit in die Atmosphäre pusten! Und Sie erzählen mir was von Rechtsstaat?«
Ich könnte noch mehr darüber erzählen, könnte anführen, dass es große Kriminalfälle gibt, die wegen eines lächerlichen Formfehlers vor Gericht gescheitert sind. Schwerverbrecher gingen straffrei aus, weil sie den besseren Anwalt hatten. Überall auf der Welt erfreuen sich Kriminelle ihrer Freiheit, leben in Wohlstand, weil man ihnen nichts nachweisen kann. Das gilt für Verbrecher im Stile Kanters genauso wie für politische Übeltäter oder Leute,
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