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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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deine Mama. Das hatte sie nun davon. Inez schloss kurz die Augen und horchte auf Björns Schritte im ersten Stock, bevor sie weiterredete:
    »Er ist auf dem Weg. Und wie geht es dir? Kommst du bald mal nach Hause?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Elsie. »Wir werden sehen.«
    Inez verzog kurz das Gesicht. Natürlich.
    Björn huschte auf Strümpfen die Treppe herunter, streckte die Hand bereits nach dem Hörer aus, bevor er unten angekommen war, und rief lächelnd:
    »Hast du gehört?«
    Er wandte Inez den Rücken zu und klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr. Sie legte vorsichtig den Stapel mit frisch gebügelter Unterwäsche auf die unterste Treppenstufe und ging in die Küche. Sie wollte in der Nähe bleiben. Schließlich hatte sie jedes Recht der Welt, in der Nähe zu bleiben, auch wenn es ihr natürlich niemals in den Sinn kommen würde, heimlich zu lauschen. Nie im Leben. Heimlich lauschen, das war ordinär, und ordinäre Dinge sollte man vermeiden, wenn schon nicht aus moralischen Gründen, dann aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Ein Mensch, der ordinäre Dinge tat, wurde per definitionem selbst ordinär, und Inez genügte es, sich allein das Wort ins Gedächtnis zu rufen. Ordinär. Igitt.
    Björn lachte draußen auf dem Flur, und sie ging zur Spüle, um etwas zu finden, mit dem sie klappern konnte, damit sie nichts hörte, ein noch nicht abgewaschenes Glas beispielsweise, das sie auf den Boden des Spülbeckens stoßen konnte, während sie es mit heißem Wasser abspülte, aber es gab natürlich nichts. Sie hatte die Küche vor nicht einmal einer Stunde in perfektem Zustand hinterlassen, und so war sie immer noch. Die Geschirrablage trocken und sauber, der Spültisch glänzte, die schwarzen Herdplatten makellos, ohne einen Fleck, das weiße Emaille drum herum ebenso. Aber hatte sie den Küchentisch wirklich ordentlich abgewischt? Sie griff nach dem Wischlappen, der zum Trocknen über dem Wasserhahn hing, und strich in langsamen Unendlichkeitszeichen über die graue Resopalplatte. Das Unendlichkeitszeichen war die Grundlage alles Saubermachens, das erklärte sie in jedem Herbstschuljahr gleich am Anfang ihren Schülerinnen. Man musste den Putzlappen, den Scheuerlappen, den Besen und den Staubsauger im Muster einer liegenden Acht führen, ganz gleich, was man auch tat, es gab keine bessere Art, sicher zu sein, dass man überall hinkam und dass es wirklich sauber wurde …
    Jetzt lachte Björn wieder. Wie lustig er und Elsie es doch hatten. Und wie lange sie miteinander sprachen. Nicht, dass sie neidisch war, aber man durfte sich ja wohl fragen, wie Elsie es sich leisten konnte, ein so langes Telefongespräch aus dem Ausland zu führen. Ganz zu schweigen von all den Geschenken, Kleidungsstücken, Parfüms und dunkelroten Lippenstiften, mit denen sie um sich zu werfen pflegte, wenn sie sich denn einmal dazu herabließ, aufzutauchen …
    Inez ließ den Wischlappen fallen, plumpste auf einen Küchenstuhl und schloss die Augen. Was war mit ihr los? Hatte sie sich nicht selbst versprochen, lieb und nett zu sein? Warum konnte sie ihr eigenes Versprechen nicht halten? Das musste sie doch. Sie musste froh und freundlich sein, auch in ihrem Inneren, sie durfte keine bösen Gedanken denken, sich nicht selbst in Wut und Gehässigkeit verlieren, nicht der juckenden Verärgerung nachgeben. Sie musste sich selbst gegenüber wachsam sein, sehr wachsam, sie musste auf jedes Wort und ihren Tonfall achten, auf jede Geste und jeden Gedanken, sonst würde sie Björn verlieren. Und sie wollte ihn nicht verlieren. Sie würde es nicht ertragen, Björn zu verlieren.
    Elsie zu verlieren, das war ein langer Prozess gewesen. Lang und zeitweise quälend. Inez konnte nicht sagen, wann es angefangen hatte, manchmal glaubte sie, dass es bereits an dem Tag geschah, an dem sie in die Welt hinausrutschten, Inez zuerst und Elsie unmittelbar danach. Ernst behauptete immer, Elsie hätte Inez bei der Geburt an der Hacke festgehalten, aber das war eine Behauptung, die Lydia nur dazu brachte, die Augenbrauen hochzuziehen. Blödsinn. So war es ganz und gar nicht gewesen. Und außerdem konnte Ernst überhaupt nichts darüber wissen, wie es war, als Inez und Elsie geboren wurden, er war ja nicht einmal in der Nähe gewesen. Bereits als Lydia im vierten Monat war, war er ins Orups Sanatorium außerhalb von Höör eingeliefert worden, und dort blieb er so lange, dass Inez und Elsie schon stehen und gehen konnten, als sie ihren Vater das erste

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