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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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auf dem Weg zu Martin Bach gewesen, sodass sie ihre Freundin gleich beim Arzt abliefern konnte. Martins Frau hatte die Tür geöffnet, Astrid hereingebeten und in das Sprechzimmer geführt. Im Hintergrund krakeelten die Kinder. Laura lieferte rasch die Kostproben ab und verabschiedete sich. Wie immer war ihr die Begegnung mit Martins Frau unangenehm, und sie fürchtete auch dieses Mal, ihre angestrengte Freundlichkeit wäre durchschaut worden. Sabine Bachs Augen waren stets leblos wie Steine, wenn sie sich ansahen. Eigentlich konnte sie ihr nicht wirklich mehr übel nehmen, dass Laura und Martin als Teenager ein Paar gewesen waren. Und von den späteren Begegnungen hatte sie keine Ahnung, wie Martin ihr versicherte. Letztendlich hatte er Sabine geheiratet und sie hatten Kinder.

Damit sie auf andere Gedanken kam, ging Laura zu Walter Dreyers Haus, um in seiner Küche, wie versprochen, die Rippchen einzukochen. Sechs bis acht Gläser würden es schon werden. Sie stieg in den Keller hinunter und bemerkte bei der Suche nach leeren Gläsern, dass Walter sich der Schinken bereits angenommen hatte. Sie lagen in einem großen Steintrog, wo sie in den kommenden Wochen sorgsam mit einer würzigen Lauge begossen werden mussten, bevor er sie räuchern konnte.
Laura kam gerade mit vorsichtigen Schritten, die gefundenen Gläser auf und unter den Armen balancierend, die Kellertreppe hoch, als Walter seinen Hausflur betrat.
»Laura, schon wieder zurück? Komm, ich nehm’ dir was ab.«
»Geht schon, danke. Ging ganz fix. Die Leute waren alle zu Hause. Ich soll vielmals Danke sagen. Die meisten haben versichert, dir auch was abzugeben, wenn es bei ihnen mit dem Schlachten so weit ist.«
»Hört sich gut an! Ich mach gleich beim Einkochen mit. Ich ruf nur noch rasch in Gardelegen an.«
Walter Dreyer gelang es nur, mit Thomas Ritter Neuigkeiten auszutauschen. Immerhin versprach der, sich unverzüglich um die Bewachung der Familie Bauer zu kümmern.
Da Walter Judith per Telefon nicht erreichen konnte, überlegte er, wo sie stecken könnte. Mit mehr Kraft als nötig hackte er die Rippchen auf Einkochglasgröße zurecht, was Laura aber nicht bemerkte, da sie eigenen Grübeleien nachhing.
Als der große Topf mit den Gläsern auf dem Herd stand und vor sich hin blubberte, saßen sie bei einem einfachen Mittagsessen aus Salzkartoffeln und loser Wurst.
»Gibt es schon was Neues über den Toten?«, wollte Laura wissen und tat sich dabei etwas aus der Bratpfanne auf.
»Sie haben die Leiche immer noch nicht identifiziert, wenn du das meinst. Er war wohl gesund und recht wohlhabend, also kein Herumtreiber oder so. Thomas Ritter meinte, seine Bekleidung wäre sogar von besonders guter Qualität. Und wir hätten vielleicht eine Spur, denn der Tote hatte eine eher seltene Schnalle an seinem Ledergürtel, echtes Silber mit einem alten Buchstabenmotiv. Laura! Was ist los? Hast du dich verschluckt?«
Das war es nicht. Laura war wie vom Donner gerührt! Ihr Erschrecken ließ sie erstarren. Ein Buchstabenmotiv? Sollte er wirklich? Oh nein!
»Laura, sag etwas! Bitte!«, flehte Walter.
Laura sah fürchterlich verärgert aus.
»War er alt?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Alt? Was meinst Du?«
»Sechzig, siebzig?«
»Nein, er war um die Vierzig, schwarze Haare. Laura, nun rede endlich!«
»Ich glaube, ich kenne ihn.«
Walter hörte sie zwar diese Worte sagen, brauchte aber einen Moment, um zu verstehen, was Laura meinte: »Du kennst ihn?«
Er blieb ohne Antwort.
Laura dachte gerade daran, dass sie diesen Mann seit Monaten nicht mehr gesehen hatte, ja, dass sie sogar stark hoffte, ihn nie wieder sehen zu müssen. Hatte er seine Hirngespinste wirklich ernst gemeint? Was wollte er hier? Warum war er tot?
»Hast du ein Foto?«, raffte sie sich zu einer Frage auf.
»Nein. Kannst du mir bitte erklären, was mit dir los ist? Und wieso glaubst du, den Toten zu kennen? Du hast ihn doch gar nicht gesehen!«, stellte Walter fest.
»Aber die Schnalle.«
»Wie bitte?«
»Diese Gürtelschnalle, die kommt mir bekannt vor«, brachte Laura mit Mühe heraus, »und ein Mann, auf den deine Beschreibung passt.«
Plötzlich fing sie an zu weinen. »Was hatte er hier zu suchen? Ich wollte ihn nicht haben!«
Walter war ratlos. Was steckte bloß dahinter?
»Nun warte doch erst einmal ab. Unter Umständen ist es gar nicht der Mann, den du meinst, Laura. Bitte beruhige dich. Ich rufe bei Judith Brunner an, ob wir ihn uns sofort ansehen können, ja?

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