EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
unterhalten können? Weiter fragte er sich, ob er den Detective bereits nach so kurzer Zeit gebrochen hatte.
„Reden Sie!“, sagte Forester und ließ den Griff an Eisenheims rechtem Arm etwas locker.
Eisenheim konnte wieder entspannt atmen.
„Ich habe sie geliebt!“, sagte er und schluckte.
Forester war das zu wenig. „Und?“, wollte er weiter wissen.
„Wieso verheimlichen die Clines die Kasakov?!“ Forester war bereit, den Arm wieder weit nach oben bis zu Eisenheims Hinterkopf zu schieben. Eisenheim spürte, wie der Druck in Foresters Hand wieder stärker wurde.
„Ich habe die Clines gebeten, nichts davon zu erzählen. Ich habe Kathy bei einer Therapie kennengelernt. Ich bin doch selber nur ein Junkie … EIN JUNKIE!“ stieß Eisenheim nun schreiend aus. Abrupt wurde er still. Forester spürte, wie der Körper unter ihm zu zittern begann. Es dauerte einige Sekunden, dann verstand Forester das unaufhörliche Zittern.
Er ließ von Eisenheim ab und richtete sich auf. Er griff den Detective mit beiden Händen unter die Achseln und zog ihn empor. Eisenheim war vom gescheiterten Angriff noch weich in den Knien. Forester setzte ihn vorsichtig in einen Stuhl und klopfte ihm die Schulter.
Ihm war nun klar, dass Eisenheim nicht durch seinen taktischen Griff geschwächt worden war. Es war der Schmerz der Demütigung, der ihm augenblicklich zusetzte. Eine seelische Demütigung, die der Detective schon lange mit sich spazieren trug. Genau das war der Abgrund, den er in Eisenheims Augen schon beim ersten Treffen gesehen hatte. Diese schwelende Aggressivität, die sich explosionsartig entlud. Die stetig wechselnde Gemütslage Eisenheims erkannte Forester als Symptome dieser Krankheit. Auch Eisenheims schwarzen Rollkragenpullover sah er nun mit anderen Augen. Es verbargen sich darunter die sichtbaren Spuren eines Lebens mit der Droge. Eisenheim hielt nun nichts mehr zurück. Weinend vergrub er seinen Kopf vor Scham in seinen Händen. Forester ging in die Küche und ließ frisches Wasser in ein Glas für Eisenheim laufen.
Minuten später saßen beide still am Tisch.
Eisenheim hatte sich gefasst, saß mit hängendem Kopf und mit den Ellenbogen auf seinen Beinen aufgestützt. Er holte tief Luft, setzte sich auf, zog eine Packung Camel aus seiner Jacke, zündete sich eine Zigarette an und sah kurz auf den Tisch. Zwischen ihm und Forester lag noch das gerahmte Foto. Gleich daneben bemerkte er Foresters goldenen Schlagring.
„Weiß das jemand in Ihrem Department?“, fragte Forester. Eisenheim war wieder ansprechbar.
Eisenheim schüttelte den Kopf. Forester war klargeworden, hätte jemand im Department etwas von Eisenheims Liaison mit der bekannten Sopranistin gewusst, wären automatisch Fragen dazu entstanden, wo Eisenheim sie kennengelernt hatte. Es hätte nicht lange gedauert und Eisenheims Drogenprobleme wären aufgeflogen. Eisenheim wäre letzten Endes seinen Job los gewesen.
„Was interessiert Sie Kathy?“, fragte Eisenheim mit belegter Stimme.
„Wenn man vor mir etwas zu verheimlichen versucht und ich bemerke das, werde ich aktiv! Ich bin Ermittler“, antwortete Forester. „Dave Cline war peinlichst darauf bedacht, jegliche Spuren von Ihrer Kathy aus seiner Wohnung verschwinden zu lassen. Und ich habe ein gutes Gedächtnis!“ Forester wies mit einem Blick auf das Foto, das er aus Eisenheims Schreibtisch entwendet hatte, und sah sich Eisenheim genauer an. Als er dessen Schublade geknackt hatte und das Foto von Ekaterina Kasakov und Jonathan Eisenheim vorgefunden hatte, wäre ihm niemals in den Sinn gekommen, dass Eisenheim wegen seines Doppellebens Konsequenzen befürchtet hatte.
Zu dem Zeitpunkt war er noch so ganz bei Erics Aussage gelegen. Ein Russe, ein ehemaliger Mitarbeiter des KGBs soll einer der Entführer gewesen sein. Wie er gleichzeitig auch herausgefunden hatte, dass die Clines ihm gegenüber die Existenz einer russischen Sopranistin zu verheimlichen versucht hatten. All das hatte dazu geführt, dass die Wogen höher geschlagen waren, als sie das hätten müssen. Forester fiel nun wieder ihre Begegnung an der Hafenmeisterei ein. Die Musik, die Eisenheim im Wagen gehört hatte, war dann wohl die Musik von Ekaterina Kasakov gewesen. Es war ihre Stimme gewesen, die Eisenheim ins Leere hatte blicken lassen.
„Wie lange kennen Sie schon die Clines?“, fragte Forester. Immer noch befanden sich die Clines im Mittelpunkt seiner Ermittlungen.
Kurz dachte Eisenheim nach, während er einen
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