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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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und er den Hauch eines Zögerns spürte, weil sich sein Selbsterhaltungstrieb einmischte, verdrängte er es sofort. Er lebte für diesen Adrenalinkick, und zurzeit kannte er kein besseres Mittel gegen die Depression, die ihn ständig zart am Ärmel zupfte. Wenn er seine Gedanken schweifen ließ, landeten sie unweigerlich auf verschlungenen Pfaden, die er niemals freiwillig eingeschlagen hätte, wieder bei den Kaskaden … und bei Kristin. Nur wenn ihn eine extreme Herausforderung ganz in Anspruch nahm oder er seine Gedanken mit aller Gewalt in eine andere Richtung drängte, fand er Frieden.
    Am Abend zuvor, als er wieder ins Bodenlose zu versinken drohte, hatte er seinen ganzen Mut zusammengenommen und Kristins jüngere Schwester auf ihrem Handy angerufen. Obwohl er am anderen Ende der Welt hockte, verfügte die Station dank der US -Army über eine leistungsstarke Satellitenverbindung. Bis auf ein bisschen statisches Rauschen und die typischen Verzögerungen war die Verbindung ziemlich gut. Karen klang überrascht.
    »Rufst du direkt vom Südpol an?«, wollte sie wissen.
    »Nicht genau, aber ich bin verdammt nah dran.«
    »Frierst du dich da nicht zu Tode?«
    »Nur wenn der Wind weht … was er allerdings ständig tut.«
    Einen Augenblick herrschte Stille, während seine Worte auf dem Weg zu ihr waren und sie beide überlegten, was sie als nächsten sagen sollten.
    Schließlich beendete Michael die ausweglose Situation, indem er fragte: »Wo bist du gerade?«, und Karen lachte. Verdammt, es hörte sich an wie Kristins Lachen.
    »Du wirst es nicht glauben«, sagte sie, »aber ich bin auf der Rollschuhbahn.«
    Michael sah sie augenblicklich vor sich. »Bist du im Skate & Bake?« Das war das Café, das direkt an die Bahn angrenzte.
    Die Verbindung brach kurz ab und war wieder da, als Karen gerade sagte: » … heiße Schokolade und eine Rosinenschnecke.«
    »Bist du allein, oder hast du ein heißes Date?«
    »Schön wär’s. Ich habe ein Buch von William Rehnquist dabei. Das ist meine spannende Verabredung.«
    Das überraschte Michael nicht. Karen war zwar genauso intelligent, blond und schön wie ihre ältere Schwester, aber sie hatte schon immer etwas von einem Einzelgänger. Obwohl viele Männer mit ihr ausgehen wollten und sie es manchmal auch tat, war sie noch nie für längere Zeit mit jemandem zusammen gewesen. Es war, als würde sie einen Schutzwall aus Büchern um sich herum errichten, gegen zu viel Intimität, und um sich emotionale Verwickelungen vom Leib zu halten.
    Sie unterhielten sich eine Weile über ihre Kurse an der Uni, und ob sie Zeit finden würde, bei einer Rechtsberatungsstelle zu arbeiten oder nicht, dann lenkte sie das Gespräch zurück auf Michaels Abenteuer auf dem Weg nach Point Adélie, und er erzählte ihr von der Fahrt auf der
Constellation
, und dass er dort bereits Darryl Hirsch und Dr.Barnes kennengelernt hatte. Als er ihr beschrieb, wie der Albatros durch die Frontscheibe des Kommandoturms gekracht war, rief sie: »O nein! Der arme Vogel!« Michael musste lachen. Dasselbe hätte Kristin auch gesagt, ihre Anteilnahme für den Vogel hätte sofort die Sorge um die beteiligten Menschen abgelöst.
    »Interessiert es dich gar nicht, wie es mir ergangen ist?«, fragte er und tat empört.
    »Oh, doch, natürlich. Ist dir was passiert?«
    »Ich lebe, aber die Marineoffizierin wurde verletzt und sie musste zurück an Land gebracht werden.«
    »Das ist übel.« Es gab eine Pause, oder erneute Probleme mit der Verbindung. »Aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich, Michael. Mach nichts Gefährliches!«
    »Das würde ich nie tun«, sagte er und bedauerte es im selben Moment, denn das brachte sie schließlich doch zu dem einzigen Thema, dem sie beide bisher ausgewichen waren. Und es erinnerte an die einzige Gelegenheit, bei der er tatsächlich etwas Gefährliches und Törichtes getan hatte.
    Karen musste ähnlich empfinden, denn jetzt sagte sie: »Ich fürchte, Krissys Zustand ist unverändert.«
    Das hatte Michael erwartet.
    »Aber meine Eltern sind ganz angetan von diesem neuen Programm zur Stimulation und Anregung. Sie schlagen Holzblöcke neben ihrem Ohr zusammen und leuchten ihr mit einer Taschenlampe in die Augen, an, aus, an, aus. Das Schlimmste war, als sie ihr einen Tropfen Tabascosoße auf die Zunge geträufelt haben, um zu sehen, ob sie es herunterschlucken oder ausspucken würde. Dabei weiß ich genau, dass Kristin Tabasco
gehasst
hat.«
    »Und? Hat sie reagiert?«
    »Nein. Die Ärzte

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