Eiskalt in Nippes
Rentnern.
Die beiden entschieden sich für Omelette, Rahmspinat und Salzkartoffeln. Dember aß ein paar Bissen und stocherte nur noch lustlos im Essen herum. Es schmeckte ihm einfach nicht. Er stellte seinen fast vollen Teller zurück ins Geschirrregal. Deutlich war seine Bemerkung „Morgen doch wieder Döner“ zu hören.
Als sie die Kantine verließen, kam ihnen Arndt Siebert entgegen:
„Und? Was könnt ihr mir empfehlen?“
Wie aus der Pistole geschossen antwortete Dember: „Ein anderes Lokal.“ Arndt Siebert runzelte die Stirn, nahm sich ein Tablett und Besteck und ging zur Essensausgabe an der Theke, während Westhoven und Dember sich wieder auf den Weg zur Dienststelle machten.
Es folgten nun einige sogenannte Büroermittlungen und Telefonate, Schreibtischarbeit also.
Aufgrund der mittlerweile vermehrt eingehenden Anfragen diverser Medien auf der Pressestelle wurde in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft eine Meldung gefertigt und den Medien über das Online-Portal der Polizei zur Verfügung gestellt.
Um circa 16.30 Uhr setzten sich die Beamten der MK 6 zu einer kurzen Abschlussbesprechung zusammen. Westhoven entschied, für heute bald Feierabend zu machen und die morgige Obduktion abzuwarten. Er wollte sicher sein, dass es sich tatsächlich um ein Tötungsdelikt handelte und nicht um einen Tod durch Unfall. Er hatte schon erlebt, dass ein Angehöriger eine Leiche beiseite schaffte, nur weil kein Geld für eine Beerdigung da war oder aus sonst einem irrigen Grund. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal gewesen.
Vor ein paar Jahren hatte er einen Verstorbenen aus dessen Garten ausbuddeln lassen. Der psychisch labile Sohn hatte die „Beerdigung“durchgeführt und weiter die Rente kassiert, aber auch für seinen toten Vater für jede Mahlzeit den Tisch gedeckt und für ihn mit gekocht.
Gegen 17.00 Uhr meldete sich noch Michael Drees von der Spurensicherung telefonisch bei der MK 6. Jochen Gerber hob den Hörer ab.
„Hallo Mike, was gibt es Neues? Hast du was für uns?“
„Leider gar nichts. Es gibt im gesamten Bundesgebiet kein erkennungsdienstliches Material, welches zu eurer Leiche passt. Ich kann euch nicht sagen, um wen es sich bei ‚unserem Eismann‘ handelt.“
„Mist“, sagte Gerber vor sich hin. „Danke Mike, wenn du doch noch was feststellst, weißt du ja, wo wir sind.“
Das „In Ordnung“ von Drees ging schon durch den aufgelegten Hörer unter.
Da die bisherigen Ergebnisse und sämtliche Informationen sie wegen fehlender Ermittlungsansätze nicht weiterbringen konnten, entließ Westhoven Dember und Gerber mit einem „Dann bis Morgen“ in den wohlverdienten Feierabend.
Er hoffte, Anne würde nicht sauer sein, und freute sich auf Zuhause. Anne würde um diese Uhrzeit sicher schon längst daheim sein.
Als Westhoven die Haustür aufschloss, bemerkte er schon im Windfang den Geruch von Ingwer, Curry, Knoblauch und Sojasoße.
„Hmmh, was kochst du, Schatz?“, rief er und ging sofort in die Küche. Er umarmte Anne von hinten und schaute neugierig über ihre Schulter.
„Ich koche uns was Leckeres im Wok, Schatz. Ein paar gefrorene Hähnchenschenkel müssen noch weg und mit dem frischen Gemüse vom Markt wird es wohl chinesisch“, lächelte sie ihn von der Seite an.
Schlagartig verging ihm der Appetit: „Schatz, tut mir leid. Ich hätte anrufen sollen. Ich habe schon Currywurst mit Fritten gegessen.“ Das war zwar Stunden her, aber beim Gedanken an die tiefgefrorene Leiche überkam ihn ein leichter Würgereiz. Die Wahrheit wollte er Anne nicht erzählen. Damit hätte er bestimmt auch ihr den Appetit verdorben.
Paul ging zum Kühlschrank und holte sich eine Flasche Kölsch. Er öffnete sie mit einem lauten Zischen. Als er einen kräftigen Schluck ausder Flasche nahm, hörte er die mürrische Bemerkung: „Als ob wir keine Gläser hätten.“ Anne war sauer. Ihrer Meinung nach hätte er ja wenigstens einmal probieren können. Sie kannte ja den Grund nicht.
5 s. Mörderischer Fastelovend
FÜNF
Gerber und Dember waren schon in ihrem Büro, als Westhoven frühmorgens noch vor dem eigentlichen Dienstbeginn gegen 07.15 Uhr eintraf. Er musste jetzt unbedingt einen zweiten starken Kaffee trinken und einen Schokoladenriegel essen. Die Nacht war für ihn kurz gewesen. Im Traum hatte er immer wieder eine tiefgekühlte Leiche gesehen, die statt normaler Beine Hähnchenschenkel hatte. Die nächsten Tage würde er bestimmt kein Geflügel essen.
„Hier Chef, guck mal“,
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