Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Kleidung trug wie Holtz.
»Das kann man vielleicht sagen. Zumindest, was diese Männer betrifft.«
»Wie sieht es nur in den Köpfen von Leuten aus, die so etwas tun?«
»Ich weiß es nicht, aber hoffentlich kriegen wir die Schweine dran.«
»Das ist nur ein schwacher Trost für … wie heißt sie eigentlich?«
»Ich weiß nicht.« Holtz hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich nicht daran erinnerte oder vielleicht auch nie danach gefragt hatte.
»Wo sollen wir anfangen?«, fragte Levin.
»Die Matratze muss mit, das ist das Wichtigste. Und wenn wir alle Spuren gesichert haben, die für die Vergewaltigung von Bedeutung sind, dann müssen wir uns um das andere kümmern.« Holtz machte sich wieder daran, im Nebenraum die Kippen einzusammeln, während Levin die Matratze in einem großen Papiersack verstaute.
Als die beiden alle relevanten losen Gegenstände sichergestellt hatten, forderten sie weitere Kriminaltechniker an.
Alles wurde auf den Kopf gestellt. Jede Schublade, jeder Schrank, einfach alles wurde geleert und der Inhalt, sofern er für die Ermittlung von Bedeutung war, in Pappkartons verpackt. Sämtliche Türrahmen und Türklinken wurden zwecks Sichtbarmachung von Fingerabdrücken mit Kohlestaub und Metallpulver bepinselt. Etliche DNA -Spuren wurden gesichert. Die Räumlichkeiten wurden skizziert und in ein Programm für dreidimensionale Bildverarbeitung eingegeben. Hunderte von Fotos wurden gemacht, während zwei große Baustellenscheinwerfer den Raum ausleuchteten. Für jeden Eingeweihten war offensichtlich, dass dieser Einsatz alles übertraf, was eine Vergewaltigung für gewöhnlich erforderte. Aber die Erkenntnisse waren für die Mordermittlung bestimmt, und deswegen wurde das Ganze im großen Stil durchgezogen. Falls dabei wichtige Beweismittel für die Vergewaltigung abfielen, war das natürlich ein Bonus.
Ulf Holtz fuhr am frühen Nachmittag nach Hause. Er hatte keine Pläne für den Abend, aber er wusste, dass er sich bald um die Frage kümmern musste, wie er Weihnachten feiern wollte. Falls sonst nichts zu tun war, konnte er diese Angelegenheit endlich einmal klären. Bis Weihnachten waren es nur noch wenige Wochen. Eva und Linda hatten nichts über ihre Pläne verlauten lassen, aber damit warteten sie immer bis zur letzten Sekunde. Das erstaunte ihn also nicht weiter. Manchmal wollten sie Weihnachten mit ihrem Vater verbringen, manchmal aber auch nicht. Vor vielen Jahren, als sie gerade ausgezogen waren, hatte es ihn noch geärgert, dass ihnen seine Wünsche so gleichgültig gewesen waren. Wenn sie wollten, dann kamen sie, sonst eben nicht. Inzwischen akzeptierte er ihr Verhalten und freute sich einfach, wenn eine der beiden oder sogar beide einen Feiertag mit ihm verbringen wollten.
Damit, dass Nahid kommen würde, war wohl nicht zu rechnen. Am Vormittag hatte sie ihn angerufen, und sein Herz hatte sich förmlich überschlagen. Sie hatte fast wie früher geklungen und ihm mitgeteilt, sie habe vor ihrem Abschlussexamen viel zu tun und würde wieder von sich hören lassen. Er hatte sie nicht gefragt, warum sie ihn nicht mehr besuche, da er die Antwort fürchtete. Aber jetzt bereute er es. Mit Wissen war leichter umzugehen als mit Nicht-Wissen. Trotzdem hatte er sich gefreut, wieder einmal ihre Stimme zu hören.
Dass sie Weihnachten wohl nicht mit ihm feiern würde, war seine eigene Schuld, das wusste er. Er hatte sich schon vorgestellt, wie sie am Morgen des Heiligen Abends aufstehen, sich gegenseitig ein Weihnachtsgeschenk überreichen und lange frühstücken würden, um dann wieder ins warme Bett zurückzukehren und das fortzusetzen, was sie mittlerweile so gut zusammen beherrschten. Den Tag hätten sie zusammen verbracht: lange Spaziergänge in funkelndem Schnee und Gespräche über die Zukunft. Abends wären dann seine beiden Töchter gekommen, und sie hätten zusammengesessen, glücklich wie eine Familie, und gegessen: Hering, hausgemachte Fleischkügelchen und den Weihnachtsschinken. Anschließend hätten sie dann weitere Geschenke geöffnet.
Himmel, was für ein Idiot er doch war.
Er hatte Nahid von seinen Weihnachtsfantasien erzählt, und sie hatte nur gelacht. Du scheinst das Offensichtlichste vergessen zu haben, hatte sie gesagt, und es dauerte eine unentschuldbar lange Zeit, bis ihm aufging, was sie gemeint hatte.
Anschließend schämte er sich und versuchte, sie zu besänftigen, indem er ein kombiniertes Fest ins Spiel brachte. Ob sie einen Vorschlag habe? Schließlich
Weitere Kostenlose Bücher