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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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lange nicht mehr um Vergewaltigungen, damit werden doch wohl …«
    »Ich weiß, aber dieser Fall ist speziell. Bei dem Opfer handelt es sich um eine junge Frau, und die Ehrenmänner waren zu fünft. Die Täter sind festgenommen worden, und das Mädchen befindet sich im Krankenhaus. Sie ist bereits ärztlich untersucht worden, und Proben wurden auch entnommen. Darum brauchen wir uns also nicht zu kümmern.«
    »Ich begreife nicht, was das mit uns zu tun hat.«
    »Der Tatort ist der Adlerhorst.«
    »Unglaublich!«
    »Allerdings. Eine solche Gelegenheit bietet sich nicht nochmal«, sagte Holtz. Levin fand, dass er so ausgelassen klang wie ein kleiner Junge, dem gerade ein neuer Streich eingefallen ist.
    »Du könntest wenigstens so tun, als wäre eine Vergewaltigung ein tragischer Vorfall und nicht nur eine günstige Gelegenheit für uns«, sagte sie.
    »Du weißt genau, was ich meine. Wir sehen uns in einer halben Stunde im Büro. Raus aus den Federn.« Er legte auf, bevor Levin noch weitere Einwände vorbringen konnte.
    Die Räumlichkeiten befanden sich im Erdgeschoss eines Industriegebäudes am Stadtrand. Etliche Jahre hatte der Sachbearbeiter der Stadt, der einen Mietzuschuss gewährt hatte, geglaubt, dort residiere ein Ornithologen-Verein. Alle Kontakte mit dem Verein waren über einen stets höflichen und eloquenten jungen Mann abgewickelt worden. Der Sachbearbeiter hatte beteuert, dass es keinerlei Anlass gegeben habe, Zwielichtiges zu vermuten. Dass die Räumlichkeiten eigentlich für Versammlungen einer erstarkenden Neonazigruppierung genutzt worden waren, war für die Jugendkulturverwaltung ein Schock gewesen.
    Zweimal im Jahr war eine Gruppe mit einem gemieteten Bus zu einem Vogelschutzgebiet in Mittelschweden gefahren, um, wie sie es ausgedrückt hatten, sich ihrem großen Vogelinteresse zu widmen. Sie hatten immer einen langen, wohlformulierten Bericht und eine Teilnehmerliste eingereicht.
    Dass die Vögel nur ein Vorwand gewesen waren und die Teilnehmer vermutlich eine Elster nicht von einer Krähe unterscheiden konnten, war mittlerweile den meisten klar, aber das reichte nicht aus, um den Mietvertrag kündigen zu können. Erboste Nachbarn und andere Steuerzahler sowie eine Flut von Leserbriefen an die Lokalzeitung hatten darauf keinen Einfluss. Im Volksmund hieß das Versammlungslokal Örnnästet, Adlerhorst, was Styrbjörn Midvinter keineswegs gestört hatte. Im Gegenteil.
    Die Ermittler hatten nach der Ermordung des Neonaziführers wiederholt versucht, sich dort Zutritt zu verschaffen, aber es war ihnen nicht geglückt. Der Mann, dessen Name auf dem Mietvertrag stand, hatte behauptet, Styrbjörn Midvinter habe mit den Räumlichkeiten nichts zu schaffen gehabt, und er könne nicht verstehen, was die Polizei dort wolle. Und den Ermittlern war, so sehr sie sich auch bemüht hatten, kein plausibler Grund eingefallen, anhand dessen Staatsanwalt Mauritz Höög eine Haussuchung hätte anordnen können.
    Ein Verdacht auf mehrfache Vergewaltigung kam daher einem Geschenk des Himmels gleich.
    Im Raum stank es nach Zigaretten und verschüttetem Bier. Ulf Holtz, der einen hellblauen Papieroverall mit Kapuze trug, hockte auf dem Boden und las mit einer Pinzette Kippen auf und legte sie einzeln in kleine Papiertüten. Das ergab eine beachtliche Menge. Auch Bierdosen und Flaschen sammelte er ein. Aber nicht alles würde sofort in das wichtigste forensische Labor des Landes geschickt werden, das den prächtigen Namen Gemeinsames Forensisches Forschungscenter, kurz GFFC , trug. Wenn jedoch Zweifel auftauchten, dann konnte man mit Hilfe dieser Asservate beweisen, dass sich ein Tatverdächtiger am Tatort aufgehalten hatte. Mit der Zeit würde das GFFC deshalb Unmengen von Fundstücken zur Analyse erhalten.
    »Komm mal rüber«, rief Pia Levin aus der Küche.
    Holtz erhob sich. Er vermied es, auf den Unrat auf dem Fußboden zu treten, den sie noch nicht untersucht hatten.
    Die Matratze war schmuddelig. Ein Teil der Flecken war alt und unbestimmbar. Die neueren waren leicht zu identifizieren. Blut und unverdauter Mageninhalt. Die dünne Matratze lag direkt auf dem schwarz-weiß-karierten, schmutzigen PVC -Fußboden. Die Küche war klein, und überall standen ungespülte Teller, Gläser und Kaffeebecher. Eine Kaffeemaschine lief, und der Kaffee hatte sich in die gläserne Kanne eingebrannt. Der Wasserhahn tropfte.
    »Hier ist es passiert. Was für Schweine! Männer sind wirklich Tiere«, sagte Levin, die dieselbe hellblaue

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