Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
heulenden Sirenen davon.
»Er hat viel Blut verloren, und die Augen scheinen ernsthaft verletzt zu sein«, teilte der Sanitäter den Kollegen der Notaufnahme mit, die sie in der Klinik in Empfang nahmen.
P ia Levin war gerade in ihrem Büro im sechsten Stock eingetroffen und hatte die Tür hinter sich geschlossen, als es klopfte. Sie fluchte halblaut. Sie hatte gehofft, eine Weile in Ruhe nachdenken zu können. Die ihr so vertrauten Schmerzen im Nacken machten sich bemerkbar. Sie beugte den Kopf nach vorne, um die Muskeln zu dehnen.
»Herein«, rief sie dann mit so gleichmütiger Stimme wie möglich. Die Tür wurde geöffnet.
»Hallo! Das ist lange her.«
»Hallo, Adrian, komm rein. Schön, dass du es nur bist.«
»Nur? Das ist ja aufmunternd.«
»Du weißt schon, wie ich das meine. Hier ist einfach so verdammt viel zu tun.«
»Mehr als sonst?«
»So fühlt es sich jedenfalls an. Ich sitze hier mit einer Brandstiftungssache. Außerdem zwingt man mich aus unerfindlichem Grund, Vernehmungen durchzuführen. Da kann ich nur hoffen, dass du mit guten Nachrichten kommst.«
Adrian Stolt nahm ihr gegenüber auf dem Besucherstuhl Platz. Levin wippte mit ihrem Stuhl nach hinten und blieb zurückgelehnt sitzen.
»Irgendwie kriege ich diesen Stuhl nicht in den Griff«, sagte sie.
Adrian Stolt lächelte.
»Was führt dich in deine alten Gefilde? Sehnst du dich zurück?«, fragte Levin.
»Ja und nein. Es macht Spaß, etwas anderes zu tun oder zumindest woanders zu sein, aber natürlich fehlt ihr mir alle.«
»Ich habe gehört, dass die Vergewaltigung im Adlerhorst auf eurem Tisch gelandet ist«, sagte Levin.
»Ja. Schlimme Geschichte. Aber sie dürfte uns keine Schwierigkeiten bereiten. Glücklicherweise habt ihr ja alle Spuren gesichert, bevor die Räume abbrannten.« Er zog sein Jackett aus und hängte es über die Stuhllehne.
Pia Levin schielte auf die Uhr. Dieser Besuch durfte nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen.
»Ja, das war Glück. Aber … wie gesagt, was kann ich für dich tun?«, fragte sie und hörte selbst, dass sie leicht gestresst klang.
»Ich wollte eigentlich zu Ulf, aber der war nicht da.«
»Er ist endlich beim Zahnarzt. Aber vielleicht kann ich dir ja helfen.«
»Du hast bestimmt mitbekommen, dass er in Erfahrung bringen wollte, wer wegen der Vergewaltigung den Notruf alarmierte.«
»Und?«
»Tja. Wir haben die Stimme des Mannes auf Band, wissen aber nicht, wer er ist. Es zeigte sich, dass der Anruf von einem Handy in den Räumlichkeiten oder in unmittelbarer Nähe kam.«
»Also ein Augenzeuge.«
»Ja. Aber wir wissen nicht, wer er ist. Der Staatsanwalt findet, dass wir alles beisammen haben. Wir werden dieser Frage also nicht weiter nachgehen. Die Voruntersuchung ist abgeschlossen.«
Pia Levin zog die Brauen hoch.
»Ich weiß, was du denkst, aber im Augenblick fehlen uns die Mittel, und …«
»Schon gut, das entscheidet ihr, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du nur hergekommen bist, um mir zu erzählen, wie wenig Mittel euch zur Verfügung stehen?«
Adrian Stolt lachte verlegen, drehte sich um und nahm einen USB-Stick aus seiner Jackentasche.
»Holtz war ja interessiert, und falls euch die Aufnahme weiterhelfen würde, wäre das doch nicht schlecht.«
»Und ich vermute, du wüsstest gerne Bescheid, wenn wir herausfänden, wer es war?«, sagte sie mit einem müden Lächeln.
»Wenn sich zufällig etwas ergäbe, wäre das natürlich wünschenswert …«
»Unglaublich!« Levin lachte und steckte den Stick in die Hosentasche.
»Ich bringe ihn zum Ton, dann sehen wir weiter. Sonst noch was, können wir sonst noch etwas für die Kollegen von Stockholm West tun, wo wir gerade dabei sind?«
»Das genügt uns vollauf. Schon mal vielen Dank«, sagte er, nickte ihr zum Abschied zu und ging.
Verdammt, dachte Levin, griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer der Abteilung für Audiotechnik, auch Ton genannt.
Ulf Holtz ging mit langsamen Schritten auf den Eingang des Präsidiums zu. Drei Frauen in zu dünnen Kleidern drängten sich unter dem Vordach aus Glas zusammen. Sie zitterten vor Kälte und fassten sich mit einer Hand in die Armbeuge, als umarmten sie sich selbst, während sie in der anderen Hand eine Zigarette hielten. Holtz hustete demonstrativ, als er sich an ihnen vorbeidrängte. Sie sahen ihn vorwurfsvoll an, sagten aber nichts. In der Eingangshalle erblickte er ein bekanntes Gesicht.
»Ich habe mich schon gefragt, wann Sie auftauchen würden«, sagte Marcus
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