Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
sein?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Wo wohnt er? Wissen wir das?«
»Ja. Wir haben alle Informationen, aber ich zögere noch. Was meinst du?«
Brandt schlackerte mit den Beinen wie ein kleines Mädchen auf einem zu hohen Stuhl.
»Nehmt Kontakt mit ihm auf. Schließlich ist es ja eine Mordermittlung, nicht wahr?«
»Ja, aber …«
»Sucht ihn auf, ich informiere den Staatsanwalt.« Sie hüpfte auf den Boden. »Wir unterhalten uns später weiter, ich gehe jetzt runter und schwimme ein paar Bahnen.«
»Bist du nicht ausgelastet?«
»Medizinische Fitness in der Arbeitszeit hat die Gewerkschaft für uns durchgesetzt. Würde dir übrigens auch nicht schaden«, sagte sie und ging hinaus.
Holtz griff zum Telefon und wählte die Nummer des GFFC . Er ließ sich von einem Angestellten des Forensischen Forschungszentrums versichern, dass die Resultate der DNA -Analysen vom Adlerhorst bald zur Verfügung stünden, und beschloss dann, das Präsidium zu verlassen.
Er hatte in der Zeitung die Anzeige eines Geschäftes in der Nähe gesehen, das preiswerten Weihnachtsschmuck verkaufte. Wenn die Mädchen kamen, wollte er ihnen richtige Weihnachten bieten, und da brauchte er sowohl eine Krippe als auch einen Strohbock. Da er vor dem Umzug in sein Haus vor vielen Jahren die alten Adventskerzenhalter, Porzellanwichtel und alles andere, was zu Weihnachten gehört, weggeworfen hatte, musste er jetzt einige Neuanschaffungen tätigen.
Als er gerade aus der Eingangshalle des Präsidiums treten wollte, klingelte sein Handy. Es war die Klinik. Der Patient Jonny Andersson sei zu sich gekommen, und der Arzt habe die Erlaubnis erteilt, ihn zu besuchen.
Ulf Holtz blieb vor dem Gebäude stehen und überlegte, was er tun sollte. Weihnachtschmuck oder Jonny Andersson?
Die Ermittlergruppe hatte von der Sicherheitspolizei den Hinweis erhalten, dass Johan Segers engster Gefolgsmann Jonny Andersson der schweren Körperverletzung in einer Bar verdächtigt werde. Der betroffene junge Mann sei in sehr übler Verfassung in der Bar aufgefunden worden, habe sich jedoch rasch wieder erholt und eine Täterbeschreibung geliefert, die auf Jonny Andersson passe. Das kam der Ermittlergruppe sehr gelegen, und Staatsanwalt Mauritz Höög hatte ohne Einwände einer vorläufigen Festnahme wegen schwerer Körperverletzung und Raub zugestimmt. Tagelang war dann erfolglos nach Jonny Andersson gefahndet worden, bis sie mehr durch einen Zufall erfahren hatten, wo er sich befand. Der behandelnde Arzt hatte den Angriff des Hundes angezeigt, und so hatten sie erfahren, dass Andersson im Krankenhaus lag. Die Ermittler versprachen sich wichtige Informationen von dem Patienten, und Ellen Brandt hatte verfügt, dass Holtz ihn möglichst unter dem Vorwand, es handele sich um eine kriminaltechnische Untersuchung anlässlich des Hundeangriffs, aufsuchen sollte.
Holtz entschied, dass der Weihnachtsschmuck warten könne.
Jonny Anderssons Gesicht verbarg sich hinter einem Verband. Ulf Holtz stand neben dem Bett und betrachtete ihn schweigend. Gerade als er erwog, wieder zu gehen, regte sich Andersson.
Vorsichtig bewegte er den Kopf und fasste sich mit den Händen an den Verband.
»Sind Sie wach?«, fragte Holtz ohne den geringsten Versuch, mitleidig zu klingen.
»Wer sind Sie?«
Andersson klang unsicher und verängstigt.
»Wer sind Sie?«, wiederholte er.
Seine Unsicherheit nahm zu.
»Ich komme von der Polizei und bin Kriminaltechniker. Ich bin hier, um ein paar Proben zu entnehmen. Offenbar sind Sie von einem Hund angegriffen worden und …«
»Einen Teufel werden Sie tun!«, fauchte er. »Ich will mit einem Arzt sprechen, mit Bullen rede ich nicht. Kann mir nicht jemand das hier abnehmen?«
Er zerrte an seinem Verband.
Ulf Holtz seufzte laut, griff zur Klingel und drückte auf den roten Knopf. Eine orangefarbene Lampe auf dem Gang begann zu blinken, und eine Krankenschwester kam angelaufen.
»Was ist hier los?«, fragte sie vorwurfsvoll und sah Holtz streng an.
»Ich habe nichts gemacht.« Er hörte selbst, wie lächerlich das klang.
Die Krankenschwester nahm behutsam Anderssons Hand weg, damit er sich nicht den Verband herunterriss. Sie sprach leise auf ihn ein, und er beruhigte sich wieder. Dann bat sie Holtz, das Zimmer zu verlassen. Sie sagte, er dürfe den Patienten nicht stören, solange der Arzt dies nicht genehmigt hätte.
Ulf Holtz versuchte zu erklären, dass er diese Genehmigung bereits besäße, gab aber rasch auf. Widerwillig verließ er das
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