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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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rebellisch war. Und schwarz gekleidet. Sie weiß im Übrigen nicht, was aus ihrem Sohn Gabriel nach der Misshandlung und dem Krankenhausaufenthalt geworden ist. Sie will davon auch nichts wissen.«
    »Und was ziehst du daraus für Schlüsse?«, fragte Holtz, während er seinen Teebeutel aus der Tasse fischte.
    »Irgendwas stimmt da nicht. Laut Adoptionsunterlagen nahm sich eine Familie Marklund Gabriels direkt nach seinem Krankenhausaufenthalt an. Im Melderegister steht, er hat seither bei ihnen gewohnt. Das ist fast schon alles, was ich über ihn weiß.«
    »Brandt will, dass du Kontakt zu seiner Familie aufnimmst.«
    »Das geht nicht.«
    »Selbstverständlich geht das, obwohl es natürlich etwas ungewöhnlich ist.«
    »Sie leben nicht mehr.«
    »Bitte?«
    Er hatte gerade seine Teetasse angehoben, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne.
    »Die Adoptiveltern sind bei einem Unglück vor zwei Jahren ums Leben gekommen.«
    »Und zwar wie?«
    Er stellte die Tasse wieder ab.
    »Das Gemeindehaus brannte ab, und sie kamen in den Flammen um. Das hat mir ein sehr freundlicher Kollege in Gabriels Heimatort erzählt. Er bot mir im Übrigen an, ihn aufzusuchen, falls ich weitere Hilfe benötigte.«
    »Fahr halt hin. Das kann nicht schaden. Denk dir einen Vorwand aus und statte Gabriel Marklund einen Besuch ab.«
    Pia Levin nickte nur und verdrückte dann schweigend weiter ihr riesiges Frühstück. Holtz versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu deuten, aber war sich nicht sicher, was sie dachte. Oder fühlte.
    Schweigend legten sie beide in Gedanken versunken den weiten Weg zum Präsidium zurück.
    Holtz dachte darüber nach, ob er der Ermittlergruppe vorschlagen sollte, die Alfagruppe zu bitten, ein Profil von Johan Seger zu erstellen. Je mehr er über den Ermordeten in Erfahrung brachte, desto schwieriger wurde es, sich ein Bild von ihm zu machen. Das Paradox des Wissens. Er hielte es für sinnvoll, wenn jemand von außen versuchen würde, ein Gesamtbild zu entwerfen.
    »Du«, sagte Levin, als sie den Eingang fast erreicht hatten.
    »Ja«, erwiderte Holtz und verlangsamte seine Schritte.
    »Warum ist es dir eigentlich so wichtig, dass ich die Vernehmungen durchführe? Du weißt doch, wie ich dazu stehe …«
    »Müssen wir das wirklich noch einmal durchkauen?«
    »Aber wir haben doch einen Haufen Arbeit, Spuren, die wir noch nicht ausgewertet haben, dann kommen bald die Ergebnisse des GFFC und der Bericht der Brandermittler …«
    »Du brauchst dir darum keine Sorgen zu machen. Es ist alles unter Kontrolle. Unsere Abteilung besteht schließlich nicht nur aus uns beiden, nicht wahr?«
    Sie sah aus, als wollte sie gerade protestieren, kam jedoch nicht dazu.
    »Ich muss noch ein paar Sachen erledigen. Wir unterhalten uns heute Nachmittag weiter. Okay?«, sagte er und ließ sie vor dem Foyer stehen.
    Levin öffnete seufzend die schwere Glastür, nickte der Wache zu, zog routiniert ihre Karte durch das Lesegerät an den Schwingtüren und gab den Code ein. Statt den Fahrstuhl zu nehmen, eilte sie die sechs Treppen zur Forensischen Abteilung, zur Roten Zone, hinauf. Es roch nach frischer Farbe, was sie bei dem Zustand des Treppenhauses verwunderte. Der Anstrich blätterte ab, und auf jedem Treppenabsatz standen große Recycling-Tonnen. Trotz böser Zurechtweisungen auf den schwarzen Brettern deponierten die Leute alles mögliche Gerümpel vor den Fahrstuhltüren, sogar Körbe mit überreifem Obst, das kleine schwarze Fliegen anzog. Sie schämte sich jedes Mal, wenn sie Besuch empfing. Allerdings kam das nicht oft vor.
    Und jene Person, mit der sie sich an diesem Vormittag verabredet hatte, kümmerte es vermutlich wenig, wie es im Treppenhaus des Präsidiums roch oder aussah.
    Hermine Vogel lehnte vor Levins Büro an der Wand. Sie hatte einen Laptop unter dem Arm, kaute Kaugummi und trug enge schwarze Hosen, ein weißes Hemd und eine Weste. Ihr Gürtel wurde von einer Batman-Schnalle zusammengehalten, und die Beine steckten in hohen schwarzen Stiefel mit Absätzen. Man sah ihr nicht an, dass sie eine der führenden schwedischen Expertinnen auf dem Gebiet der Brandanalyse war. Nichts an ihrem Äußeren verriet, dass sie einen großen Teil ihrer Arbeitstage damit zubrachte, in niedergebrannten Häusern zwischen verkohlten Leichen herumzukriechen.
    »Hallo, entschuldige meine Verspätung. Die Morgenbesprechung hat etwas länger gedauert«, sagte Levin, die beschlossen hatte, das gemeinsame Hotelfrühstück mit ihrem unmittelbaren

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