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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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fuhr auf die A 8 zurück, bis er zum Treffpunkt auf dem Rastplatz Hofoldinger Forst kam, dort, wo bereits Jörg Kreiler sein Auto – einen nagelneuen schwarzen BMW X3 – mit eingeschalteter Innenbeleuchtung geparkt hatte. Er hielt drei Stellplätze weiter und wartete.
    Warum nicht sieben Morde statt nur sechs?, fragte er sich im Stillen. Oh, das gefiel ihm! Sieben wie der Wolf und die sieben Geißlein. Oder zehn wie Zehn kleine Negerlein . Er umklammerte das Lenkrad noch fester. Das Fieber ließ kalte Schauder über seinen Nacken und seine Kopfhaut laufen. Halb widerwillig wandte er seinen Kopf und sah Jörg Kreiler auf dem Fahrersitz des BMW eine Akte studieren, die er über dem Lenkrad ausgebreitet hatte. Auf dem Armaturenbrett vor ihm lag ein Handy.
    Er hatte Kreiler bis jetzt nie seinen Namen genannt. Für ihn war er wie für alle anderen nur „der Pole“. Heute würde er jedoch eine Ausnahme machen und dem Professor seinen Namen nennen.
    Wenn er Kreiler seine wahre Identität preisgegeben hatte, war einer zu viel im Spiel: der Mann, der ihn beauftragt hatte, Maryam Krasinski zu töten, seinen Großvater.
    Seine aufgeblähte Lunge presste sich schmerzhaft gegen die Rippen. Der Tod kam immer auf leisen Sohlen. Er blickte verstohlen zu Kreiler. Warum schien es immer so leicht, beinahe arrangiert, sogar vorherbestimmt? Er suchte nie nach seinen Opfern; man sagte ihm, wo er sie finden konnte, um sich mit der sprudelnden Lebenskraft eines anderen zu speisen. Ja, deshalb liebte er das Töten.
    Er dachte an das, was ihn heute erwarten würde, und summte mit geschlossenen Lippen: „Zwei kleine Negerlein, die letzten des Vereins, die gingen aufeinander los – da war es nur noch eins.“
    Er schaltete die Innenbeleuchtung des Mercedes ein, drückte einmal kurz auf die Hupe und spann angewidert den ersten klebrigen Faden seines todbringenden Netzes.
    Kreiler fuhr erschreckt zusammen und sah zu ihm herüber.
    Der Pole beugte sich vor und hielt beinahe schüchtern einen Finger hoch, dann ließ er sein Seitenfenster bis auf halbe Höhe herunter, so als sei er nicht sicher, ob er Kreiler trauen könne.
    Kreiler zögerte, dann öffnete auch er das Seitenfenster.
    „Entschuldigen Sie bitte“, sagte der Pole. „Ich habe mich verspätet.“
    Seine Stimme war weich und tief, und er wusste, dass sie eine beinahe hypnotische Wirkung hatte. Die Leute schienen nie müde zu werden, seiner Stimme zu lauschen. Sie unterbrachen ihn nur selten.
    Kreiler lächelte, doch es war ein angespanntes Lächeln, und er sagte nichts. Er hatte ihn immerhin erwartet.
    „Ich weiß, ähm … es ist viel verlangt … aber, ähm …“ Der Pole stotterte absichtlich, um unsicher zu klingen. „Mein, ähm … mein Telefon …“, sagte er mit einem Achselzucken und einem Lächeln, „ist tot.“ Er hielt sein Handy hoch. „Ich muss einen Anruf tätigen“, fuhr er fort. „Könnte ich mir wohl, ähm … ich meine, würden Sie mir Ihr Telefon leihen? Danach können wir das Geschäftliche besprechen.“
    Kreiler nickte.
    „Danke.“ Der Pole stieg aus seinem Wagen und ging zu Kreilers Fahrertür, wo er in respektvollem Abstand stehen blieb. Um die elektrische Energie zu entladen, die durch seinen Körper strömte, trat er von einem Fuß auf den anderen und schüttelte sich, als würde ihn frösteln.
    Kreiler streckte die Hand aus und reichte ihm das Handy.
    Er stellte sich so hin, dass Kreiler einen Blick auf seinen braunen Wildledermantel, seinen Rollkragenpullover und seine Bundfaltenhose aus braunem Flanell werfen konnte. Nichts Schwarzes, alles weich und warm. Er wählte willkürlich sieben Ziffern und hob das Handy an sein Ohr.
    „Sie können in Ihrem Wagen telefonieren, wenn Sie möchten“, bot Kreiler an.
    Der Pole wusste, je unaufdringlicher er sich verhielt, desto leichter würden später Kreilers persönliche Grenzen zu überschreiten sein.
    „Sie haben mir schon einen großen Gefallen getan“, sagte er. „Es dauert wirklich nur einen Moment.“
    Kreiler nickte, wandte sich wieder der Akte zu und schloss sein Fenster.
    Der Pole sprach laut, um sicherzustellen, dass Kreiler alles mithören konnte.
    „Ja. Auch das habe ich erledigt“, sagte er, dann machte er eine Pause. „Wie hoch?“ Wieder eine Pause. „Ich werde Professor Kreiler Grüße von Ihnen ausrichten.“ Er nickte. „Selbstverständlich. Ich werde ausrichten, dass es Ihnen gutgeht, Boss.“ Er tat so, als würde er das Gespräch beenden, und klopfte leise an das

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