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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Meldeämtern weiter in Erfahrung gebracht hatte, war die Frau nach dem Tod ihres Mannes samt Flaubert zu ihrem einzigen Kind gezogen, einer Tochter, die in der Nähe von Freiburg verheiratet war. Dort war sie drei Jahre später – im gesegneten Alter von zweiundneunzig Jahren – friedlich entschlafen und hatte Flaubert in der Obhut ihrer Tochter zurückgelassen, was dazu führte, dass er schon einen Tag nach der Beerdigung wegen nachhaltiger Lärmbelästigung sowie Gefährdung von Kinderfingern ins Tierheim wanderte.
    Von dort hatte ihn vor etwas mehr als fünf Jahren gegen eine Spende in die Vereinskasse eine Frau übernommen, die ihrenNamen als Anita Bialas angegeben hatte. Anita Bialas war damals und auch heute noch in Karlsruhe gemeldet mit einer Anschrift in der westlichen Kaiserallee. Um all dies herauszufinden, hatte Rolf Runkel kaum mehr als eine Stunde gebraucht, was alle, die ihn näher kannten, sehr wunderte.
    Da ich bis vor anderthalb Jahren im Karlsruher Polizeipräsidium gearbeitet und Jahrzehnte in der Stadt gewohnt hatte, beschloss ich, hinzufahren und mir die Wohnung der Toten selbst anzusehen.
    Als Belohnung für seinen Eifer nahm ich Runkel als Begleiter mit.
    Inzwischen waren die meisten Straßen wieder befahrbar. Zwar regnete es immer noch in Strömen, der Schnee taute mit Macht, das Eis auf dem Neckar begann zu brechen, erste Bäche traten über die Ufer, und einige Straßen in den Schwarzwaldtälern standen schon unter Wasser. Zum Glück jedoch nicht die Autobahn A5 in Richtung Süden.
    So standen wir am Freitag kurz nach Mittag vor der angegebenen Adresse in der Karlsruher Kaiserallee. Das Jugendstilhaus mochte knapp hundert Jahre alt sein, wirkte gepflegt und machte einen heimeligen Eindruck.
    Ich hatte einen meiner früheren Kollegen, Thomas Petzold, gebeten, uns zu begleiten. Er war inzwischen Hauptkommissar, hatte ich schon am Telefon erfahren. Ich legte auf seine Anwesenheit Wert, da ich mich erstens freute, ihn wiederzusehen, und er sich zweitens bei Bedarf um einen Schlüsseldienst kümmern konnte. Außerdem beugte ich auf diesem Wege Missstimmungen vor, falls jemand im Karlsruher Polizeipräsidium Wind davon bekam, dass ich in fremden Revieren wilderte. Den Durchsuchungsbeschluss hatte mir die Staatsanwaltschaft dieses Mal ohne kritische Rückfragen ausgestellt.
    Petzold und ich tauschten einen herzlichen Händedruck, er wollte wissen, wie es mir so ging als großem Boss. Ich sagte, ganz okay, und er sagte, ihm gehe es auch gut, und er habe wieder einmal eine neue Freundin. Im Gegensatz zu Balke war er, was das andere Geschlecht anbetraf, ein Pechvogel und ziemlicherMaulheld. Runkel stand daneben, guckte freundlich und langweilte sich.
    Damit waren die Vorreden erledigt, und ich drückte den untersten Knopf auf der Klingelleiste. Der daneben stehende Name lautete Heinemann. Innen schrillte eine altertümliche Schelle. Niemand öffnete. Ich versuchte einen zweiten Knopf, einen dritten, und beim vierten endlich quäkte eine Stimme aus der Sprechanlage:
    Â»Ja, bitte?«
    Ich erklärte unser Anliegen, und es entspann sich eine kurze Diskussion darüber, dass man Fremden nicht so ohne weiteres die Tür öffnen sollte.
    Â»Mein Mann und ich waren kürzlich bei der Kriminalpolizei …«
    Â»Wir sind die Kriminalpolizei!«, gab ich freundlich zu bedenken.
    Â»â€¦Â und der nette Herr dort hat uns sehr eindringlich gewarnt …«
    Hinter uns hüstelte jemand vernehmlich. Ein vielleicht dreißigjähriger Mann im hellgrauen Business-Anzug drängelte sich an uns vorbei und schloss die Tür auf. Als wir ihm folgten, sah er nicht einmal zurück.
    Anita Bialas’ Wohnung lag im ersten Obergeschoss. Petzold begutachtete das Türschloss und zückte sein Handy, um den Schlüsseldienst zu rufen. Die Tür zur Nachbarwohnung wurde einen Spalt geöffnet, die Sicherheitskette rasselte, ein Auge hinter dickem Brillenglas erschien im Spalt und betrachtete uns.
    Â»Sind Sie das, mit dem ich eben gesprochen habe?«, tönte es dumpf.
    Ich hielt meinen Dienstausweis vor den Türspalt.
    Â»Die sind ja sowieso meist gefälscht«, sagte die Stimme. »Was tun Sie da? Gehen Sie weg, oder ich rufe die Polizei!«
    Â»Wir brechen die Tür auf«, erklärte Petzold. »Und wenn Sie uns weiter dabei stören, brechen wir Ihre als nächste auf.«
    Die

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