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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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erst mal abwechselnd vor den anderen PC setzen, wenn ihr ins Internet müsst. Zur Not macht ihr einen Stundenplan.«
    Â»Alle haben heute WLAN«, quengelte Louise, »nur wir nicht. Wir leben echt hinterm Mond!«
    Â»Silke hat von ihrem Vater einen megageilen Laptop zu Weihnachten gekriegt«, sekundierte Sarah. »Die kann sogar im Garten ins Internet!«
    Â»Stelle ich mir beim derzeitigen Wetter ziemlich ungemütlich vor.«
    Â»Du bist blöd«, meinte Louise. »Es geht doch gar nicht ums Wetter, es geht ums Prinzip. Internet braucht man einfach. Ohne Internet ist man toter als tot.«
    Â»Was kostet denn so ein WLAN?«
    Sie sahen sich ratlos an.
    Â»Das kann nicht so teuer sein. Man braucht bloß so ein Kästchen mit gelben und grünen Lämpchen dran. Die blinken die ganze Zeit, und dann hat man Internet durch die Luft.«
    Â»Und Antennen. Antennen hat es, damit es funken kann.«
    Â»Macht euch schlau. Wenn es bezahlbar ist und hilft, dass diese ewige Streiterei endlich aufhört, dann ist es genehmigt.«
    Â»Echt jetzt?«, fragte Sarah verdutzt. »Einfach so?«
    Â»Aber ihr kümmert euch um alles, okay?«
    Â»Logo«, erklärte Louise selbstbewusst. »Das macht Chip.«
    Â»Chip?«
    Â»Der Ober-Computer-Fuzzi in unserer Klasse. Voll der Checker. Der würd uns sogar noch was dafür bezahlen, wenn er uns besuchen darf.«
    In manchen Dingen sind Frauen ganz eindeutig im Vorteil.
    Â»Und jetzt?«, fragte ich. »Wie lösen wir das Problem mit den Zimmern? Ihr könntet zum Beispiel täglich hin- und herziehen.«
    Â»Du bist wirklich blöd«, fand nun auch Sarah.
    Â»Irgendeine Lösung müssen wir finden. Und ich kann das Thema wirklich nicht mehr hören.«
    Â»Also, ich bin zufrieden mit dem kleinen Zimmer«, erklärte Louise plötzlich. »Die Klügere gibt nach.«
    Das fand Sarah nun gar nicht gut, jedoch fiel ihr auf die Schnelle kein Argument ein, das sie gegen diese Lösung hätte vorbringen können.
    Am nächsten Vormittag saß ich Konradin Fabricius zum ersten Mal gegenüber, dem ehemaligem Chef der pleitegegangenen IFS. Fabricius sah aus wie ein zu lang geratener Abiturient, obwohl er die dreißig sicherlich schon hinter sich hatte. Derzeit war er arbeitslos wie viele ehemalige Bankangestellte weltweit. Es war für Balke kein großes Problem gewesen, Fabricius zu finden, da dieser aus Karlsruhe stammte und seine Eltern immer noch dort wohnten. Nachdem er seine Penthousewohnung eilig und vermutlich mit Verlust hatte verkaufen müssen, hatte er sich in Frankfurt eine Bleibe gesucht.
    Das Gespräch führte ich in meinem Büro. Es stand Kaffee auf dem Tisch, und ich bemühte mich um eine lockere Atmosphäre.
    Â»Ach, die Anita.« Fabricius rieb sich die Hände, als hätte er Grund, sich auf unsere Unterhaltung zu freuen. »Was soll ich sagen? Sie hat mich selten überrascht.«
    Â»Weshalb sollte sie Sie überraschen?«
    Sein unsteter Blick verharrte kurz auf meinem Gesicht, irrte wieder ab.
    Â»Sehen Sie, ich teile meine Leute in drei Kategorien ein: Gruppe eins, das sind die, die Sie enttäuschen. Sie geben ihnen einen Auftrag, und die schaffen ihn mit Hängen und Würgen.Oder auch nicht. Das sind die, die Sie bei nächster Gelegenheit feuern. Gruppe zwei macht den Job gut, kein Grund zur Klage, aber auch nicht mehr. Die halten Sie, solange das Geschäft es zulässt. Gruppe drei, das sind die, die Sie überraschen. Sie sind schneller fertig als geplant. Sie haben mehr getan als gefordert. Sie haben es anders, vielleicht sogar besser gemacht als erwartet. Das sind die, die nicht die Brötchen, sondern die Butter und die Wurst verdienen.«
    Fabricius hatte aufgehört, sich die Hände zu reiben, wippte nun stattdessen mit dem rechten Knie.
    Â»Im Großen und Ganzen waren Sie aber zufrieden mit Frau Bialas?«
    Â»Ja, klar. Zufrieden.«
    Â»Sie hat Hypothekenkredite vermittelt. Wie muss man sich das vorstellen?«
    Â»Ganz einfach: Der Kunde kommt zu uns. Entweder weil er von anderen Banken keinen Kredit bekommt. Das sind die Loser. Oder weil er besonders günstige Konditionen sucht. Das sind die Schnäppchenjäger. Die einen küssen Ihnen die Füße, wenn Sie ihnen helfen. Die anderen sind Nervensägen. Die machen viel Arbeit, weil sie immer noch mal ein zehntel Prozent rausholen wollen oder Ihnen kurz vor

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