Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
Vom Netzwerk:
italienisches Essen liebt.
    »Wenn sie uns gleich ihre Lieblingsstellung verrät, muss ich brechen«, raunt Zoe Kim zu. Die zuckt bei dem Satz zusammen. So ordinär ist Zoe nur selten.
    Zoe lässt den Blick schweifen und bleibt an Carl hängen. Ihr wird eiskalt. Die Art, wie er die neue Lehrerin anschaut, ist wie ein Faustschlag in ihren Magen. Sie sieht es in seinen Augen blitzen. Zoe ballt die Hände ganz fest. Bis die Knochen schmerzen. Sie starrt Enya Alt an. Was sieht er in ihr?
    Was gefällt ihm so?
    Sie nimmt wahr, wie seine Blicke den Körper der Lehrerin abtasten, umgarnen.
    »Ich kenne übrigens einen guten Italiener. Kann ich Ihnen ja mal zeigen«, hört sie plötzlich Carls Stimme wie durch eine Nebelwolke.
    »Danke. Du kannst mir ja vielleicht einfach den Namen und die Adresse nennen«, weicht Enya Alt aus.
    »Klar. Carl Neumann. Kanalstraße 4 .«
    Enya Alt lächelt. Sie sieht geschmeichelt aus.
    »Ich kriege gleich Herpes«, zischt Zoe.
    »Ich meinte eigentlich den Namen des Italieners«, hört sie die Lehrerin.
    »Schade«, grinst Carl und Zoe riecht fast, wie die Neue ihn anmacht.
    Sie kann nicht anders. In der Pause zieht es sie in die hintere Ecke vom Schulhof. Da, wo Carl oft abhängt. Sie tut so, als schreibe sie sehr konzentriert eine SMS . Sie zuckt scheinbar überrascht zusammen, als er sie anspricht.
    »Und wie findest du die Neue?«
    »Nicht so scharf wie du, glaube ich«, zischt sie.
    »Du meinst, nicht so scharf wie dich. Oder?«
    Sie dreht sich weg, tippt weiter sinnloses Zeug in ihr Handy. Irgendwas in ihr springt, hüpft, überschlägt sich.
    Hat er gerade gesagt, dass er sie scharf findet?
    Zoe ärgert sich maßlos. Mal wieder über sich selber. Wie konnte sie auf die blöde Nummer von Carl reinfallen? Als ob er tatsächlich diese Alt gut finden könnte.
    Carl schaut ihr hinterher. Dem geraden Rücken, dem hoch erhobenen Kopf – und er spürt, wie sie sich freut. Er weiß auch, dass sie das niemals zugeben würde. Letztens, am Abgrund, da hat er sich getäuscht. Er hatte auch die Nähe gefühlt. Als er Zoe zum ersten Mal sah, hatte er gewusst, dass sie die Richtige ist. Seine Prinzessin. Sie ist so rein, so kalt, so hell und schön. Sie wird ihm helfen, zu seinem Ziel zu kommen. Er will Macht. Und er weiß: Geld ist Macht. Alles und alle sind käuflich. Wenn der Preis stimmt.
    Irgendwann wird er nicht mehr Carl aus dem Block sein. Er wird nicht den ganzen Tag den Uringestank aus dem Treppenhaus in der Nase haben. Er muss nicht mehr die peinlichen Kik-Aufnäher von den Klamotten schneiden, den Geruch des Vorgängers bei den Jacken aus der Kleiderkammer auf seiner Haut ertragen. Er wird in Läden essen gehen, in denen man sich hinsetzen kann.
    Und wenn Zoe dann noch will, wird sie mitkommen.
    Er will sie, weil er sie braucht.
    Er hat einen Plan. Er wünscht sich jemanden, der größer denkt.
    Zoe eben.

Fast ganz normal
    D u musst über die Terrasse reinkommen«, brüllt Sonja Kessler.
    »Warum? Wieso machst du mir nicht einfach die Tür auf?«, brüllt Zoe zurück. Was ist das jetzt wieder für ein Mist? Hat ihre Mutter sich beide Hände gebrochen?
    »Ich habe die Finger voll mit Teig«, schreit die zurück.
    Zoe seufzt und geht durch den Garten über die Terrasse ins Wohnzimmer.
    »Da kann ich ja froh sein, dass wir Sommer haben und hier offen ist«, müffelt sie ihre Mutter an, die sie in der Küche findet. Sonja Kessler hat an allen zehn Fingern Teig kleben und versucht verzweifelt, daraus einen großen Klumpen zu machen.
    »Ist das eine neue Form von Finger-Gymnastik? Oder ist das eine Anti-Age-Hand-Übung?«, grinst Zoe und nimmt sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank.
    »Ich backe Brot.«
    »Warum?«
    »Weil ich es leid bin, für ein blödes Brötchen mit ein paar Körnern drin fast siebzig Cent zu bezahlen. Oder für ein schlichtes Brot fast einen Schein zücken zu müssen. Weißt du, wie viel Brot hier über den Tisch geht? Das ist unverschämt teuer. Wenn man das selber backt, ist das nicht nur viel günstiger, sondern schmeckt auch viel besser.«
    »Vorausgesetzt man bekommt den Teig irgendwann von den Fingern und in den Ofen, oder?«
    »Wie schön, dass ich so eine intelligente Tochter habe«, lacht Sonja Kessler.
    Sie meint das nicht böse, aber Zoe fühlt einen Stich in der Magengrube. Ja, ihre Mutter hat eine intelligente Tochter. Und eine behinderte.
    »Vielleicht hättest du mal die Güte, mir das Mehl zu geben.« Ihre Mutter hat nicht mitbekommen, wie Zoe

Weitere Kostenlose Bücher