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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
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Callum und Annalise …«
    »Haben genau das getan, was ich ihnen befohlen habe. Wir konnten es nicht so aussehen lassen, als hätte ich dich hier abgeliefert – du musstest dich dafür anstrengen.«
    Genau wie Bethina wollte Mutter, dass ich nach Summer Hill gehe – aber warum? »Bethina hat gesagt …«
    »Bethina.« Mutter seufzt und legt das Gebäck auf ihrem Teller ab. »Ja, ich nehme an, sie hat dich ganz ordentlich großgezogen. Aber vergiss nicht, dass sie eine Lichthexe ist. Sie wird nur ihresgleichen beschützen.«
    »Und doch sitzt du mit Henry hier.« Ich starre Henry, den Verräter, finster an.
    Mutter klimpert mit den Wimpern ihrer großen blauen Augen, bevor sie die Hände aneinanderpresst und den Kopf senkt. Die Musik spielt weiter, und das Feuer prasselt. Henry nimmt einen tiefen Zug aus seinem Glas.
    Trotz der friedlichen Umgebung entschlüpft mir die entsetzlichste Frage: »Warum hast du uns aneinandergebunden?«
    Die Cellomusik bricht abrupt ab und hinterlässt eine Geräuschleere, die über uns hängt und darauf wartet, dass meine Mutter zu mir spricht. Sie dreht sich von mir weg, wendet sich an Henry und nickt ihm zu. Er geht um den Tisch herum und streicht ihr mit der Hand übers Gesicht. Zufrieden mit dem, was er getan hat – was auch immer es war! –, lächelt Mutter ihn an, und er kehrt zu seinem Platz zurück.
    »Setzt du dich zu mir?« Sie streckt mir beide Hände entgegen.
    Selbst wenn ich wollte, könnte ich es ihr nicht abschlagen. Ihr Lächeln zieht mich an, und ich möchte nichts lieber, als ihr zu gefallen. Ich erlaube Mutter, mich zu der Chaiselongue am Feuer zu führen. Ihr glänzendes auberginefarbenes Kleid umspielt ihre Beine, als sie sich hinlegt. Ich setze mich auf den Rand der Chaiselongue, den Körper leicht meiner Mutter zugewandt.
    »Gebunden?« Mutter nimmt einen großen Schluck von ihrem Getränk und stellt das Glas dann auf den Tisch. »Ist es das, was sie dir erzählt haben?«
    »Henry hat es mir gesagt.«
    Mutter sieht Henry mit hochgezogener Augenbraue an, bevor ihr Lachen ertönt, ein süßer, melodischer Klang. »Nein, Liebes, ich habe euch nicht aneinandergebunden, das kann niemand bis auf euch selbst wirklich tun. Ich habe dich mit einem Schutzzauber belegt, um die Lichthexen daran zu hindern, dir Schaden zuzufügen.«
    »Malin«, knurrt Henry und schmettert sein Glas so heftig auf die Tischplatte, dass es zersplittert. Die Scherben fliegen über den Tisch und werfen Lichtschimmer des Feuers in den ganzen Raum zurück.
    Mutter seufzt. »Oh, na gut.« Ihre langen Finger trommeln gegen ihr Knie, und Henrys Glas fügt sich von selbst wieder zusammen. »Es ist eine Art Bindung. Aber ich würde dir nie mit Absicht Schaden zufügen, das musst du wissen. Du bist meine Tochter, und wenn nur einer von euch überleben kann, dann werde ich mein Bestes tun, um sicherzustellen, dass du es bist.«
    Ich sehe sie mit zusammengekniffenen Augen an und versuche, ihre Worte zu verstehen.
    »Hör auf, das Gesicht so zu verziehen, Liebes, das steht dir nicht.« Sie macht eine Handbewegung, und Henrys Glas füllt sich erneut. »Ich wollte dir die Chance verschaffen, erwachsen zu werden und dich zu verteidigen. Das hier war die beste Lösung. Und der Zauber hat doch wunderbar gewirkt, nicht wahr? Du bist fast erwachsen und womöglich stärker als Beck, zumindest unter diesem Ding , mit dem sie dich belegt haben.« Sie betastet die zarten Goldketten, die um ihren Hals hängen. »Dafür, dass er Lichthexer ist, ist er solch ein netter Junge und so gutaussehend.« Sie seufzt. »Es ist so schade.«
    Sie spricht über Beck, als wäre er bloß irgendein Gegenstand und nicht der Junge, den ich liebe – niemand von Bedeutung. »Was, wenn ich gar nichts tue und einfach davonlaufe?«
    Ihr strahlendes Lächeln weicht einer verzerrten Grimasse. »Nichts zu tun kommt nicht infrage. Außerdem hättet ihr früher oder später gekämpft, wenn ich den Zauber nicht gewirkt hätte.«
    Henry räuspert sich.
    Mutter wirft daraufhin die Arme in die Luft und starrt ihn böse an. »Das hätten sie getan, Henry, das weißt du doch. Caitlyns Fluch sorgt dafür.«
    »Hat sie Charles wirklich getötet und uns verflucht?«, frage ich, während ich meine Sandalen abstreife und die Füße unter mich ziehe.
    Mutter lässt den Inhalt ihres Glases kreisen und mustert ihn. »Ja und ja.« Sie tätschelt mir die Hand.
    Ich mustere ihr Kleid, das im Feuerschein schimmert. »Du musstest meinen Vater nicht töten.

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