Eistochter
das ergibt nicht den geringsten Sinn! Wir sind ein Paar. Du warst schon in ihrem Haus zu Gast. Sie hat nach den Angriffen zugelassen , dass du gehst. Sie hätte dich ins Gefängnis stecken können«, erkläre ich atemlos. »Bethina hat gesagt, dass mein Vater …« Ich ringe mit den nächsten Worten. »Nun, dass er ein Lichthexer war. Mutter kann die Lichthexen doch nicht hassen, wenn sie an einen Lichthexer gebunden war.«
Beck massiert seine Fingerknöchel und starrt an mir vorbei. Zutreffender wäre es wohl zu sagen, dass er meinem Blick ausweicht. »So ist sie eben – sie hasst andere Leute.«
»Was meinst du damit?«
»Ich hatte gehofft, Bethina würde dir all das erklären.« Er kneift sich in den Nasenrücken. »Dunkelhexen ziehen ihre Macht aus Angst und Zorn. Sie sind Zerstörer. Wir Lichthexen sind Schöpfer, die bei Ruhe und Zufriedenheit aufblühen.«
»Der Sturm … Je aufgeregter ich war, desto heftiger ist er geworden. Aber wie? Wie habe ich das bewirkt?«
Er zuckt mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Du hast es einfach getan.«
Ich spiele mit dem Obst auf meinem Teller. »Was ist in der Schule passiert? Ich weiß, dass Annalise und Callum dich verraten haben, aber warum?«
»Um uns voneinander zu trennen. Nach ihrem Besuch hatte ich einen Verdacht, was los war. Als Mr. Proctor mich aufgehalten hat, nachdem ich … dich geküsst hatte, hat er gesagt, dass ich sofort ins Schulleiterbüro müsste, wollte mir aber nicht sagen, warum. Ich dachte, sie würden mich festhalten, damit sie dich holen können.«
» Mich holen?«
Beck schiebt sein Essen mit der Gabel hin und her und rammt sie dann in eine sonderbare Fleischrolle. »Annalise hat nicht gelogen, als sie gesagt hat, dass diese Gruppe auf der Suche nach dir war. Ich dachte, deine Mutter hätte sie vielleicht geschickt, als Schutzmaßnahme. Ich vermute, Annalise hat erkannt, dass ich mich bemüht hätte, Widerstand zu leisten, wenn sie einen Versuch unternommen hätten, uns zu trennen.«
»Ich wäre nicht mitgegangen.«
»Glaubst du etwa, dass ich freiwillig mitgegangen bin?« Er zieht die Oberlippe hoch. »Sie haben mich jedenfalls in ein leeres Zimmer gebracht, und kurze Zeit später wurden Kyra, Maz, Ryker und zwei jüngere Schüler hereingeführt. Sie haben so getan, als wäre ich gar nicht da.« Er beißt die Zähne zusammen. »Ryker hat mich noch nicht einmal angesehen. Kurze Zeit später tauchte dann Annalise auf, ohne Callum, und ging mit allen außer mir wieder. Sie hat nicht mit mir gesprochen.« Er fährt sich mit der Hand durchs Haar, und es gerät in wirre Unordnung. »Dann sind meine Eltern gekommen und haben mich nach Summer Hill gebracht.«
»Ging es Kyra gut? Hatte man ihr etwas zuleide getan?«
Beck rollt die Schultern nach hinten, als würde er etwas Unangenehmes abschütteln. »Kyra ging es gut. Sie wirkte sogar freudig erregt – geradezu glücklich –, Annalise zu sehen.«
Bei dem Gedanken, dass meine beste Freundin sich mit Annalise abgibt, bekomme ich eine Gänsehaut. »Und Maz? Er war doch in unserem Haus, bevor ich weggelaufen bin. Und im Zug.«
»Annalise hat ihn wahrscheinlich zurückgeschickt, um dich zu holen.« Beck atmet laut aus. »Maz ist Dunkelhexer. Das weiß ich zwar schon seit einer Weile, aber er und ich … Na ja, es schien nie eine Rolle zu spielen.« Enttäuschung schleicht sich in seinen Tonfall.
»Er hat mir gesagt, dass ich weglaufen soll. Er wollte, dass ich dich finde.«
Beck zieht die Augenbrauen hoch. »Wirklich?«
»Ja. Er hat mich gefragt, warum ich meine Mutter nicht anrufen wollte. Aber er hat mir geholfen. Zumindest glaube ich das.«
Das veranlasst Beck, breit zu grinsen. »Er ist ein netter Kerl, auch wenn er Dunkel ist.«
»Was ist mit Kyra? Ryker? Sind sie auch Dunkel?«
»Alle anderen Schüler waren es. Ich war der einzige Lichthexer, der als Schüler an der Schule war«, sagt er mit gesenkter Stimme.
In meinen Eingeweiden tut sich ein Loch auf, und mein Kopf droht zu explodieren. »Also dürfen Maz und Ryker ruhig Dunkel sein, aber Kyra nicht? Was ist mit mir? Ist es auch nicht weiter schlimm, dass ich Dunkel bin?« Ich schreie ihn an, weil ich wütend darüber bin, wie er über meine beste Freundin geredet hat.
»Ich weiß es nicht. Ich habe sie immer alle für meine Freunde gehalten, auch Kyra. Aber jetzt …« Er streichelt mir den Rücken, wie er es immer tut, wenn ich verstört bin, und meine Wut schmilzt dahin.
Aber wenn ich daran denke, wie oft die
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