Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
Vom Netzwerk:
wildes Herzflattern bekomme. »Das Frühstück wartet.«
    Er führt mich in die Küche. Es gibt keine Geräte – zumindest nichts, was ich als Gerät identifizieren könnte –, nur Arbeitsflächen, Schränke und zwei mit Essen vollgehäufte Teller. Bethina muss sie für uns bereitgestellt haben.
    Ich habe mich genug erholt, um meinen Gedankengang weiterzuführen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen, dass Beck absichtlich versucht, mich aus dem Takt zu bringen. »Der Sturm. Jedes Mal, wenn ich …« Mir versagt die Stimme. Die Frage liegt mir auf der Zunge, aber wie soll ich sie formulieren, ohne verrückt zu klingen? »Jedes Mal, wenn ich dachte, ich würde in deine Nähe gelangen, hat er auf mich eingeschlagen. Ich glaube, der Sturm wollte nicht, dass ich hierhergelange. Bist du dir sicher, dass Annalise ihn nicht verursacht hat?«
    Beck reicht mir einen Teller und nimmt dann seinen. Meiner ist mit Bethinas Spezialitäten und einer großen Portion Obst gefüllt. Seltsame Delikatessen, die ich noch nie gesehen habe, liegen auf Becks Teller.
    »Annalise kann so etwas nicht bewirken. Wir sind uns völlig sicher, dass du es warst.«
    Er wirft eine dicke Heidelbeere in die Luft und fängt sie mit den Zähnen auf. Es ist ein eindrucksvolles Kunststück, aber ich habe es ihn schon hundert Mal tun sehen.
    »Also haben deine Eltern eine … eine Versammlung einberufen?«
    Wir sind jetzt wieder im Esszimmer, und er balanciert seinen Teller auf einer Hand, während er mir mit der anderen einen Stuhl heranzieht. Er wirkt teuer, alt und zerbrechlich. Und wir durften uns vorher noch nie darauf setzen. Das Letzte, was ich brauchen kann, ist, einen der heißgeliebten Stühle von Becks Vater zu zerstören. Aber zu meiner Überraschung fühlt er sich unter mir solide an, als ich mich darauf sinken lasse.
    »Ja, eine Gruppe Lichthexen, die Anführer aus allen fünf Gesellschaften und ihre Delegierten. Aber auch die Sicherheitsmannschaft meiner Eltern, Familienmitglieder und Mentoren für Bea – und jetzt auch für dich und mich, nehme ich an.« Beck setzt sich auf den Stuhl neben mir und beißt sofort in ein seltsames Ding, das wie ein weißer Klumpen aussieht.
    »Bea ist hier?«, frage ich. Wie wir sollte Becks jüngere Schwester eigentlich in der Schule sein, bei ihren Mitbewohnern.
    »Bea war schon immer hier. Lichthexen besuchen keine staatlichen Schulen. Meine Eltern haben nur unseretwegen so getan, als würde sie zur Schule gehen.«
    Ich starre ihn mit offenem Mund an. Also haben auch sie uns belogen. Gibt es überhaupt noch jemanden, dem ich vertrauen kann?
    »Du solltest das hier probieren.« Er reißt ein Stück von dem ekelhaften Essen ab und legt es neben mein Obst. »Es ist lecker.«
    Ich berühre vorsichtig die teigige weiße Oberfläche. Sie gibt unter meinem Finger nach. »Was ist das?«
    »Eine Delikatesse aus der Zeit vor dem Langen Winter: Teigtaschen mit Schweinefleisch.«
    Ich werde blass. »Schwein? Du willst, dass ich Schwein esse?«
    »Es schmeckt gut. Probier mal.«
    Ich rümpfe die Nase und schüttle den Kopf. »Wir essen kein Fleisch, Beck. Es ist barbarisch und belastet das Ökosystem.«
    »Lark, die Leute essen seit Tausenden von Jahren Fleisch.«
    »Das kann ich nicht. Es ist widerlich.« Ich schiebe das eklige Ding an den Rand meines Tellers und stürze mich stattdessen auf Bethinas frittierte Paprika mit Mais auf der anderen Seite. Mir fällt auf, dass Beck keinen zweiten Bissen von dem »leckeren« weißen Klumpen genommen hat, sondern stattdessen Pfannkuchen in sich hineinschlingt.
    »Dir schmeckt es auch nicht!«, sage ich vorwurfsvoll.
    Trotzig schiebt er sich ein weiteres Stück der Teigtasche, aus der blutrote Sauce hervorquillt, in den Mund und kaut gründlich. »Ich gewöhne mich so langsam daran.« Er schluckt kräftig und nimmt einen großen Schluck Wasser. Als ich die Augenbrauen hochziehe, sagt er: »Gut, es ist ekelhaft. Aber das essen Lichthexen nun einmal, also muss ich es essen.«
    »Ich tue das jedenfalls nicht.«
    Beck würgt noch ein Stück Teigtasche hinunter, und ich verdrehe die Augen. »Was hast du da vorhin über die Sicherheitsmannschaft gesagt?«, frage ich und hoffe, ihn so wieder zur Sache kommen zu lassen.
    »Der Staat ist nicht gerade der größte Fan meiner Eltern.« Es ist eine schlichte Feststellung, so als würde man »Ich atme Luft« sagen. »Sie tun nur so, als ob sie für den Staat arbeiten.«
    »Und meine Mutter …«
    »Hasst uns.«
    »Aber

Weitere Kostenlose Bücher