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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
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Familie einander?
    »Jedenfalls«, fährt Eloise fort, »ist die Versammlung überzeugt, dass deine Magie Beck zum Verhängnis werden wird, wenn du in seiner Nähe bist, sogar ohne den Fluch.«
    Ich bin mir nicht sicher, warum das eine Rolle spielt. Die Channings und Greenes sind doch ohnehin verflucht, sich auf Leben und Tod zu bekämpfen. Was macht da ein bisschen geteilte Magie aus?
    Ich setze zu einer Frage an, aber Eloise unterbricht mich: »Wenn du für immer in Beck steckst, wirst du ihn entweder töten oder auch ihn Dunkel machen. Ihr werdet noch nicht einmal miteinander kämpfen müssen.« Sie erschauert. »Du wirst ihn zerstören, so wie Caitlyn es mit Charles getan hat.«

23
    Ich renne mit gesenktem Kopf über den Rasen. Mir kommen nicht die Tränen – ich bin nur vor lauter Verwirrung benebelt. Obwohl ich nicht aufpasse, finden meine Füße die Stufen zur Veranda, und die Haustür fällt hinter mir zu.
    Wenn ich Beck nicht aufgrund des Fluchs töte, dann wird meine dämliche Dunkelheit das für mich erledigen, ganz gleich, was ich tue. Ganz gleich, wie viel Magie ich lerne. Ich kann nichts dagegen unternehmen.
    Was für ein Ungeheuer bin ich nur?
    Ich schreie, rufe laut Bethinas und Mrs. Channings Namen. Ich brauche jemanden, der mir das alles erklärt.
    Die harten Oberflächen der Eingangshalle werfen meine Schreie zurück, und sie hallen um mich herum wider.
    Eloise ist hier. Sie geht verstört auf und ab, redet auf mich ein. »Lark, ich dachte, du wüsstest Bescheid. Es tut mir leid.«
    »Du dachtest, ich wüsste Bescheid? Worüber? Dass nichts dagegen zu unternehmen ist?« Ich zeige auf mich selbst. »Warum, glaubst du, tue ich all das hier?« Meine Hände wirbeln um meinen Kopf, als wollten sie den ganzen Raum mit einbeziehen. »Weil ich dachte, wenn ich lernen würde, mich zu beherrschen, wäre dafür gesorgt, dass Beck nichts geschieht!«
    Eloise kauert an der Tür, lässt mich aber nicht allein. Meine Hände vibrieren, und ich balle sie zu Fäusten, als ich in die Bibliothek stürme, weil ich hoffe, dort irgendjemanden – Mr. und Mrs. Channing oder Bethina – zu finden, der mir alles erklären kann. Nicht nur Bruchstücke, sondern das ganze Elend.
    Das Zimmer ist leer. »Verdammt. Wo sind sie?«
    »Lark?«, sagt Eloise sanft.
    »Was?«, blaffe ich.
    »Gibt es etwas, das ich für dich tun kann? Ich will dir helfen.« Die Art, wie sie mich ansieht, sorgt dafür, dass ich ihr glaube.
    Meine Gedanken überschlagen sich. »Wer hat uns verflucht? Warum?«
    »Caitlyn.«
    Ich kneife mir in den Nasenrücken. Nichts davon ergibt einen Sinn. Caitlyn hat ihren Bruder verflucht?
    Eloise durchquert das Zimmer und bleibt vor einer Bücherwand stehen. Sie fährt mit der Hand eine Reihe entlang, zieht ein übergroßes, in Leder gebundenes Buch aus dem Regal und sagt: »Warum fangen wir nicht hier an?«
    Sie streckt mir das Buch entgegen, und ich lese den Titel: Die Geschichte der Hexerei von den Hexenprozessen in Salem bis zur Gründung der Fünf Großen Gesellschaften . Ich nehme es und lege es auf den Schreibtisch. Der Einband fühlt sich brüchig und empfindlich an, als könnte er sich jeden Moment in Luft auflösen. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie ein antikes Buch berührt – zum Lesen und zur Recherche verwende ich überwiegend mein Armband oder mein normales Buch. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich mit einer solchen Antiquität umgehen muss.
    »Charles Channing«, sage ich zu dem Papierhaufen. »Ich will wissen, wie er gestorben ist.«
    Eloise zieht die Augenbrauen hoch und öffnet das Buch hinten. »Das hier ist das Stichwortverzeichnis. Darin schlägt man Begriffe nach und kann ihm die Seitenzahl entnehmen. Es spricht nicht mit einem, und man kann auch selbst nicht mit ihm sprechen.«
    Sie legt den Finger auf Charles’ Namen. Seite 178. Ich gehe neben dem Schreibtisch auf und ab, während Eloise die Seiten umblättert, bis sie zur richtigen gelangt.
    »Hier«, sagt sie.
    Ich bleibe stehen und streiche mit der Hand über das zarte Papier.
    Charles Channing und seine Zwillingsschwester Caitlyn gründeten die Westliche Gesellschaft. Während Caitlyn gemeinhin als das erste Staatsoberhaupt gilt, war Charles derjenige, der unermüdlich im Hintergrund arbeitete, um die Grenzen der Westlichen Gesellschaft zu sichern, und als Caitlyns verlässlichster Ratgeber fungierte.
    Charles starb im Alter von 31 Jahren. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich in seinen letzten Lebensjahren rapide. Ob

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