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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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tastete mit dem Fuß nach dem Boden, geriet dabei ins Ungleichgewicht, stürzte aus etwa 40 Zentimetern Höhe auf den Waldweg und schlug hart mit dem Kopf auf. Der Mann neben ihm, der ihn gezogen hatte, stieß einen genervten Laut aus und hob ihn ein weiteres Mal auf die Füße. Dann presste er seine Hand in Lapperts Genick und schob ihn vor sich her.

     
    *

     
    Mehr stolpernd als laufend versuchte er, dem Druck der drängenden, wortlosen Person in seinem Rücken Folge zu leisten. Nach etwa 150 Schritten spürte er die Finger des Mannes an seiner Schulter und kam taumelnd und schwer atmend zum Stehen. Der Unbekannte nahm seinen rechten Arm, streifte etwas darüber und grunzte zufrieden, bevor er die gleiche Prozedur mit dem linken Arm wiederholte.
    Der Rucksack, dachte Lappert . Der Rucksack mit der Bombe. Hinter seinem Rücken hörte er, wie ein Gurt straff gezogen wurde. Danach spürte er wieder die Hand des Mannes an seiner Schulter, die ihn nach unten drückte. Vorsichtig, jede schnelle Bewegung vermeidend, ging der Architekt in die Knie, bis er einen Widerstand an seinem Hintern spürte und sich setzen konnte. Der Mann vor ihm nestelte an seiner Jacke, zog einen Reißverschluss auf, kramte etwas heraus und zog den Zip wieder zu. Zum ersten Mal an diesem Tag nahm Lappert das vielstimmige Zwitschern der Vögel wahr. Dann bekam er einen Klaps auf die Schulter, gefolgt von einem hohen, kurzen Ton in seinem Rücken.
    Jetzt ist das Ding im Rucksack scharf, fuhr es ihm durch den Kopf. Fünf Grad. Wie weit darf sich ein Mensch bewegen, der einen Radius von fünf Grad nicht überschreiten darf?
    Er hörte an den Schritten, dass sich sein Begleiter entfernte und nach wenigen Sekunden verschwunden war.

11
    Lenz stellte einen Ordner, in dem er geblättert hatte, zurück auf den Tisch und warf einen Blick auf das ordentlich gemachte Bett, neben dem sie standen.
    »Ich kann mir schlecht vorstellen, dass die beiden ihren persönlichen Kram in der Eisdiele aufbewahrt haben, dazu waren sie viel zu vorsichtig. Denk nur an die vielen Schlösser an der Eingangstür. Nein, wir müssen jeden Raum noch einmal genau durchsuchen.«
    Hain verzog das Gesicht. »Aber wir haben in jeden Schrank und in jede Schublade gesehen. Was erwartest du denn noch, eine Schatztruhe?«
    »Vielleicht. Mit Jammern allerdings kommen wir nicht weiter. Also los, alles auf Anfang.«
    Weitere 20 Minuten später hatten die beiden in jeden Ritz gesehen, jedes Bild von der Wand genommen, und den Parkettboden ausgiebig untersucht. Ohne Ergebnis.
    »Hier ist nichts zu finden, Paul«, nörgelte Hain, der ganz offensichtlich keine Lust mehr hatte, aus der Küche.
    Lenz tat, als würde er ihn nicht hören, und zog das alte, braune Ledersofa ein Stück von der Wand weg.
    »Doch!«, erwiderte er knapp.

     
    *

     
    »Keine Schatztruhe, aber ein Wandsafe«, erklärte der Hauptkommissar seinem herbeigeeilten Kollegen und deutete auf den kleinen Tresor, der, geschickt hinter dem Sitzmöbel versteckt, in der Wand eingelassen war.
    »Meine Fresse. Wenn ich alles geglaubt hätte, aber das nicht«, versuchte Hain sich in einer nicht ausgesprochenen Entschuldigung.
    »Lass stecken. Sag mir lieber, ob du das Ding aufkriegst.«
    Der Oberkommissar zog die Couch ein weiteres Stück in den Raum, ließ sich auf die Knie fallen und betrachtete die Tür des Stahlschrankes. »Mal schauen«, murmelte er. »Das kann ich dir nicht versprechen, aber versuchen können wir es mal. Auf jeden Fall ist es eine komische Konstruktion, wie ich sie noch nie gesehen habe. Der Schließmechanismus sieht aus wie der eines besseren Sicherheitsschlosses.« Er wischte mit dem Zeigefinger der rechten Hand den Staub von einer Druckprägung. › Borletti & Falcone ‹, las er halblaut vor. »Das ist bestimmt ein italienisches Modell.« Dann legte er den Kopf zur Seite und grinste Lenz an. »Gib mir mal den Schlüsselbund.«
    Der sechste Schlüssel passte. Hain zog die Tür auf, sah in den Tresor und pfiff erstaunt durch die Zähne. » Wow . Das ist doch mal ein echt schöner Anblick«, verkündete er geheimnisvoll.
    »Nun lass dich nicht so feiern. Zeig schon, was ist drin?«, erwiderte Lenz gespannt.
    Der Oberkommissar griff in seine Jackentasche, zog ein Paar Einweghandschuhe heraus und streifte sie über. Dann verschwanden seine Hände im Tresor und kamen mit mehreren Bündeln Geldscheinen wieder zum Vorschein.
    »Das sind ja D-Mark!«, stelle Lenz beim näheren Betrachten überrascht fest.
    »Nicht

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