Eiszeit
jeden Fall überprüfen.«
»Natürlich werden auch wir versuchen, Ihre Informationen zu verifizieren, aber viel Hoffnung, dass sich das bestätigt, habe ich ehrlich gesagt nicht.«
Gruber stand langsam auf. Sein Gesicht war kreidebleich.
»Ich danke Ihnen trotzdem, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Vielleicht kann ich herausbekommen, ob ich tatsächlich einer Fehlinformation aufgesessen bin, obwohl ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen kann.« Er reichte Lenz die Hand.
»Machen Sie das«, erwiderte der Hauptkommissar und streckte ebenfalls die Hand aus. »Wenn Sie etwas Neues wissen, können Sie sich gerne wieder melden. Auf Wiedersehen.«
»Auf Wiedersehen, Herr Hauptkommissar.«
Bevor der junge Mann die Tür erreicht hatte, rief Lenz ihn noch einmal zurück.
»Ist eigentlich die Abteilung Wirtschaft an Mälzer dran? Immerhin haben Sie vorhin von Insolvenzverschleppung gesprochen und das ist immerhin ein Straftatbestand.«
»Ich weiß. Allerdings kann ich mit meinen Informationen in meiner Abteilung nicht viel anfangen, ohne meinen Informanten zu kompromittieren. Und nach den Informationen, die ich gerade von Ihnen bekommen habe, ist an meiner Version vielleicht gar nichts dran. Aber, wie gesagt, das werde ich gewissenhaft überprüfen.«
»Gut. Wir werden auf jeden Fall im Gespräch bleiben, wie gesagt. Ich bin wirklich gespannt, wie Ihr Informant reagiert, wenn er erfährt, dass mit dem Bau des Outlet-Centers begonnen wird.«
»Ich auch.« Gruber legte die Hand auf die Klinke, drückte sie jedoch nicht nach unten. »Ach, und bevor ich es vergesse: Haben Sie in der Eisdiele irgendwelche Indizien gefunden, die darauf hinweisen, dass Mälzer mit der Sache etwas zu tun haben könnte?«
»Nein, nichts Belastbares. Haben Sie eine Idee, wonach wir suchen sollten?«
Gruber lachte laut auf. »Nein, leider nicht. Ich dachte nur so«, antwortete er, verabschiedete sich endgültig und verließ das Büro.
*
Thilo Hain deutete seinem Chef einen Vogel an, nachdem der ihm Grubers Ausführungen geschildert hatte.
»Mit dem scheint die Fantasie total durchzugehen. Wenn ich viel glaube, aber dass die Mälzers pleite sind, das glaube ich nicht. Ganz bestimmt nicht.«
»Ich auch nicht, deswegen habe ich ihm ja von den Abrissarbeiten erzählt. Allerdings ist mir schon der Gedanke gekommen, dass diese Ansicht auch nur auf dem Getrommel der Anwälte beruht und von Molina Mälzers hohlen Phrasen genährt wird. Also denke ich mir, dass ich jetzt wie geplant zur Kanzlei Braun gehe, und du dich in der Zeit auf dem Gelände an der Wilhelmshöher Allee umsiehst.«
»Gerne. Was soll ich denn machen, wenn dort schon die Abrissbirne wütet?«
»Zurückfahren. Die haben eine ordentliche Genehmigung und in diese Suppe können wir ihnen leider nicht spucken.«
»Gut. Soll ich dich mitnehmen und in der Stadt absetzen?«
»Nein, lass mal. Ich gehe die paar Schritte zu Fuß.«
Lenz drehte sich zur Tür und erwartete, dass sein Mitarbeiter sich erheben würde. Hain blieb jedoch sitzen und sah ihn ein wenig verkniffen an.
»Sonst noch was, Thilo?«
»Nein. Ja«, druckste der Oberkommissar herum.
»Was nein, ja? Ist was oder ist nichts?«
»Ich wollte dich halt fragen, wie du dir die weiteren Ermittlungen vorstellst. Du hast heute deinen letzten Tag und spätestens am Montag hängen wir alle hier so ein bisschen in der Luft.«
»Meinst du, es geht nicht ohne mich?«
»Nein, das meine ich ganz und gar nicht. Aber du hast dich bis jetzt nicht dazu geäußert, wer wie was weitermachen soll.«
»Und das treibt dich jetzt fast in den Wahnsinn oder was?«
»So würde ich es nicht nennen, aber ich hab mich schon gefragt, ob du mir zutraust, den Fall federführend zu übernehmen, solange du weg bist.«
»Weil du noch nie einen Mordfall ›federführend‹ geleitet hast?«
Hain hüstelte. »Na ja, schon.«
»Dann will ich dich mal beruhigen. Spätestens ab Montagmorgen ist es dein Fall und ich bin sicher, du machst das ganz prima. Wenn du wirklich nicht mehr weiterkommst, fragst du RW oder Uwe, außerdem bin ich immer für dich erreichbar, egal, wo ich bin. Und solltest du die Geschichte tatsächlich verkacken, ziehe ich dir die Haut in Streifen vom Rücken, wenn ich zurück bin. Ohne Narkose. Alles klar?«
Hain fing feist an zu grinsen. »Bis du zurück bist, hocken die bösen Buben und Mädels alle schon im Knast.«
»Das hoffe ich.«
*
Die Kanzlei Braun, Engelhardt, Koch und Partner
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