Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
er sich unter ihrem Gewicht ein gutes Stück nach unten. Bevor er wieder hochschnellte, ließ sie ihn los und kam federnd auf dem Waldboden auf.
Ihre Befürchtung bewahrheitete sich. Auch nachdem ihr Kommen durch den Schrei des Wachpostens verraten worden und ihre Hoffnung somit dahin war, die Tzuul kampflos überrumpeln zu können, ließ Molakan den Angriff fortsetzen. Die ersten Krieger erklommen bereits die Palisade und sprangen auf der anderen Seite wieder hinab. Thalinuel schloss sich ihnen an. Die Seile, mit denen die im Boden verankerten Pfosten verbunden waren, boten ihr genug Halt – es war wesentlich schwerer gewesen, den Baumstamm hinaufzuklettern. Ohne große Mühe erreichte sie das obere Ende der Palisade, und auch die Spitzen bildeten kein Hindernis. Hastig blickte sie sich um.
Das Lager bestand aus etwa einem Dutzend einfacher Holzhütten und einer großen Feuerstelle. In der Felswand klafften zwei bogenförmige Öffnungen, anscheinend Eingänge zu Höhlen.
Aus den Hütten kamen Tzuul herausgestürmt. Obwohl sie noch schlaftrunken waren, trugen sie Waffen und stürzten sich unverzüglich auf die bereits eingedrungenen Elben. Stahl klirrte auf Stahl.
Auch Thalinuel sprang nun von der Palisade hinab und zog ihr Schwert. Sie sah, dass Verilon, der als einer der Ersten ins Lager gelangt war, von gleich vier Feinden bedrängt wurde. Ohne zu zögern eilte sie ihm zur Hilfe. Sie stieß einen Tzuul zur Seite, der gerade mit einer gewaltigen Axt ausholte, um Verilon den Kopf zu spalten, und fing ein niedersausendes Schwert mit ihrer eigenen Klinge ab. Noch bevor der Tzuul die neue Gefahr erkannte, stieß sie ihm ihren Dolch zwischen die Rippen.
»Treibt sie zurück! Tötet sie!«, brüllte ein besonders großer Tzuul, der im Eingang einer der Hütten stand. Um die Schultern trug er einen schwarzen Umhang, offenbar das Zeichen seiner Führerschaft.
Ein weiterer der Glatzköpfe stürzte sich auf Thalinuel. Sie parierte seinen Hieb, doch sofort setzte er nach. In unglaublicher Schnelligkeit prasselten seine Schläge auf sie herab. Sein Schwert war erheblich länger, wuchtiger und schwerer als ihres, dennoch schwang er es mit einer Leichtigkeit, als würde es überhaupt nichts wiegen. An Stärke konnte sie es bei weitem nicht mit ihm aufnehmen; nur dank ihrer Geschicklichkeit gelang es ihr, ihm zu trotzen.
Dennoch zeigten die ungestümen Hiebe Wirkung. Schon die Kletterei auf den Baum hatte sie viel Kraft gekostet. Thalinuels Muskeln schmerzten, und ihre Arme begannen zu erlahmen. Ihre Bewegungen verloren an Schnelligkeit. Sie ließ ihren Dolch fallen, um das Schwert mit beiden Händen zu packen, aber selbst so konnte sie es kaum noch festhalten. Jedes Aufeinanderprallen der Klingen schickte grelle Schmerzwellen durch ihre Arme bis hinauf in die Schultern.
Immer weiter wurde sie zurückgedrängt. Sie hatte ihrem Gegner kaum noch etwas entgegenzusetzen, wehrte nur noch mit knapper Not seine Hiebe ab.
Und auch das würde ihr nicht mehr lange gelingen.
Ein triumphierendes Grinsen glitt über das hässliche Gesicht des Tzuul, als er erkannte, dass ihre Kraft und Schnelligkeit nachließen. Als Reaktion darauf verzichtete er nun auf jegliche Taktik, sondern drosch einfach nur noch blindlings auf sie ein. Noch wuchtiger als bisher führte er seine Schläge, um sie mit purer Kraft auf die Knie zu zwingen und dem Kampf ein Ende zu setzen, allerdings musste er dafür um eine Winzigkeit weiter ausholen.
Thalinuel erkannte ihre Chance. Bei jedem Streich entblößte er für den Bruchteil einer Sekunde seine linke Seite. Eine Schwäche, die sie unter normalen Umständen augenblicklich ausgenutzt hätte. Jetzt jedoch war sie nicht sicher, ob es ihr noch gelingen konnte. Das Schwert in ihren Händen schien Tonnen zu wiegen.
Dennoch musste sie es riskieren, es war ihre einzige Chance.
Schwerfällig täuschte sie einen Angriff auf seinen Kopf vor. Ohne die geringste Mühe wehrte der Tzuul ihn ab, doch damit hatte sie gerechnet. Sie ließ ihr Schwert um seines herumwirbeln. Funken sprühend glitten die Klingen aneinander entlang.
Thalinuel unterdrückte einen Schrei, als seine Schneide wie ein glühender Draht über ihren linken Handrücken fuhr und ihr einen langen, heftig blutenden Schnitt über den gesamten Unterarm zufügte. Gleichzeitig bohrte sich ihr Schwert tief in seine linke Seite.
Das triumphierende Grinsen verschwand von seinem Gesicht, verwandelte sich in einen Ausdruck von Verwunderung und gleich darauf
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