Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
Tarnung zumindest kurzfristig würden aufgeben müssen, um ih re wahre Identität zu beweisen, und solange er nicht wusste, ob die anderen Schausteller in Urlaks Doppelspiel eingeweiht waren, konnten sie dabei keine Zuschauer gebrauchen. Er führte den Nocturnen hinter den Wagen, wo sie zumindest einigermaßen geschützt waren. Thalinuel und der Prinz begleiteten sie.
»Womit kann ich dienen, Herr? Wir alle hier sind treue Diener der Schattenmahre und unseres großen Herrschers Khraátam. Heute wollen wir Sorkani verlassen und weiterziehen, um unser Schauspiel zu seinen Ehren auch an anderen Orten aufzuführen.«
»Du lügst! Du bist kein so treuer Diener, wie du behauptest«, sagte Barlok ihm auf den Kopf zu. »Versteckt leben tief im Inneren des Gebirges Elben. Du überbringst ihnen Nachrichten und spionierst für …«
Weiter kam er nicht. Als Urlak erkannt hatte, dass sein Doppelspiel durchschaut war, reagierte er blitzschnell und mit einer Entschlossenheit, mit der Barlok nicht gerechnet hatte. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass der Nocturne unter seiner Kutte ein Schwert trug, ehe dieser es zog und ohne Vorwarnung damit zuschlug.
Nur seine Tarnung rettete dem Zwerg das Leben. Für Urlak sah er wesentlich größer aus, als er war, und er hatte mit dem Streich auf die Kehle des vermeintlichen Ungeheuers gezielt. Dicht über Barloks Kopf pfiff die Klinge vorbei.
»Nein!«, brüllte er. »Tu das nicht!«
Urlak achtete nicht auf seine Worte, doch ehe er erneut zuschlagen konnte, hatte Barlok sein eigenes Schwert gezogen und parierte den nächsten Hieb damit. Funken sprühend prallten die Klingen aufeinander. Auch die folgenden Hiebe wehrte Barlok ab. Der Nocturne konnte einigermaßen mit der Waffe umgehen, aber man merkte, dass er kein Krieger war und nie eine Ausbildung im Schwertkampf erhalten hatte.
»Urlak, hör auf!«, hörte er Thalinuel rufen, aber auch jetzt reagierte der Nocturne nicht darauf.
Das Klirren der Schwerter lockte einige der jüngeren Sippenmitglieder an, die um den Wagen gestürmt kamen. Einer von ihnen hielt mehrere Wurfmesser in der Hand.
»Nein!«, brüllte Barlok. Es gelang ihm nicht mehr auszuweichen, als eine der Klingen wie ein blitzender Schemen auf ihn zuraste. Ein feuriger Schmerz explodierte in seiner Schulter, und gleich darauf traf Urlaks Schwert seine Schläfe und löschte sein Bewusstsein aus.
Als Barlok erwachte, spürte er einen pulsierenden Schmerz in seiner linken Schulter, und sein Kopf dröhnte. Gleichzeitig mit dem Schmerz kam die Erinnerung, und für einen Moment empfand er nur Verwunderung darüber, dass er überhaupt noch lebte.
Er befand sich nicht mehr im Freien, sondern lag auf einem weichen, aber schwankenden Lager, das immer wieder von Stößen erschüttert wurde, die neue Schmerzwellen durch seinen Körper sandten. Nicht weit über ihm spannte sich ein bogenförmiger, bräunlicher Himmel. Es dauerte mehrere Sekunden, bis er begriff, dass er sich in einem fahrenden, mit einer Plane überdachten Wagen befand. Das Knarren der Räder und vereinzeltes Schnauben von Pferden drangen an seine Ohren.
Stöhnend drehte Barlok den Kopf, obwohl der Schmerz in seiner Schulter sofort zu greller Pein aufloderte. Eine einzelne Kerze beleuchtete das Innere des Wagens. Der hintere Teil und die seinem Lager gegenüberliegende Seite waren mit Kisten, Fässern und Säcken vollgestopft.
Im flackernden Kerzenschein entdeckte er, dass Thalinuel auf einer Kiste neben ihm saß. Im Gegensatz zu ihm schien sie völlig unversehrt zu sein. Ungeachtet der Schmerzen versuchte Barlok sich aufzurichten.
»Bleib liegen, du musst erst wieder zu Kräften kommen«, sagte sie mit sanfter Stimme, als sie erkannte, dass er aufgewacht war, und drückte ihn auf sein Lager zurück. »Du kannst von Glück sagen, dass du überhaupt noch lebst, aber das kann sich schnell ändern, wenn du dich nicht schonst. Wie fühlst du dich?«
»Wie … wie soll ich mich schon fühlen?«, erwiderte er stockend. Das Sprechen fiel ihm schwer. Mühsam hob er eine Hand und betastete seine Schulter. Sie war dick verbunden, und auch um den Kopf trug er einen Verband. »Als ob ich zwischen Hammer und Amboss geraten wäre. Wie schlimm ist es?«
»Das Messer hat deine Schulter glatt durchbohrt, aber das wird heilen. Wie es aussieht, wirst du den Arm wieder ohne Einschränkung bewegen können, aber nur, wenn du ihn entsprechend schonst. Und der Seitenschutz deines Helmes hat Urlaks Klinge größtenteils abgleiten
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