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Eleanor Rigby

Eleanor Rigby

Titel: Eleanor Rigby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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was: Kann man in einer kaputten Beziehung einsam sein, während der Partner überhaupt nicht einsam ist? Und daraus folgt wiederum die Frage: Kann man in zwei Menschen zugleich verliebt sein?
    Wenn ich so meine eigene kleine Einsamkeits-Messlatte eiche, beginne ich zu glauben, dass ich verdiene, was das Leben mir vorsetzt.
    Nein, Liz, so darfst du nicht denken.
    Es ist sieben Jahre her.
    Es kommt mir vor wie tausend Jahre, und es kommt mir vor wie gestern.
    Ich glaube, ich werde mir jetzt ein Glas Weißwein einschenken.
    O Mann.

~21~
    Das ist schwerer, als ich dachte.
    ... Da bin ich wieder - und ich muss unbedingt darauf achten, dass ich sachlich bleibe. Die Reise nach Italien ist mehr als fünfundzwanzig Jahre her. Hale-Bopp und Jeremy sind sieben Jahre her. Und jetzt schreiben wir das Jahr 2004, ich sitze in meiner Wohnung, schreibe über die Italienreise, und ZONG! so wie manche Menschen vor einer schlimmen Migräne Lichtblitze sehen, gibt es auch bei mir Vorzeichen für einen Schneesturm der Einsamkeit. Sie kündigt sich in Schüben an, die mir nicht nur wie ein Gefühl vorkommen, sondern wie eine Krankheit. Immer, wenn ich so einen Schneesturm heraufziehen spüre, ergreife ich gewisse Maßnahmen, um ihn aufzuhalten. Ich steige ins Auto, fahre zu einem Einkaufszentrum oder an einen anderen Ort voller Menschen, schaue mir die Farben der Gegenstände in den Regalen an und lausche auf all die Stimmen. Wenn die Geschäfte schließen, suche ich mir im Kino eine Komödie, oder ich gehe in einen Coffeeshop. Das war toll in den Neunzigern, als plötzlich einsame Menschen einen Ort hatten, an dem sie alle gemeinsam einsam sein und dabei nach außen hin so tun konnten, als ginge es ihnen prächtig. Nun ja, das tue ich zumindest in Coffeeshops. In meinem Kopf mag ein Orkan der Verzweiflung toben, aber ich habe verdammt hart an mir gearbeitet, damit man mir das nicht ansieht. Ich versuche den Eindruck zu vermitteln, als erfüllte ich eine sinnvolle Funktion in der Gesellschaft. Ob die Leute mich, Liz Dunn, wohl ansehen und sich fragen, ob ich es verdiene, eine komplett eingerichtete Eigentumswohnung und den neuesten Honda Accord zu besitzen? Ich habe einen Job, und ich mache ihn gut, aber was, wenn ich so verkorkst wäre, dass ich nichts zur Gesellschaft beisteuern könnte? Oder wenn ich mir noch nicht einmal dadurch meinen Lebensunterhalt verdienen könnte, dass ich Briefe in Umschläge stecke? Fessle sie an einen Eisberg und lass sie im Meer treiben. Wenn es eines Tages so weit kommen sollte, werde ich wütend sein, aber nicht schockiert.

~22~
    Man kann es Leslie nicht ankreiden, dass sie keine Ahnung von meiner Schwangerschaft hatte. Ich war ein sehr fetter und nicht besonders gesprächiger Teenager, und sie wohnte im Sommer nach der Italienreise nicht mehr zu Hause, sondern im College. Als sie mich Weihnachten wiedersah, wirkte ich einfach bloß dicker als sonst.
    Gewiss, wenn man zwanzig Jahre später aus heiterem Himmel einen Neffen bekommt, ist das ein Schock, aber vielleicht ein nicht ganz so großer wie der Umstand, dass ich, Liz, etwas so Spektakuläres vollbracht hatte.
    »Wann, Lizzie? Wie? Du warst schwanger? Wie kann das angehen?«
    »Leslie, ich bin vielleicht blöd, aber ich bin fruchtbar.« »Wie alt ist er?« Sie musterte Jeremy. »Wie alt bist du?« »Ich bin zwanzig.«
    Leslie sah mich an. »Ausgeschlossen. Da warst du in der Highschool.«
    »Ja, das war ich.«
    Jeremy schaute mich an. »War das schwer für dich - mich während der Highschool zu kriegen?« »Eigentlich nicht.«
    Leslie platzte dazwischen. »Aber du warst doch in der Highschool gar nicht schwanger.« »Doch, war ich.« »Wer ist der Vater?«
    »Jetzt hör schon auf, Leslie. Das sag ich dir nicht.«
    »Wussten Mutter und Vater, dass du ein Kind gekriegt hast?«
    »Ja.«
    »Wusste William es?« »Nein.«
    Sie war beleidigt. »Sie haben sich nie etwas anmerken lassen. Weiß Mutter denn jetzt von ihm?«
    »Nein, du bist die Erste.Wir sind uns gestern erst begegnet.«
    Jeremy sagte: »Ihr nennt eure Eltern Mutter und Vater? Ist das altmodisch. Zieht ihr euch auch wie Sir Lancelot und Maid Marian an?«
    Ich sagte: »Es klingt seltsam, aber William, der Erstgeborene, hat angefangen, sie so zu nennen, und wir sind dabei geblieben.«
    Leslie war fassungslos. »Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll. Oder doch Jeremy, wo bist du aufgewachsen - hier?«
    »Nein. In ganz British Columbia.«
    »Wo ist deine Familie?«
    »Schwere Frage.«
    »Hast

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