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Elefanten vergessen nicht

Elefanten vergessen nicht

Titel: Elefanten vergessen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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»Wieder keine Beweise. Nur romantische Ideen.«
    »Und?«
    »Deshalb soll nun der General seine Frau erschossen und dann – auch wieder in einem Anfall von Reue – sich selbst umgebracht haben. Doch da gibt’s noch eine Geschichte: Der General hatte eine Affäre, seine Frau fand’s raus und erschoss ihn und dann sich selbst. Alles in allem weiß niemand was Genaues. Jede Geschichte könnte wahr sein, nichts Definitives oder irgendeinen Beweis. Einfach Klatsch, den man sich damals, vor zwölf oder dreizehn Jahren, erzählte. Heute ist er fast vergessen. Aber die Leute erinnern sich doch noch etwas – an ein paar Namen – und bringen die Dinge nur mäßig durcheinander. Da war ein Gärtner und eine nette ältere Haushälterin, fast taub, aber niemand glaubt, dass sie etwas damit zu tun hatten. Und so weiter. Ich habe Ihnen alle Möglichkeiten und Namen aufgeschrieben. Alles ist so schwierig. Seine Frau soll eine Zeit lang krank gewesen sein. Die Haare müssen ihr ausgefallen sein, denn sie besaß viele Perücken.«
    »Ja, das habe ich auch gehört«, sagte Poirot.
    »Von wem denn?«
    »Von einem Freund bei der Polizei. Er hat die Untersuchungsprotokolle nachgelesen. Es waren vier Perücken! Ich würde gern Ihre Ansicht darüber hören, M a dame! Finden Sie nicht, dass vier Perücken ein wenig übertrieben ist?«
    »Das finde ich wirklich«, antwortete Mrs Oliver. »Ich hatte mal eine Tante, die trug eine Perücke. Außerdem besaß sie noch eine extra. Die eine schickte sie immer zum Auffrischen und trug solange die andere. Ich kenne niemand, der vier Perücken hat.«
    Mrs Oliver holte ein kleines Notizbuch aus ihrer Tasche und blätterte suchend darin herum.
    »Da ist Mrs Carstairs, siebenundsiebzig und ziemlich gaga. Sie erinnerte sich sehr gut an die Ravenscrofts. ›Ein nettes Paar‹, sagte sie. ›Es war Krebs.‹ Ich fragte, wer denn Krebs gehabt hätte, aber das hatte sie ganz vergessen. Sie erzählte, Mrs Ravenscroft hatte in London einen Arzt konsultiert, sie wäre operiert worden und dann sehr elend gewesen. Ihr Mann war beunruhigt, erschoss sie und sich dann auch.«
    »Wusste sie denn das genau?«
    »Reine Theorie. Soweit ich bei meinen Nachforschungen feststellen konnte«, sagte Mrs Oliver betont, »denken alle Leute meist an Krebs, wenn irgendwelche Freunde, die man nicht allzu gut kennt, plötzlich krank werden oder zum Arzt gehen. Jemand anders – ich kann den Namen hier nicht richtig lesen – meint, dass der Mann Krebs gehabt hätte. Er sei sehr unglücklich gewesen und seine Frau auch. Und sie hätten es gemeinsam besprochen und hätten den Gedanken daran nicht ertragen können und beschlossen, sich umzubringen.«
    »Traurig und romantisch«, sagte Poirot.
    »Ja, und sicher stimmt es nicht«, antwortete Mrs Oliver. »Schlimm, nicht wahr? Ich meine, dass die Leute sich an so vieles erinnern, und dann haben sie das meiste davon erfunden.«
    »Die Leute ziehen einfach eine Schlussfolgerung«, erwiderte Poirot. »Zum Beispiel: Sie hören, dass jemand nach London gefahren ist, um – sagen wir mal – einen Arzt aufzusuchen, oder dass jemand zwei oder drei Monate im Krankenhaus war. Das ist eine Tats a che.«
    »Ja, und wenn sie dann später darauf zu sprechen kommen, haben sie eine Lösung parat, die sie sich selbst zurechtgelegt haben. Das ist nicht gerade hilfreich, oder?«
    »Doch«, protestierte Poirot. »Sie hatten Recht, wissen Sie, mit dem, was Sie sagten.«
    »Über Elefanten?«, fragte Mrs Oliver zweifelnd.
    »Über Elefanten«, bestätigte Poirot. »Es ist wichtig, bestimmte Tatsachen zu kennen, die sich in der Erinnerung der Leute gehalten haben, wenn sie auch nicht mehr genau wissen, um was es sich eigentlich handelte, warum es geschah oder was die Ursache war. Aber sie könnten doch etwas wissen, was wir nicht wissen und nicht erfahren würden. So haben die Erinnerungen zu Vermutungen geführt – Theorien über Untreue, Krankheit, Doppelselbstmord, Eifersucht. Man könnte natürlich nachforschen, ob sie wirklich zutreffen.«
    »Die Leute sprechen gern über die ferne Vergangenheit«, meinte Mrs Oliver. »Viel lieber als über das, was gerade passiert oder was letztes Jahr passiert ist. Es bringt ihnen manches zurück. Natürlich erzählen sie einem zuerst von allen möglichen Leuten, über die man gar nichts wissen will, und dann kriegen Sie zu hören, was diese Leute wieder über andere erfahren haben. Und General und Lady Ravenscroft sind auf einmal ganz vergessen. Aber ich

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