Elementarteilchen kuessen besser
wenn du wegen gestern sauer auf ihn wärst, könne er das sehr gut verstehen, aber Desirée hätte ihn reingelegt. Sie habe ihm vorgespielt, ihr sei übel und sie habe Kopfschmerzen. Deshalb habe sie ihn gefragt, ob er seine speziellen Schmerztabletten dabei habe, die ihr auch früher schon geholfen hatten, und ihn gebeten, sie in ihre Kabine zu bringen. Nachdem er Jens gebeten hatte, dir Bescheid zu geben, begleitete er sie in ihre Kabine – was du beobachtet hast. Dort habe sie Philipp dann aber in eine Diskussion verwickelt, sodass er erst später wieder zum Kostümfest gekommen sei, wo er dich nicht mehr gefunden hatte.“ Anna schwieg, um Lindas Reaktion zu beobachten. Doch diese hörte einfach nur schweigend zu. „Nachdem er dich überall gesucht hatte, habe er aufgegeben und wollte sich heute Morgen entschuldigen.“
„Und was jetzt? Soll ich gleich alles vergeben und vergessen? Woher weiß ich, dass er sich das nicht ausgedacht hat? Zeit genug für einen Quickie hatte er allemal.“
„Ja, das stimmt schon. Ich wollte es dir nur erzählen. Betty hat ihm gesagt, dass du den beiden gefolgt seist und gesehen habest, wie sie eng umschlungen wie ein Liebespaar in Desirées Kabine verschwunden seien. Da ist er richtig weiß geworden und in sich zusammengesackt. Er hat Stein und Bein geschworen, dass er nicht mit Desirée geschlafen habe. Sie habe es zwar versucht, aber er sei ihr entkommen.“
„Außerdem wollten wir dir nur noch sagen, dass ich heute Morgen mit Simon gesprochen und seine Meinung eingeholt habe. Er war auch der Ansicht, dass Philipp so etwas nicht tun würde. Dafür würde ihm viel zu viel an dir liegen. Du seist seit Langem die erste Frau, für die er mehr als nur oberflächliches Interesse zeigen würde. Er war wohl vor dir ziemlich lange solo. Allerdings hat Simon auch erzählt, dass er im Geschäft das Gerücht gehört habe, dass Desirée es auf dieser Reise auf Philipp abgesehen habe und ihn wie einen Jackpot knacken wolle. Und er weiß auch, dass sie sehr hartnäckig und überzeugend sein kann.“
„Aha!“
„Ja, ich weiß. Er hat mir aber auch versprochen, dass er sich diskret umhört, ob heute Nacht nicht jemand anders das Vergnügen mit Desirée hatte. Jens hat heute Morgen beim Frühstück nämlich noch mehr gestrahlt als die Umgebung von Tschernobyl nach dem Reaktorunfall. Vielleicht war er der Glückliche. Simon hat mir versprochen sofort anzurufen, wenn er etwas in Erfahrung bringt. Dann kann er herkommen und es uns berichten.“
Die nächste Stunde verbrachten sie damit, sich im warmen, kristallklaren Wasser treiben zu lassen, im Schatten zu faulenzen und die anderen Strandbesucher zu beobachten. Anna kaufte bei einem der Händler ein typisches haitianisches Kunststück. Eine Echse, die aus gesammeltem Metall weiterverarbeitet worden und in vielen verschiedenen Farben angemalt war. Eine tolle Art des Recyclings, wie sie fand. Begeistert klapperte sie noch andere Händler ab, um ihr Geld wenigstens einigermaßen gerecht zu verteilen, und deckte sich mit Souvenirs für ihre Familie ein.
Linda war sehr still. Sie hing ihren Gedanken nach und wusste nicht so recht, wie sie sich fühlen sollte. Das Herz tat ihr immer noch genauso weh wie am Morgen. Doch das kleine Fünkchen Hoffnung, das Betty und Anna gepflanzt hatte, begann gegen ihren Willen zu keimen. Sie hatte Angst. Angst vor einer erneuten Enttäuschung. Noch eine würde sie nicht verkraften. Was, wenn sie sich auf Philipps Wort verlassen müsste. Was, wenn es keinen endgültigen Beweis für seine Unschuld gäbe? Konnte sie ihm wirklich trauen?
Bettys Handy klingelte. Als sie sich meldete, merkte Linda sofort, dass es Simon sein musste. Ihre Stimme veränderte sich und war trotz des Ernstes der Lage samtweich.
Als sie auflegte, meinte sie nur: „Ich habe Simon erklärt, wo wir sitzen. Er hat was rausgefunden und kommt gleich her.“
Keine zehn Minuten später joggte Simon über den Strand auf sie zu. Vom Hinken war kaum etwas zu sehen.
„Hallo, Tiger“, begrüßte ihn Betty strahlend.
„Hallo, Mauseohr. Hallo, Mädels.“ Er setzte sich zu Betty auf die Picknickdecke, nachdem er ihr einen kurzen Kuss gegeben hatte. „Also“, begann er und blickte in die erwartungsvollen Gesichter, „als wir vom Schiff gingen, war ich mit den ganzen Kollegen und Philipp zusammen. Als ich Philipp zu Seite nahm und ihn fragte, was passiert sei, da er so schlecht aussah, erzählte er mir von dem ganzen Schlamassel. So, wie er
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