Elementarteilchen kuessen besser
Inhalt. „Allerdings ist bei dir mehr drin.“
Jetzt musste Philipp grinsen. Für dieses unbeabsichtigte Kompliment gab er ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. „Möchtest du vielleicht zur Toilette gehen?“
Linda zog ihre Augenbrauen hoch und überlegte. „Ja, ich glaube, ich müsste wirklich mal.“
Als sie aufstand und barfuß zur Badtür ging, fühlte sie Philipps Blick an ihrem Körper kleben. Wenn sie nicht gerade miteinander geschlafen hätten, hätte sie schwören können, dass sie schon wieder einen glimmenden Hunger in seinen Augen erblickte. Wie konnte man nach einem solch welterschütternden Erlebnis noch so hungrig sein? Das konnte doch unmöglich sein, oder?
Kopfschüttelnd machte sie das Licht an, schloss die Tür und setzte sich auf die Toilettenbrille. Während sie noch immer ungläubig an Philipps Gesichtsausdruck dachte, spürte sie, wie mit dem Urin noch etwas anderes ihren Körper verließ.
Neugierig spreizte sie die Beine und spähte ins Wasser. Dort schwamm der Beweis ihrer lang ersehnten und nie erwarteten Entjungferung: ein kleiner blutiger Schleimklumpen.
Linda dachte nur grinsend: „ Jungfernhäutchen ade! Scheiden tut nicht weh! “
Sie hatte dreißig Jahre auf etwas so Wichtiges warten müssen, was andere schon mit sechzehn zum ersten Mal erlebten. Sie hätte demzufolge schon seit gut zehn Jahren wissen können, welche Freude und welches Glück sie mit einem Mann zusammen erleben konnte – und es ärgerte sie maßlos, wie viel sie in diesen Jahren verpasst hatte! Sie schwor sich, dass ihr so etwas nicht noch mal auf einem so wichtigen Gebiet passieren würde.
Was ihr allerdings nicht leidtat, war die Tatsache, dass sie ihr erstes Mal mit Philipp zusammen erlebt hatte – und nicht als Sechzehnjährige mit einem unerfahrenen Jungen aus ihrer Klasse. Das mit Philipp war mit Sicherheit etwas wirklich Besonderes. Deshalb würde sie versuchen, wenigstens einen kleinen Teil mit ihm nachzuholen, den sie in all den Jahren verpasst hatte. Sie wollte ein wenig herumexperimentieren, ihre Gefühle erforschen. Erleben, wie ihr Körper auf Philipps Zärtlichkeiten reagierte. Wie sie Philipp zum Erbeben bringen konnte. Sie war im Herzen zu sehr Forscherin, um sich mit weniger zufriedenzugeben.
Während Linda noch auf der Toilette über ihre Entjungferung philosophierte, stand Philipp auf und entnahm dem kleinen, im Schreibtisch integrierten Kühlschrank eine Wasserflasche. Bei jedem Schritt merkte er, dass sich seine Beine noch wacklig anfühlten. Herr im Himmel, so etwas hatte er noch nicht erlebt!
Unsicher setzte er sich wieder aufs zerwühlte Bett und öffnete die Flasche, um gierig seinen Durst zu löschen. Er fühlte sich wie im Rausch. In seinem Kopf schwirrte ein ganzer Bienenschwarm, seine Beine wollten nicht so, wie sie sollten, und in seinem Bauch tanzte eine wild gewordene Horde Schmetterlinge Cha-Cha-Cha.
Mit Linda hatte er einen großen Glücksgriff getan, das spürte er. Er hoffte nur, dass die vielen anfänglichen Stolpersteine – und damit meinte er ganz besonders auch Desirée – aus dem Weg geräumt waren. Ihnen blieben nur noch zwei Tage auf See, bevor sie wieder in ihre Flieger stiegen und heimkehrten. Und die wollte er in allen Zügen mit ihr genießen.
Linda schienen, wie ihm auffiel, auch keine Missgeschicke mehr zuzustoßen, seit sie zusammen waren, wie zum Beispiel die Liege, über die sie so unglücklich gestolpert war. Sie hatte sich damals mit Sicherheit mehr wehgetan, als sie ihm gegenüber zugegeben hatte, da sie einen ziemlich üblen Bauchplatscher hingelegt hatte. Leise lachend fiel ihm noch etwas ein, an das er sehr gerne zurückdachte ...
Die Badtür öffnete sich und Linda blieb etwas befangen im dunklen Türrahmen stehen. Nackt, wie Gott sie geschaffen hatte. Mit einem weichen Glanz auf ihrer Haut, der im Licht der kleinen Lampe golden schimmerte. Mit einem betörenden Dreieck zwischen ihren schlanken Beinen, das von anmutig gerundeten Hüften verführerisch in Szene gesetzt wurde. Mit langen, dunkelblonden Haaren, die in schweren Wellen über ihre Schultern und eine ihrer vollen Brüste fielen, während die Brustspitze der anderen wie eine reife Himbeere im Dämmerlicht leuchtete.
Sie wirkte auf ihn wie eine überirdische Erscheinung. Wie eine Halluzination, die ihn im Fieberwahn heimsuchte. Wie eine Fata Morgana in der heißen Wüste seiner verwirrenden Gefühle.
Mit trockenem Mund streckte er einen Arm aus und raunte mit einer Stimme, die ihn
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