Elenium-Triologie
ist, also beleidigen wir ihn nicht dadurch, daß wir uns ohne sein Beisein über Dinge unterhalten, die auch ihn betreffen.«
»Gut bedacht, Sperber. Unsere Demonstration von Einigkeit würde nicht sehr überzeugend wirken, wenn Bevier zu schmollen anfängt. Ich muß ihm jedoch zugestehen, daß er ein guter Kämpfer ist. Trägt er immer noch diese Lochaber?«
»O ja«, erwiderte Kalten.
»Furchteinflößend, nicht wahr? Ich habe ihn in Larium damit üben sehen. Im Galopp hackte er damit die Spitze eines Pfostens ab, die so dick war wie mein Schenkel. Ich gewann den Eindruck, daß er durch einen Trupp Fußsoldaten reiten und einen zehn Meter breiten Pfad abgetrennter Schädel hinter sich zurücklassen könnte.«
»Hoffen wir, daß es nicht dazu kommt«, warf Sperber ein.
»Wenn das Eure Einstellung ist, Sperber, nehmt Ihr unserer Reise jegliche Aussicht auf Vergnügen.«
»Ich werde diesen Mann ganz bestimmt mögen!« sagte Kalten.
Nach dem Mittagsgottesdienst schloß sich ihnen Ritter Bevier in Nashans Studiergemach an. Soweit Sperber wußte, hatte Bevier seit seiner Ankunft nicht einen Gottesdienst ausgelassen.
»Nun denn«, begann Sperber und stand auf, nachdem sie alle beisammen waren, »es sieht folgendermaßen aus: Annias, Primas von Cimmura, gelüstet nach dem Erzprälatenthron hier in Chyrellos. Er hat die Stimmenmehrheit des Königlichen Rates von Elenien, wodurch er frei über das Staatssäckel verfügen kann. Er bedient sich dieses Geldes, um genügend Stimmen in der Hierokratie zu kaufen, damit er nach Cluvonus' Tod gewählt wird. Die Hochmeister der vier Orden möchten das verhindern.«
»Kein ehrenhafter Kirchenmann würde Geld für seine Stimme annehmen!« entrüstete sich Bevier.
»Das ist richtig«, pflichtete Sperber ihm bei. »Bedauerlicherweise aber sind viele Kirchenmänner alles andere denn redlich.
Seien wir doch ehrlich, meine Herren. In der Elenischen Kirche ist Korruption weit verbreitet. Auch wenn es uns nicht gefällt, müssen wir den Tatsachen ins Auge sehen. Viele dieser Stimmen sind käuflich. Verschlimmert wird das Ganze durch Königin Ehlanas bedauerlichen Zustand, denn wäre sie gesund und könnte selbst regieren, würde sie Annias' Griff in das Staatssäckel nicht zulassen.
Die Hochmeister sind der einhelligen Meinung, daß Annias am ehesten aufzuhalten wäre, wenn sich ein Heilmittel für die Königin finden ließe, damit sie die Herrschaft wieder selbstübernehmen kann. Deshalb reiten wir nach Borrata. Die Ärzte an der dortigen Universität sind vielleicht imstande festzustellen, an welcher Krankheit sie leidet, und ein Mittel dagegen zu finden.«
»Nehmen wir Eure Königin mit?« erkundigte sich Tynian.
»Nein, das ist völlig unmöglich.«
»Dann dürften die Ärzte sich aber schwerlich ein Bild machen können, findet Ihr nicht?«
Sperber schüttelte den Kopf. »Sephrenia, die Geheimnislehrerin der Pandioner, begleitet uns. Sie kann Königin Ehlanas Symptome in allen Einzelheiten beschreiben und, falls das die Ärzte weiterbringt, ein Abbild der Königin erschaffen.«
»Klingt ein bißchen umständlich«, meinte Tynian. »Aber wenn es so gemacht werden muß, machen wir es eben so.«
»In Cammorien ist es zur Zeit ziemlich unruhig«, fuhr Sperber fort. »In den mittleren Königreichen wimmelt es von zemochischen Agenten, die alles daransetzen, Unruhen und Feindschaften zu schüren. Und nicht nur das. Annias wird ziemlich sicher vermuten, was wir vorhaben, also wird er es zu vereiteln versuchen.«
»Borrata ist ziemlich weit von Cimmura, oder nicht? Hat Primas Annias denn einen so langen Arm?« fragte Tynian.
»Ja«, antwortete Sperber, »leider. In Cammorien lebt ein ehemaliger Pandioner, der manchmal für Annias arbeitet. Er heißt Martel und wird uns wahrscheinlich aufzuhalten versuchen.«
»Nur einmal«, brummte Ulath.
»Wir wollen jedoch nicht selbst den Kampf suchen«, mahnte Sperber. »Unsere Hauptaufgabe besteht darin, Sephrenia sicher nach Borrata und wieder zurückzubringen. Es wurde bereits ein Anschlag auf sie verübt.«
»Wir werden weiteren Meuchlern den Mut nehmen!« versprach Tynian grimmig. »Begleitet uns sonst noch jemand?«
»Mein Schildknappe Kurik«, antwortete Sperber. »Und wahrscheinlich ein junger pandionischer Novize namens Berit. Er beweist Geschick, und Kurik wird jemanden brauchen, der ihm bei der Versorgung der Pferde hilft.« Er überlegte kurz, dann fügte er hinzu: »Ich glaube, wir nehmen auch noch einen Jungen
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