Elenium-Triologie
mit.«
»Talen?« rief Kalten überrascht. »Hältst du das wirklich für eine gute Idee, Sperber?«
»Chyrellos' Straßen haben schon ohne ihn einen schlechten Ruf, da wäre es nicht ratsam, auch noch den kleinen Dieb darauf loszulassen. Außerdem glaube ich, seine besonderen Fähigkeiten könnten uns gelegen kommen. Ansonsten wird uns nur noch ein kleines Mädchen namens Flöte begleiten.«
Kalten starrte ihn mit noch größerer Bestürzung an.
»Sephrenia wird sie nicht zurücklassen«, erklärte Sperber. »Und ich bin auch gar nicht sicher, daß sie zurückgelassen werden könnte! Erinnerst du dich, wie leicht sie aus dem Nonnenkloster in Arzium verschwunden ist?«
»Hm. Da ist was dran«, gab Kalten zu.
»Das sind klare Worte, Ritter Sperber«, lobte Bevier. »Wann brechen wir auf?«
»Gleich morgen in aller Frühe«, antwortete Sperber. »Es ist ein weiter Weg bis Borrata, und der Erzprälat wird nicht jünger. Patriarch Dolmant meint, daß er jederzeit sterben könnte, und Annias wird keine Zeit verlieren.«
»Dann sollten wir unsere Vorbereitungen treffen«, sagte Berit und erhob sich. »Werden die Herren sich mir zur Vesper in der Kapelle anschließen?«
Kalten seufzte. »Ich glaube, das sollten wir. Schließlich sind wir Ordensritter.«
»Und ein bißchen Gotteshilfe kann nicht schaden«, fügte Tynian hinzu.
Am Spätnachmittag traf eine Kompanie Kirchensoldaten am Tor des Ordenshauses ein. »Ich habe eine Vorladung von Patriarch Makova für Euch und Eure Kameraden, Ritter Sperber«, erklärte der Hauptmann des Trupps, als Sperber und die anderen auf den Hof hinunterkamen. »Er möchte Euch sofort in der Basilika sprechen.«
»Wir holen unsere Pferde«, erklärte Sperber. Er führte die anderen Ritter in die Stallung. Insgeheim fluchte er wütend.
»Schwierigkeiten?« fragte ihn Tynian.
»Makova ist ein Anhänger von Primas Annias«, erwiderte Sperber, während er Faran aus seiner Box holte. »Ich bin fast sicher, daß er versuchen wird, uns Steine in den Weg zu legen.«
»Wir müssen seiner Aufforderung jedoch folgen«, entgegnete Bevier und schwang den Sattel auf sein Pferd. »Wir sind Ordensritter und haben den Befehlen eines Mitglieds der Hierokratie zu gehorchen, gleich, welche Politik er verfolgt.«
»Außerdem wartet da draußen eine ganze Kompanie Soldaten«, gab Kalten zu bedenken. »Ich würde sagen, daß Makova keine großen Risiken eingeht.«
»Er wird doch nicht annehmen, daß wir uns weigern könnten?« entrüstete sich Bevier.
»Ihr kennt Sperber noch nicht so gut«, entgegnete Kalten. »Er kann zuweilen recht eigenwillig sein.«
»Aber ich fürchte, wir haben hier keine Wahl«, sagte Sperber. »Also begeben wir uns in die Basilika und hören uns an, was der Patriarch zu sagen hat.«
Sie führten ihre Pferde auf den Hof und saßen auf. Auf einen raschen Befehl des Hauptmanns formierten sich die Soldaten um sie.
Der Platz vor der Basilika war merkwürdigerweise menschenleer, als Sperber und seine Begleiter absaßen.
»Sieht ganz so aus, als erwarteten sie Schwierigkeiten«, bemerkte Kalten, während er und die anderen die breite Marmorfreitreppe hinaufstiegen.
Beim Betreten des riesigen Kirchenschiffs kniete Bevier sich nieder und faltete die Hände.
Der Hauptmann und eine Abteilung seiner Soldaten traten hinter ihnen ein. »Wir dürfen den Patriarchen nicht warten lassen«, rief der Hauptmann. Sein arroganter Tonfall reizte Sperber, doch er beherrschte sich und sank neben Bevier auf die Knie. Kalten grinste und kniete sich ebenfalls nieder. Tynian stupste Ulath, und auch sie knieten sich hin.
»Ich sagte…«, begann der Hauptmann mit leicht erhobener Stimme.
»Wir haben Euch gehört, Hauptmann«, versicherte ihm Sperber. »Wir sind gleich soweit.«
»Aber…«
»Ihr dürft dort drüben warten. Wir brauchen nicht lange.«
Der Hauptmann drehte sich um und stampfte davon.
»Gut gemacht, Sperber«, murmelte Tynian.
»Schließlich sind wir Ordensritter«, flüsterte Sperber zurück.
»Es wird gewiß nicht schaden, wenn Makova ein wenig warten muß. Das erhöht seine Vorfreude.«
»Da bin ich sicher«, pflichtete Tynian ihm bei.
Die fünf Ritter blieben etwa zehn Minuten knien, während der Hauptmann ungeduldig hin und her marschierte.
»Seid Ihr fertig, Bevier?« erkundigte Sperber sich höflich, als der Cyriniker die Hände öffnete.
»Ja«, antwortete Bevier mit verklärtem Gesicht. »Ich fühle mich jetzt geläutert und im Frieden mit der
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