Elenium-Triologie
Welt.«
»Versucht, dieses Gefühl beizubehalten. Der Patriarch von Coombe wird uns wahrscheinlich bis aufs Blut reizen.« Sperber erhob sich. »Wollen wir gehen?«
»Na endlich! « schnaubte der Hauptmann, als sie zu ihm und seinen Soldaten traten.
Bevier blickte ihn kalt an. »Habt Ihr einen Titel, Hauptmann, außer Eurem militärischen Rang, meine ich?«
»Ich bin ein Markgraf, Ritter Bevier.«
»Ausgezeichnet. Wenn Euch unsere Andacht beleidigt, bin ich mehr denn bereit, Euch Genugtuung zu geben. Ihr dürft mir jederzeit Eure Adjutanten schicken. Ich stehe zu Eurer Verfügung.«
Der Hauptmann erbleichte sichtlich und wich zurück. »Ich führe lediglich Befehle aus, Ritter Bevier. Es würde mir nie einfallen, einen Streiter der Kirche zu beleidigen.«
»Ah«, sagte Bevier von oben herab. »Dann wollen wir gehen. Wie Ihr zuvor so trefflich bemerktet, dürfen wir den Patriarchen von Coombe doch nicht warten lassen.«
Der Hauptmann führte sie zu einem vom Kirchenschiff abzweigenden Gang.
»Gut gemacht, Bevier«, flüsterte Tynian ihm zu.
Der Cyriniker lächelte flüchtig.
»Nichts hilft so sehr, einem Mann seine guten Manieren in Erinnerung zu rufen als der Gedanke an einen Meter Stahl im Bauch«, warf Kalten ein.
Das Gemach, in das der Hauptmann sie führte, prangte mit polierten Marmorwänden, einem dickem Teppich und teuren Vorhängen, beides in Weinrot. Der hagere Patriarch von Coombe saß an einem langen Tisch und las ein Pergament. Bei ihrem Eintreten blickte er zornig hoch. »Was hat euch so lange aufgehalten?« knurrte er den Hauptmann an.
»Die Ordensritter hatten das Bedürfnis, vor dem Hauptaltarzu beten, Eminenz.«
»Oh. Natürlich.«
»Darf ich mich zurückziehen, Eminenz?«
»Nein. Bleibt hier! Ihr habt dafür zu sorgen, daß die Befehle, die ich hier erteilen werde, auch durchgeführt werden.«
»Jawohl, Eminenz.«
Mit strengem Blick wandte sich Makova nunmehr an die Ritter. »Ich habe erfahren, daß Ihr Herren eine Reise nach Cammorien plant«, sagte er.
»Wir machten daraus keinen Hehl, Eminenz«, gab Sperber ihm zu verstehen.
»Ich verbiete es.«
»Dürfte man fragen, wieso, Eminenz?« erkundigte sich Tynian mild.
»Nein, das darf man nicht! Die Ordensritter unterstehen der Hierokratie. Erklärungen sind nicht erforderlich. Ihr werdet alle zum pandionischen Ordenshaus zurückkehren und dort bleiben, bis es mir gefällt, Euch weitere Anweisungen zu erteilen.« Er lächelte eisig. »Ich glaube, Ihr werdet alle bald nach Hause zurückkehren.« Dann richtete er sich auf. »Das ist alles. Ihr habt meine Erlaubnis, Euch zurückzuziehen. Hauptmann, Ihr sorgt dafür, daß diese Ritter das pandionische Ordenshaus nicht verlassen!«
»Jawohl, Eminenz.«
Alle verneigten sich und verließen stumm das Gemach.
»Das war kurz und bündig, nicht wahr?« brummte Kalten, als sie hinter dem Hauptmann, der ein gutes Stück vorausschritt, den Korridor zurückgingen.
»Es wäre sinnlos gewesen, die Tatsachen mit lahmen Ausreden zu vertuschen«, entgegnete Sperber.
Kalten beugte sich zu seinem Freund hinüber. »Werden wir seinen Befehlen gehorchen?« wisperte er.
»Nein.«
»Ritter Sperber!« stieß Bevier hervor. »Ihr werdet doch nicht den Befehlen eines Patriarchen der Kirche zuwiderhandeln?«
»Nein, nicht wirklich. Ich brauche lediglich andere Befehle.«
»Dolmant?« fragte Kalten.
»Nun, sein Name springt einem doch regelrecht entgegen, oder nicht?«
Sie hatten jedoch keine Gelegenheit, einen kleinen Umweg zu machen. Der diensteifrige Hauptmann beharrte darauf, sie direkt zum Ordenshaus zu geleiten. »Ritter Sperber«, sagte er, als sie die schmale Straße erreichten, in der es sich befand, »Ihr werdet so gut sein, den Leiter Eures Ordenshauses zu unterrichten, daß dieses Tor geschlossen zu bleiben hat! Niemand darf hinein oder heraus!«
»Ich werde es ihm sagen«, antwortete Sperber. Dann stieß er Faran leicht die Hacken in die Weichen und ritt in den Hof.
»Ich hätte nicht gedacht, daß er uns wirklich festsetzen würde«, murmelte Kalten. »Wie sollen wir da Dolmant benachrichtigen?«
»Ich lasse mir was einfallen«, versicherte ihm Sperber.
Später, als die Abenddämmerung sich über die Stadt senkte, stapfte Sperber auf der Brustwehr der Mauer hin und her und blickte dann und wann auf die Straße hinunter.
»Sperber?« erklang Kuriks rauhe Stimme auf dem Hof. »Bist du da oben?«
»Ja, komm rauf.«
Schritte knirschten auf der steinernen Treppe zum Wehrgang.
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