Elenium-Triologie
Sperber«, erwiderte Talen. »Das schaffe ich im Schlaf.«
»Du wirst etwas Schriftliches für Dolmant brauchen«, überlegte Sperber.
»Das meint Ihr doch nicht ernst? Wenn ich aufgehalten werde, kann ich mich aus Schwierigkeiten rauslügen, aber nicht, wenn ich eine Botschaft in der Tasche habe. Dolmant kennt mich, und er weiß, daß ich in Eurem Auftrag komme. Also überlaßt das lieber mir, Sperber.«
»Aber mach unterwegs keine langen Finger!«
»Natürlich nicht«, versicherte ihm Talen etwas zu glatt.
Sperber seufzte. Dann sagte er dem Jungen rasch, was er dem Patriarchen von Demos ausrichten sollte.
Der Plan verlief mehr oder weniger, wie Talen ihn vorgeschlagen hatte. Sobald die Streife die schmale Straße passiert hatte, schoß Berits Pfeil wie eine Sternschnuppe durch die Luft und grub sich in das strohgedeckte Stalldach. Dort schwelte er kurz, dann züngelten bläuliche Flammen zum First hoch, färbten sich zunächst rußig orange, dann leuchtend gelb, während sie sich ausbreiteten.
»Feuer!« brüllte Talen.
»Feuer!« fielen die anderen ein.
Unten auf der Straße hasteten die Kirchensoldaten um die Ecke und wurden von dem leicht hysterischen Besitzer des Stalles empfangen. »Gute Herren!« rief der Bedauernswerte händeringend. »Mein Stall! Meine Pferde! Mein Haus! Mein Gott!«
Der pflichtbewußte Hauptmann zögerte. Sein Blick wanderte unentschlossen von dem Feuer zu der hohen Mauer des Ordenshauses.
»Wir helfen Euch, Hauptmann!« rief Tynian von der Brustwehr hinunter. »Öffnet das Tor.«
»Nein!« brüllte der Hauptmann zurück. »Ihr bleibt drinnen!«
»Ist Euch klar, daß Ihr die halbe Heilige Stadt den Flammen preisgeben könntet, Hohlkopf!« brüllte Kalten ihn an. »Das Feuer wird sich ausbreiten, wenn Ihr nicht sofort was dagegen unternehmt!«
»Ihr!« schnauzte der Hauptmann den Stallbesitzer an. »Holt Eimer und zeigt mir den nächsten Brunnen!« Er drehte sich zu seinen Leuten um: »Bildet eine Reihe!« befahl er. »Und du läufst zum Tor des Pandionerhauses und holst jeden Mann, den wir dort entbehren können.« Er klang nun sehr entschlossen. Dann spähte er zu den Rittern auf der Brustwehr hoch. »Aber eine Abteilung muß zur Bewachung dortbleiben!«
»Wir können auch so helfen, Hauptmann«, erbot sich Tynian. »Hier ist ein tiefer Brunnen. Wir brauchen bloß eine Reihe zu bilden und Eimer an Eure Männer vor dem Tor weitergeben. Unsere Hauptsorge muß es sein, Chyrellos zu retten. Alles andere ist jetzt zweitrangig.«
Der Hauptmann zögerte.
»Bitte, Hauptmann.« Tynians besorgte Stimme klang absolut ehrlich. »Ich flehe Euch an, laßt uns mithelfen!«
»Also gut«, brummte der Hauptmann. »Öffnet euer Tor. Aber keiner darf das Grundstück des Ordenshauses verlassen!«
»Das wird auch niemand«, versicherte ihm Tynian.
»Gut gemacht«, brummte Ulath und klopfte Tynian mit der Faust anerkennend auf die Schulter.
Tynian grinste ihn an. »Reden macht sich manchmal doch bezahlt, mein schweigsamer Freund. Ihr solltet es hin und wieder versuchen.«
»Ich benutze lieber eine Streitaxt.«
»Ich werde jetzt verschwinden, meine Herren«, erklärte Talen. »Möchtet ihr, daß ich irgend etwas für euch besorge, da ich ja ohnehin unterwegs bin?«
»Achte lieber auf das, was du tun sollst«, mahnte Sperber. »Es genügt, wenn du mit Dolmant sprichst.«
»Und sei vorsichtig«, brummte Kurik. »Du enttäuschst mich zwar manchmal als Sohn, aber ich möchte dich trotzdem nicht verlieren.«
»Sentimentale Gefühle, Vater?« tat Talen erstaunt.
»So würde ich es nicht gerade nennen«, entgegnete Kurik. »Nur Verantwortungsgefühl gegenüber deiner Mutter.«
»Ich begleite ihn«, erbot sich Berit.
Talen musterte den schlaksigen Novizen kritisch.
»Vergeßt es. Ihr würdet mir bloß im Weg sein. Verzeiht mir, verehrter Lehrer, aber Eure Füße sind zu groß, und Eure Ellbogen stehen zu weit heraus, als daß Ihr Euch lautlos bewegen könntet, und mir fehlt jetzt die Zeit, Euch beizubringen, wie man richtig schleicht.« Der Junge verschwand in der Dunkelheit des Wehrgangs.
»Wo habt Ihr diesen ungewöhnlichen Knaben gefunden?« erkundigte sich Bevier.
»Ihr würdet es nicht glauben, Bevier«, entgegnete Kalten. »Ihr würdet es bestimmt nicht glauben.«
»Unsere pandionischen Brüder sind vielleicht ein wenig weltlicher, als wir anderen«, sagte Tynian salbungsvoll. »Uns, die wir die Augen fest auf den Himmel richten, ist die Schattenseite des Lebens nicht so vertraut
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