Elenium-Triologie
Thalesien liegt der Schnee noch zwei Fuß hoch.«
»Das muß trostlos sein.«
Ulath zuckte die Schultern. »Man gewöhnt sich daran. Und im Schnee läßt sich gut jagen – Wildschweine, Hirsche, Trolle und dergleichen.«
»Ihr jagt wahrhaftig Trolle?«
»Manchmal. Hin und wieder dreht ein Troll durch. Wenn er dann in die Täler kommt, wo Elenier leben, und anfängt, Kühe zu töten – oder Menschen –, müssen wir ihn jagen.«
»Ich hörte, daß sie ziemlich groß sind.«
»Ja. Ziemlich.«
»Ist es nicht gefährlich, nur in einer Kettenrüstung gegen einen Troll zu kämpfen?«
»Das ist nicht weiter schlimm. Sie sind bloß mit Knüppeln bewaffnet. Es kommt vor, daß sie einem die Rippen zerschlagen, aber das ist auch schon alles.«
»Wäre ein Plattenpanzer nicht sicherer?«
»Nicht, wenn man einen Fluß überqueren muß – und wir haben viele Flüsse in Thalesien. Ein Kettenhemd läßt sich ausziehen, selbst wenn man auf dem Grund eines Flusses sitzt. Es dürfte jedoch etwas schwierig sein, den Atem so lange anzuhalten, bis man aus einer Panzerrüstung heraus ist.«
»Hört sich logisch an.«
»Ist es auch. Wir hatten vor einiger Zeit einen Hochmeister, der wollte, daß wir alle Panzerrüstung tragen sollten wie die anderen Orden – um der äußeren Erscheinung willen. Wir warfen einen unserer Brüder im Kettenhemd in den Emsater Hafen. Er war in etwa einer Minute herausgeschlüpft und an der Oberfläche. Der Hochmeister trug Panzerrüstung. Als wir ihn hineinwarfen, kam er nicht mehr hoch. Vielleicht fand er etwas Interessanteres da unten.«
»Ihr habt Euren Hochmeister ertränkt!« rief Sperber erschrocken aus.
»Nein«, verbesserte ihn Ulath. »Sein Panzer hat ihn ertränkt. Daraufhin wählten wir Komier zum Hochmeister. Er hat gesünderen Menschenverstand, als so törichte Vorschläge zu machen.«
»Ihr Genidianer scheint ein recht selbständiger Orden zu sein. Ihr wählt tatsächlich Eure eigenen Präzeptoren?«
»Ihr nicht?«
»Wir nicht, nein. Wir schicken eine Liste mit Namen an die Hierokratie und überlassen ihr die Wahl.«
»Da machen wir es ihr leichter. Wir schicken ihr nur einen Namen.«
Kalten kam im leichten Galopp die Straße zurück. Er war etwa eine Viertelmeile vorausgeritten, um mögliche Gefahren auszukundschaften. »Da ist etwas Seltsames vor uns, Sperber«, sagte er nervös.
»Was meinst du mit seltsam?«
»Auf der Kuppe des nächstens Hügels sitzen zwei Pandioner auf ihren Pferden.« Seine Stimme klang angestrengt und er schwitzte sichtlich.
»Wer sind sie?«
»Ich bin nicht hinaufgeritten, um sie zu fragen.«
Sperber blickte seinen Freund scharf an. »Was ist los?« fragte er.
»Ich bin nicht sicher«, antwortete Kalten. »Ich hatte jedoch ein starkes Gefühl, daß ich ihnen nicht zu nahe kommen sollte. Ich glaube, sie wollen mit dir reden. Und frag mich nicht, wieso ich dieses Gefühl ebenfalls habe.«
»Ist gut«, beruhigte ihn Sperber. »Ich werde feststellen, was sie wollen.« Er spornte Faran zum Galopp und donnerte die Straße den langen Hang zur Hügelkuppe hoch. Die beiden Berittenen trugen die schwarze Rüstung der Pandioner, machten jedoch nicht die üblichen Grußzeichen, als Sperber sich ihnen näherte, und keiner hob sein Visier. Ihre Pferde waren mager, fast nur noch Fell und Gerippe.
»Was gibt es, Brüder?« erkundigte sich Sperber und zügelte Faran ein paar Meter vor dem Paar. Flüchtig schlug ihm ein unangenehmer Geruch entgegen, und eisiger Schauder durchzog ihn.
Einer der Gerüsteten drehte sich leicht und richtete den Arm im Rüsthandschuh hinunter aufs nächste Tal. Er sprach nicht, doch es sah so aus, als deute er auf einen winterkahlen Ulmenhain an der Straßenseite, etwa eine halbe Meile von der Kuppe.
»Ich verstehe nicht recht…«, begann Sperber, da spiegelte sich plötzlich zwischen den Gerippen der unteren Äste Sonnenschein auf glänzendem Stahl. Er beschirmte die Augen mit einer Hand und spähte angestrengt auf die Baumgruppe. Etwas bewegte sich dort flüchtig, und wieder blitzte es dort unten auf. »Jetzt verstehe ich«, sagte er ernst. »Ich danke euch, meine Brüder. Möchtet ihr euch uns anschließen, wenn wir uns diese Kerle vornehmen?«
Einen Augenblick verharrten die beiden Schwarzgerüsteten reglos, dann neigte einer zustimmend den Kopf, und die beiden lenkten ihre Pferde zu den Straßenseiten, wo sie einander gegenüber wartend stehen blieben.
Sperber wunderte sich über ihr eigenartiges Benehmen, während er zu
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