Elenium-Triologie
Ärzten in Cippria«, erklärte er, während er auf das Papier kritzelte. »Der letzte ist der Name des Giftes.«
Er reichte Sperber den Zettel. »Viel Glück«, wünschte er. »Aber geht jetzt, damit ich weitermachen kann, womit ich gerade beschäftigt war, als Ihr mir die Tür eingetreten habt.«
16
»Weil ihr nicht wie Rendorer ausseht!« betonte Sperber. »Ausländer erregen dort einige Aufmerksamkeit – und werden normalerweise nicht gerade freundlich aufgenommen. Ich kann in Cippria für einen Einheimischen durchgehen. Kurik ebenfalls. Und Rendorerinnen tragen Schleier; infolgedessen wird auch Sephrenia nicht auffallen. Ihr anderen könnt nicht mitkommen!«
Sie hatten sich in einem großen Zimmer im ersten Stock des Gasthofs zusammengesetzt. Die Einrichtung bestand lediglich aus Wandbänken, und es gab nicht einmal einen Vorhang, den man vor das schmale Fenster hätte ziehen können. Sperber hatte berichtet, was sie von dem beschwipsten Arzt erfahren hatten und daß Martel es diesmal mit Bestechung statt Gewalt versucht hatte.
»Wir könnten uns das Haar färben«, schlug Kalten vor. »Würde es dann nicht gehen?«
»Das hilft nicht. Entscheidend ist, wie man sich in Rendor benimmt, wie man dort auftritt, Kalten«, erklärte Sperber. »Ich könnte dich grün einfärben, und die Rendorer würden dich trotzdem als Elenier erkennen. Das gleiche gilt mehr oder weniger für euch alle. Ihr habt die Haltung von Rittern, und ihr würdet Jahre brauchen, sie abzulegen.«
»Ihr wollt also, daß wir hierbleiben?« fragte Ulath.
»Nein, wir reisen zunächst gemeinsam nach Cippria. Dort kann ich euch schneller eine Nachricht zukommen lassen, falls es erforderlich sein sollte.«
»Ich fürchte, du übersiehst etwas, Sperber«, gab Kalten zu bedenken. »Wir wissen, daß Martel sich hier unten herumtreibt, und wahrscheinlich hat er seine Augen überall. Wenn wir alle in voller Rüstung aus Borrata reiten, wird er es erfahren, noch ehe wir eine Meile weit gekommen sind.«
»Pilger«, brummte Ulath.
Kalten blickte ihn stirnrunzelnd an. »Ich verstehe nicht ganz.«
»Wenn wir unsere Rüstungen auf einen Karren laden, so daß sie nicht zu sehen sind, und einfache, unauffällige Kleidung tragen, können wir uns einem Pilgerzug anschließen, und niemand wird einen zweiten Blick an uns verschwenden.« Er blickte Bevier an. »Kennt Ihr Euch in Madol aus?«
»Wir haben da ein Ordenshaus, das ich manchmal besuche.«
»Gibt es dort irgendwelche Schreine oder heilige Stätten?«
»Mehrere. Aber Pilger reisen selten im Winter.«
»Sie werden es tun, wenn man sie dafür bezahlt. Wir engagieren ein paar – und einen Geistlichen, der unterwegs Kirchenlieder anstimmt.«
»Das ist keine schlechte Idee, Sperber«, warf Kalten ein. »Martel weiß ja nicht, welchen Weg wir von hier aus nehmen, also werden seine Spione verhältnismäßig weit verstreut sein.«
»Wie können wir diesen Martel erkennen?« erkundigte sich Bevier. »Falls wir ihm begegnen, während Ihr in Cippria seid, meine ich.«
»Kalten kennt ihn«, erwiderte Sperber, »und Talen hat ihn einmal gesehen.«
Da fiel ihm etwas ein. Er blickte zu dem Jungen hinüber, der ein Garnspiel mit Flöte machte. »Talen«, rief er, »könntest du Bilder von Martel und Krager zeichnen?«
»Sicher.«
»Wir sollten ihnen auch Adus beschreiben«, warf Sephrenia ein.
»Nichts einfacher als das.« Kalten grinste. »Steckt einen Gorilla in eine Rüstung, dann habt ihr ihn.«
»Na gut. Machen wir es so«, sagte Sperber. »Berit.«
»Ja, Ritter Sperber?«
»Geht zu einer Kirche – einer armen. Sprecht mit dem Vikar. Sagt ihm, wir bezahlen eine Pilgerreise zu den Schreinen von Madol. Ersucht ihn, etwa ein Dutzend seiner bedürftigsten Schäfchen auszuwählen und sie morgen früh hierherzubringen. Wir möchten, daß auch er mitkommt – als Hirte unserer Seelen. Und versprecht ihm eine beachtliche Spende für seine Kirche, wenn er sich zu der Pilgerreise bereit erklärt.«
»Und wenn er fragt, warum wir das tun wollen, Ritter Sperber?«
»Sagt ihm, wir hätten eine schreckliche Sünde begangen und möchten dafür büßen.« Kalten zuckte die Schultern. »Geht aber nicht näher auf die Art dieser Sünde ein!«
»Ritter Kalten!« rief Bevier entsetzt. »Ihr wollt einen Kirchenmann belügen?«
»Es ist keine wirkliche Lüge, Bevier. Jeder von uns hat auf die eine oder andere Weise gesündigt – ich allein in dieser Woche bestimmt schon ein halbes dutzendmal. Außerdem
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