Elenium-Triologie
den Beinen.«
»Bringt ihm einen Hocker!« brüllte Platime. Dann betrachtete er wieder die beiden. »Weshalb sollten Kirchensoldaten gegen Ordensritter kämpfen?«
»Staatsintrigen.« Sperber zuckte die Achseln. »Sie sind manchmal etwas undurchsichtig.«
»Bei Gott, da habt Ihr recht. Aber was wollt ihr hier?«
»Wir brauchen ein Fleckchen, wo wir eine Weile unterkriechen können«, erklärte ihm Sperber. Er schaute sich um. »Euer Keller dürfte da recht gut geeignet sein.«
»Bedauere, Freund. Ich habe durchaus Mitgefühl mit einem Mann, der eine Auseinandersetzung mit den Kirchensoldaten hatte, aber ich betreibe hier mein Geschäft, das Außenstehende nichts angeht.« Platime blickte auf Kalten. Er war auf einen Hocker gesunken, den ein zerlumpter Bettler gebracht hatte. »Habt Ihr den Mann getötet, der Euch das antat?«
»Ich nicht, aber er.« Kalten deutete auf Sperber. »Ich tötete ein paar andere, aber mein Freund erwischte die meisten.«
»Kommen wir doch zur Sache«, schlug Sperber vor. »Ich glaube, Ihr schuldet meiner Familie einen Gefallen, Platime.«
»Ich hatte nie was mit Edelleuten zu tun«, widersprach Platime, »außer daß ich hin und wieder mal dem einen oder anderen die Kehle durchgeschnitten habe. Also ist es unwahrscheinlich, daß ich Eurer Familie irgendwas schulde.«
»Diese Schuld hat nichts mit Geld zu tun. Vor langer Zeit wollten Euch ein paar Kirchensoldaten hängen. Mein Vater hat es damals verhindert.«
Platime blinzelte. »Ihr seid Sperber?« rief er überrascht. »Ihr seht Eurem Vater gar nicht sonderlich ähnlich.«
»Das liegt an seiner Nase«, warf Kalten ein. »Wenn man einem Mann die Nase bricht, ändert das seine ganze Erscheinung. Warum wollten die Soldaten Euch aufhängen?«
»Es war alles ein Mißverständnis. Ich erstach einen Burschen. Er trug keine Uniform, wie hätte ich da wissen sollen, daß er Offizier der Garde des Primas' war?« Verärgert schüttelte Platime den Kopf. »Dabei hatte er nur zwei Silberstücke und eine Handvoll Kupfermünzen in seinem Beutel.«
»Erkennt Ihr die Dankesschuld an?« drängte Sperber.
Platime zupfte an seinem borstigen Bart. »Muß ich wohl.«
»Dann bleiben wir also hier.«
»Ist das alles, was ihr wollt?«
»Nicht ganz. Wir suchen einen Mann – einen Kerl namens Krager. Eure Bettler kommen in der ganzen Stadt herum, ich möchte, daß sie nach ihm Ausschau halten.«
»Geht in Ordnung. Könnt Ihr ihn beschreiben?«
»Besser noch, ich kann ihn Euch zeigen.«
»Das verstehe ich nicht ganz, Freund.«
»Das werdet Ihr aber gleich. Habt Ihr ein Becken oder eine Schüssel zur Hand – und ein bißchen sauberes Wasser?«
»Müßte zu besorgen sein. Was habt Ihr vor?«
»Er will im Wasser ein Bild von Kragers Gesicht schaffen«, erklärte Kalten. »Das ist ein alter Trick.«
Platime wirkte beeindruckt. »Ich hab' gehört, daß ihr Pandioner alle Zauberer seid, aber ich hab' so was noch nie gesehen.«
»Sperber kann das besser als ich«, gestand Kalten.
Ein Bettler schleppte ein zerbeultes Becken mit leicht trübem Wasser herbei. Sperber ließ es ihn auf dem Boden absetzen, konzentrierte sich darauf und murmelte fast unhörbar die styrischen Worte eines Zaubers. Dann fuhr er bedächtig mit der Hand über das Becken, und Kragers aufgedunsenes Gesicht erschien.
»Also, das ist ja ein Ding!« staunte Platime.
»Es ist gar nicht so schwierig«, versicherte ihm Sperber bescheiden. »Ruft Eure Leute, es sich anzusehen. Ich kann es nicht ewig halten.«
»Wie lange könnt Ihr es?«
»Etwa zehn Minuten. Danach zerfließt es.«
»Talen!« schrie der Fette. »Komm her!«
Ein schmutziger Junge von ungefähr zehn Jahren schlurfte herbei. Er trug einen zerlumpten, dreckigen Kittel und darüber eine lange Weste aus rotem Satin, die einst ein vornehmes Wams gewesen war, dem er die Ärmel herausgetrennt hatte. »Was willst du?« fragte er keß.
»Kannst du das abzeichnen?« Platime deutete auf das Bild im Wasser.
»Natürlich. Aber warum sollte ich?«
»Weil ich dir die Ohren langziehe, wenn du es nicht tust.«
Talen grinste frech. »Dazu müßtest du mich erst fangen, Dicker, und ich kann viel schneller laufen als du.«
Sperber schob einen Finger unter sein Lederwams und fischte eine kleine Silbermünze heraus. »Würdest du es dafür abzeichnen?« Er hielt die Münze hoch.
Talens Augen leuchteten auf. »Dafür bekommt Ihr ein Meisterwerk«, versprach er.
»Wir wollen nur ein genaues Abbild.«
»Was immer Ihr sagt,
Weitere Kostenlose Bücher