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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Arbeit immer erst beenden, ehe man sich der nächsten zuwendet.«
    »Wie fühlst du dich?« fragte Sperber ihn besorgt.
    »Es ist nur ein Kratzer.«
    »Kratzer bluten nicht so. Laß mich sehen.«
    Die klaffende Wunde an Kaltens Seite war lang, aber offenbar nicht sehr tief. Sperber riß einem Toten den Ärmel seines Kittels ab, knüllte ihn zusammen und preßte ihn auf Kaltens Wunde. »Halt das fest!« wies er ihn an. »Und drück ein bißchen darauf, um das Bluten zu stillen.«
    »Ich wurde schon öfter verletzt, Sperber. Ich weiß, was man tun muß.«
    Sperber blickte auf die blutigen Leichen, die in der Gasse herumlagen. »Ich glaube, wir sollten uns lieber verziehen«, meinte er. »Der Lärm könnte irgend jemanden neugierig gemacht haben.« Er runzelte die Stirn. »Ist dir etwas an diesen Burschen merkwürdig vorgekommen?« fragte er.
    Kalten zuckte die Schulter. »Sie waren nicht sehr geschickt.«
    »Das meine ich nicht. Räuber, die Leute in Gassen überfallen, achten gewöhnlich nicht sehr auf ihr Erscheinungsbild. Diese Burschen aber sind alle glatt barbiert.« Er rollte eine Leiche herum und riß den dicken Baumwollkittel vorn auf. »Ist das nicht interessant?« brummte er. Der Tote trug unter dem einfachen Kittel ein rotes Wams mit gesticktem Wappen auf der linken Brustseite.
    »Kirchensoldaten«, knurrte Kalten. »Könnte es sein, daß Annias uns nicht mag?«
    »Schon möglich. Verschwinden wir. Die Überlebenden holen vielleicht Hilfe herbei.«
    »Wohin? Ins Ordenshaus oder in die Herberge?«
    Sperber schüttelte den Kopf. »Irgend jemand hat unsere Maskerade durchschaut, und Annias rechnet sicher damit, daß wir zu einem von beiden zurückkehren.«
    »Da magst du recht haben. Irgendeinen Vorschlag?«
    »Ich kenne ein Versteck. Es liegt nicht sehr weit von hier. Kannst du gehen?«
    »Ich kann so weit gehen wie du. Ich bin jünger, oder hast du das vergessen?«
    »Ja, aber nur um sechs Wochen.«
    »Jünger ist jünger, Sperber. Wir wollen doch nicht auf Zahlen herumreiten.«
    Sie schoben ihre Breitschwerter unter die Gürtel und verließen die Gasse. Sperber stützte seinen verwundeten Freund, als sie ins Freie traten.
    Die Straße, der sie folgten, wurde zusehends verwahrloster, und sie gelangten bald in ein wahres Labyrinth von engen Straßen und Gassen. Die Häuser waren groß und heruntergekommen, und es wimmelte nur so von zerlumpten Leuten, die der Schmutz und die Armut ringsum nicht zu stören schien.
    »Ist es noch weit?« fragte Kalten. »Ich werde allmählich müde.«
    »Gleich gegenüber der nächsten Straßenkreuzung.«
    Kalten brummte und drückte die Hand fester auf seine Seite, als er Sperber folgte.
    Die Blicke der Bewohner dieses Elendsviertels waren unfreundlich, ja feindselig. Kaltens Kleidung wies ihn als Angehörigen der herrschenden Klasse aus, und diese Leute, noch unter der untersten Sprosse der Gesellschaftsleiter, hatten nichts übrig für Höflinge und ihre Diener.
    Als sie die Kreuzung erreichten, führte Sperber seinen Freund in eine schlammige Gasse. Sie hatten den größeren Teil davon hinter sich, als ein untersetzter Mann mit einer rostigen Pike in der Hand aus einem Eingang trat und ihnen den Weg versperrte.
    »Was habt ihr hier zu suchen?« fragte er drohend.
    »Ich muß mit Platime sprechen«, antwortete Sperber.
    »Ich glaube nicht, daß er irgendwas von dem hören möchte, was du ihm sagen willst. Wenn ihr klug seid, dann verschwindet aus dieser Gegend, ehe die Nacht hereinbricht. Im Dunkeln ist hier schon der eine oder andere ums Leben gekommen.«
    »Und manchmal sogar im Hellen«, entgegnete Sperber und zückte sein Schwert.
    »Im Handumdrehen kann ich Dutzend Männer hier haben!«
    »Und mein Freund mit der gebrochenen Nase kann deinen Kopf abgehackt haben, ehe sie da sind«, versicherte ihm Kalten.
    Der Untersetzte wich mit ängstlicher Miene zurück.
    »Also, wie sieht es aus, mein Freund?« fragte Sperber.
    »Bringt Ihr uns zu Platime, oder wollen wir uns ein bißchen miteinander beschäftigen?«
    »Ihr habt kein Recht, mir zu drohen!«
    Sperber hob sein Schwert, damit der Mann es gut sehen konnte. »Das gibt mir alles Recht der Welt, guter Mann. Lehnt Eure Pike an die Wand und führt uns zu Platime – und zwar auf der Stelle!«
    Der Untersetzte zuckte zusammen, dann lehnte er die Pike vorsichtig an die Hauswand, drehte sich um und ging die Gasse voraus. Etwa hundert Schritte weiter endete sie als Sackgasse, und eine steinerne Treppe führte zu einer

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