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Elfenglanz

Elfenglanz

Titel: Elfenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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garantieren. Und ich weiß nicht, was schlimmer wäre … wenn sie euch am Tor abweisen würden und ihr nicht genug Zeit hättet, zum Wagen zurückzukehren, oder wenn sie euch einließen.«
    Er hielt Davids Blick lange stand, bevor David einmal kurz nickte. Dann wandte er sich an Chelsea.
    »Ich kann nicht zurückbleiben«, sagte sie leise. »Ich würde mich für den Rest meines Lebens hassen.«
    »Verständlich«, sagte Tamani kaum hörbar. »Dann gehen wir jetzt.«
    Er führte sie über den gewundenen Weg und bewegte sich so selbstbewusst und entschlossen durch den Wald, dass Laurel und ihre Freunde beinahe rennen mussten, um mit ihm Schritt zu halten. Laurel wusste, dass Wachposten sie beobachteten, und erwartete an jeder Biegung, sie zu sehen, wie so oft, wenn sie mit Tamani hier gewesen war.
    »Sind wir zu spät gekommen?«, flüsterte Laurel.
    Tamani schüttelte den Kopf. »Es liegt an den Menschen«, antwortete er schlicht.
    Als sie schließlich in Sichtweite des uralten Baumkreises gelangten, der das Tor umschloss, zeigte sich endlich der erste Wachposten, der Tamani fast ins Gesicht sprang und ihm eine Hand auf die Brust legte. Tamani blieb so anmutig stehen, dass ein unbeteiligter Zuschauer hätte meinen können, er hätte sowieso an dieser Stelle anhalten wollen.
    »Du bewegst dich auf gefährlichem Terrain, wenn du sie so nahe heranbringst, Tam«, sagte der Wachposten.
    »Ich werde mich auf noch viel gefährlicherem Terrain bewegen, wenn ich um die Erlaubnis bitte, sie nach Avalon mitzunehmen«, sagte Tamani kategorisch.
    Der andere Wachposten reagierte geschockt. »Das … das kannst du nicht machen! Das ist unmöglich!«
    »Mach Platz«, sagte Tamani. »Ich habe keine Zeit.«
    »Tu das nicht«, erwiderte der Wachposten, ohne von der Stelle zu weichen. »Bevor Shar zurückkehrt, können wir nicht mal …«
    »Shar ist tot«, sagte Tamani. Ein Hauch von Ehrfurcht raschelte in den Bäumen. Nachdem er einige Sekunden gewartet hatte – vielleicht damit der andere die Neuigkeit verarbeiten oder auch damit er all seinen Mut zusammennehmen konnte – fuhr Tamani fort. »Als stellvertretender Kommandeur dieser Truppe übernehme ich seinen Posten, zumindest bis der Rat zusammenkommt. Und jetzt fordere ich dich noch mal auf, Platz zu machen.«
    Der Wachposten wich zurück und Tamani ging mit hoch erhobenem Kinn weiter. »Männer, die …« Seine Stimme brach kaum merklich. »Männer, die ersten zwölf vortreten.« Das war Shars Text, der Beginn eines Rituals, das einen knorrigen alten Baum in ein glänzendes goldenes Tor verwandelte. Laurel hatte diese Worte oft genug gehört, um zu wissen, wie bedeutend sie waren.
    Elf Wachposten traten neben den, der sie aufgehalten hatte, und Chelsea schnappte leise nach Luft, als sie sich in einem Halbkreis um den Baum aufstellten. Sie boten einen herrlichen Anblick in ihrer Rüstung, die sorgfältig getarnt war. Alle zwölf trugen einen Speer mit dunklem Schaft und einer diamantenen Spitze. Ähnlich wie bei Tamani und Shar waren die Haarwurzeln bei einigen grün verfärbt. Außerhalb ihrer Umgebung sähen sie wahrscheinlich recht sonderbar aus, möglicherweise sogar lächerlich. Doch hier im Wald erschienen sie Laurel stets als mächtige Beschützer.
    Als die Wachposten an den Baum traten und jeder eine Hand an die Rinde legte, wurde Laurel bewusst, dass ihre Freunde die Zeremonie zum ersten Mal beobachteten. Sie erinnerte sich daran, wie sie die Verwandlung zum ersten Mal erlebt hatte. Damals war Tamani angeschossen worden und Shar hatte Jamison hergebeten, um das Leben seines Freundes zu retten. Jetzt war Shar tot und Tamani bemühte sich, allen das Leben zu retten.
    Die vertraute leise Melodie summte durch den Wald, als der Baum seine unförmigen Äste im Schein der Lichtung schüttelte, der ihn ätherisch leuchten ließ. Es sah aus, als würde der Baum sich spalten und zu einer Art Bogen verschmelzen. Dann kam der abschließende Blitz, der so hell war, dass die Lichtung zu brennen schien, und schon standen sie vor dem schönen goldenen Tor, das den Weg nach Avalon bahnte.
    Laurel warf einen schnellen Blick über ihre Schulter. Chelsea platzte geradezu vor Glück, während David mit offenem Mund dastand.
    »Jetzt rufe ich …«
    Tamani hielt verwirrt inne. Die Schwärze hinter den Gitterstäben des Tores ließ Schemen erkennen und kurz darauf umklammerte eine alte, welke Hand die Stäbe und zog langsam das Tor auf. Obwohl Jamison sie besorgt ansah, freute Laurel sich

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