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Elfenglanz

Elfenglanz

Titel: Elfenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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wenn Tamani geschrien und getobt hätte. Doch er fraß alles in sich hinein und verbarg es selbst vor ihr, als er den Kopf an die Autoscheibe lehnte. Sie fühlte sich so hilflos.
    Doch etwa fünf Meilen hinter Crescent City strich er mit einer Hand über Laurels Arm und verschränkte sie mit ihrer, wobei er sie unmerklich näher zog. Er schaute weiter aus dem Fenster, doch sein fester Händedruck machte deutlich, dass er Halt suchte. Laurel freute sich, dass auch er sie endlich einmal brauchte – selbst wenn ihr allmählich die Finger wehtaten.
    Auf der Fahrt wurde wenig geredet, zumal Chelsea wieder eingeschlafen war. Sie lag verdreht auf dem halb heruntergelassenen Beifahrersitz. Gut, dass sie Shars Anruf nicht mitgehört hatte, denn danach hätte sie nicht so leicht weiterschlafen können. Schließlich wurde sie wach, als sie eine kurze Strecke auf rauem Asphalt fuhren, und löste den Gurt, damit sie sich zu Tamani und Laurel umdrehen konnte.
    »Äh, was machen wir denn nun, wenn wir da ankommen?« Ihr Blick fiel kurz auf die verschränkten Hände von Laurel und Tamani, doch sie schwieg dazu.
    Tamani rückte zum ersten Mal vom Fenster ab. »Wir gehen zum Tor, erklären, wie dringend es ist, fordern Einlass und werden durchgewinkt, wenn wir Glück haben. Also, ich meine natürlich Laurel und mich. Seit über tausend Jahren hat kein Mensch Avalon betreten.«
    »Wir wollen euch helfen«, sagte David. »Glaubst du nicht, dass sie es erlauben würden?«
    Tamani zog seine Hand aus Laurels, als er sich vorbeugte. »Das haben wir doch schon besprochen«, sagte er nicht unfreundlich. »Eure Hilfe wird so nicht gebraucht. Ich schlage vor, ihr lasst uns raus und fahrt möglichst schnell woandershin. Fahrt nach Süden – auf keinen Fall zurück zu Laurels Haus. Die Wachposten werden deine Eltern beschützen«, fügte er zu Laurels Beruhigung hinzu. »Aber es hat ihnen gerade noch gefehlt, sich um noch mehr Menschen kümmern zu müssen. Fahrt nach Eureka oder McKinleyville.« Er zögerte. »Macht Weihnachtseinkäufe oder so was.«
    »Eine Woche vor Weihnachten im Einkaufszentrum. Na, toll«, klagte Chelsea.
    »Dann geht eben in Orick was essen. Hauptsache, ihr fahrt nicht vor morgen oder übermorgen nach Crescent City zurück.«
    »Hast du eine Idee, wie wir das unseren Eltern erklären sollen?«, fragte David.
    »Vielleicht hättest du darüber nachdenken sollen, bevor du mitgekommen bist«, erwiderte Tamani in etwas schärferem Ton. Aber laut wurde er nicht.
    David schüttelte nur den Kopf. »Ich bin auf deiner Seite, Mann.«
    Tamani senkte den Kopf und holte mehrfach kurz Luft, bevor er ruhiger sagte: »Selbst wenn sie euch reinlassen, wäret ihr mindestens genauso lange in Avalon. Glaub mir, du hast alle Zeit der Welt, dir etwas für deine Mutter zu überlegen.«
    »Ich erzähle meiner Mom einfach, dass David und Laurel durchbrennen wollten«, sagte Chelsea trocken. »In dem Moment bin ich vorbeigekommen und habe versucht, es ihnen auszureden. Meine Mutter verzeiht mir praktisch alles, wenn es um Laurels Tugendhaftigkeit geht.«
    Als Laurel merkte, dass ihr Mund offen stand, gab sie Chelsea einen Klaps auf die Schulter.
    »Das habe ich mir für den Notfall aufgespart«, sagte Chelsea stolz zu niemand Bestimmtem, drehte sich wieder um und schnallte sich an, als David von der Hauptstraße abbog.
    Beim Anblick des Blockhauses wurde Laurel erneut von Trauer überwältigt. Das letzte Mal war sie mit Tamani hier gewesen, an einem der schönsten Tage in ihrem Leben. Sogar in diesem Augenblick erschauerte sie bei der Erinnerung. Das Leben war auf einmal so unsicher und zerbrechlich. Würde sie noch so einen Tag mit Tamani erleben? Wie sie plötzlich feststellte, wollte sie das unbedingt! Sie sah ihn an; auch er betrachtete die Hütte. Dann drehte er sich um, ihre Blicke trafen sich, und sie wusste, dass sie beide an das Gleiche dachten.
    »Wo soll ich parken?«, fragte David. »Sie sehen sonst das Auto, wenn sie kommen.«
    »Wenn sie kommen, bevor ihr wieder weg seid, ist es zu spät, sich Sorgen zu machen«, antwortete Tamani und löste den Blick von Laurel. »Also kannst du ihn auch gleich hier abstellen.«
    Bevor sie alle in den Wald gingen, baute Tamani sich mit todernster Miene vor ihnen auf. »David, Chelsea, ich habe schon gesagt, dass bisher nur einigen auserwählten Menschen Einlass nach Avalon gewährt wurde. Und die … sind manchmal nicht zurückgekommen. Wenn ihr jetzt mit uns in den Wald geht, kann ich für nichts

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