Elfenglanz
sie das lange dünne Messer mitten durch Yukis zerrupfte weiße Blüte stieß.
»Yuki!«, rief Laurel entsetzt. Sie wollte aufstehen, doch David stellte sich vor sie. »Bleib da«, flüsterte er.
Yuki fiel mit einem Schmerzensschrei auf die Knie und Tamani stürzte sich erneut auf Klea. Als sie ihm das Messer in die Brust stoßen wollte, trat er einen Schritt zur Seite und packte ihren gebrochenen Arm, dass ihr ein ersticktes Wimmern entfuhr. Dann drehte er sie um, hob ihre Hand, in der sie das Messer hielt, hoch und drückte ihr die eigene Waffe an den Hals.
»Ergib dich.« Seine scharfen Worte zerrissen die Nachtluft.
Es war totenstill. Nur Yuki weinte leise. Laurel bekam kaum noch Luft.
Klea sackte zusammen und lehnte sich besiegt an Tamani.
»Lass das Messer fallen.«
Als Klea die Hand bewegte, dachte Laurel einen Augenblick lang, sie würde gehorchen. Doch sie zog die Klinge mit einem wortlosen Schrei über ihren eigenen Hals und stach sie dann in Tamanis verletzte Schulter. Überrumpelt ließ er sie los und wich zurück, während Klea wankend das Messer fallen ließ und die Hand an den Hals legte. Pflanzensaft strömte heraus.
Eine schlanke Wurzel wand sich aus dem Boden, schlang sich um Kleas Knöchel und brachte sie zu Fall. Yukis Hand zuckte schwächlich. Sie lebte noch!
Klea lachte schrill und fast ein wenig traurig, als sie hilflos im Gras lag. »Na gut, dann sterben wir eben alle zusammen.«
»Du vielleicht«, erwiderte Tamani kühl.
»Du hast deine Wunde noch nicht gesehen.«
Tamani zögerte, aber als Kleas Blick zu einer bösen Fratze wurde, zog er den Hemdkragen herunter, um seine Schulter bloßzulegen. »Beim Auge der Hekate«, flüsterte er entsetzt. Die Wundränder waren schwarz und sandten dunkle Strahlen aus.
Einundzwanzig
L ass mal sehen«, sagte Laurel, die sofort zu Tamani gerannt war. Sie streckte die Hand aus.
»Nicht anfassen«, sagte Yuki leise, aber mit Autorität. »Sonst springt es auf dich über.« Auch aus ihrer Wunde strahlten schwarze Streifen in alle Richtungen; Pflanzensaft floss über ihre Blütenblätter.
Mit Grauen beobachtete Laurel, wie die schwarzen Linien sich um Tamanis Wunde rankten. Sie wusste nicht, was es war, aber es sah schrecklich giftig aus – wie der rote Rauch, den Klea auf die Akademie losgelassen hatte. Gut, dass Chelsea immer noch hinterm Baum in Sicherheit war. Und auch an Jamison kam Klea nicht heran, doch wie es ihm ging, wusste niemand.
»Auf dieses Gebräu bin ich besonders stolz«, erklärte Klea, als sie sah, wie fassungslos Laurel war. »Zugegeben, eine Art letztes Mittel, das mir hier jedoch angebracht erscheint. Ihr solltet euch geehrt fühlen.«
»Was ist es?«, fragte Tamani wütend.
»Ist es das Gleiche wie dieses rote Zeug in der Akademie?«, fragte Laurel mit bebender Stimme.
»Ich bitte dich«, meinte Klea belustigt, »im Vergleich hierzu war das Kinderkram. Ich würde mich an deiner Stelle nicht zu sehr aufregen«, warnte sie Tamani und zog lächelnd eine Augenbraue hoch. »Setz dich hin und entspann dich, sonst breitet es sich noch schneller aus.«
»Du hast es auch.« Laurel hatte die dunklen Schatten entdeckt, die sich um den Kratzer an Kleas Hals legten.
Die Herbstelfe lächelte verschlagen. »Aber im Gegensatz zu dir bin ich im Besitz des Gegengifts.«
Laurel schöpfte neue Hoffnung, als Klea ihr zwei Zuckerglasfläschchen mit Serum auf der offenen Hand präsentierte. Sie stürzte sich sofort darauf.
»Nicht so eilig«, sagte Klea, zog den Arm zurück und ballte die Faust. »Erst müsst ihr euch anhören, was ich noch zu sagen habe. Und glaub ja nicht, du könntest in der Zwischenzeit das Gegengift selbst herstellen«, fügte sie hinzu. »Es müsste schon der Viridefaeco-Zaubertrank sein, um die Wirkung des Gifts aufzuheben. Und das übersteigt deine Fähigkeiten.« Klea gluckste. »Die Fähigkeiten aller Mitglieder der Akademie.«
Viridefaeco . Das Wort kannte Laurel von ihrem allerersten Tag an der Akademie vor zwei Jahren. Seitdem hatte sie gelernt, dass es ein Heilmittel war, das niemand mehr zubereiten konnte – nicht einmal Yeardley.
»Was willst du?«, fragte sie Klea.
»Ihr sollt euch auf meine Seite schlagen«, antwortete sie fast beiläufig, während sie geschickt mit den Fläschchen spielte. »Sei meine Botschafterin.«
»Und warum sollte ich das tun?«, zischte Laurel. Klea hatte verloren ! Sie lag im Sterben! Wieso tat sie immer noch so, als liefe alles nach Plan?
»Würde es dir nicht reichen,
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