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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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Zunge hing rot in der Dunkelheit.
    Es knallte zweimal laut, dann herrschte Stille. Val öffnete die Augen; sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie sie zugemacht hatte. Ruth schrie.
    Auf dem Boden lag die Polizistin und blutete aus Hals und Hüfte. Der andere Beamte starrte entsetzt auf seine Pistole. Val stand da wie versteinert, die Füße wie Blei, zu fassungslos, um wegzurennen. In Gedanken suchte sie noch nach einer Lösung, nach irgendetwas, das dies ungeschehen
machen konnte. Das ist nur ein Trugbild, beruhigte sie sich selbst. Dave führt uns alle an der Nase herum.
    Lolli sprang in den Schienenschacht und lief davon. Die Steine knirschten unter ihren Stiefeln. Luis packte Dave am Arm und zog ihn in den Tunnel. »Wir müssen hier raus«, sagte er.
    Der Polizist hob den Blick von seiner Pistole, als Val an einer Seite vom Bahnsteig sprang, Ruth direkt hinterher. Luis und Dave verschwanden bereits in der Dunkelheit.
    Ein Schuss dröhnte hinter ihnen her. Val sah sich nicht um, sondern rannte über die Schienen und krallte sich in Ruths Hand, als wären sie zwei kleine Kinder, die über die Straße mussten. Ruth drückte zweimal zurück, aber Val hörte, wie sie schluchzte.
    »Die Bullen verstehen nie etwas«, sagte Dave, als sie sich ihren Weg durch die Tunnel suchten. »Sie haben diese Quoten, wie viele Leute sie festnehmen müssen, und alles andere interessiert die nicht. Sie haben unseren Platz gefunden und wollten ihn einfach nur schließen, damit keiner jemals dahin darf, und was soll das, bitte schön? Das ist unser Platz, wir haben ihn gefunden.«
    »Wovon redest du überhaupt?«, fragte Luis. »Was hast du dir dabei gedacht? Bist du nicht ganz dicht?«
    »Es ist nicht meine Schuld«, sagte Dave. »Es ist nicht deine Schuld. Niemand hat Schuld.«
    Val wünschte, er würde die Klappe halten.
    »Das stimmt«, sagte Luis mit bebender Stimme. »Niemand hat Schuld.«

    Sie kamen an der U-Bahn-Station Canal Street heraus, gingen direkt auf einen Bahnsteig und nahmen die erstbeste Bahn. Der Wagen war fast leer, aber sie blieben lieber an der Tür stehen, während der Zug weiterruckelte.
    Ruth hatte aufgehört zu weinen, aber ihre Wangen waren mit Wimperntusche verschmiert, und ihre Nase war rot. Dave schien jedes Gefühl verloren zu haben; er sah keinen von ihnen an.
    Val konnte sich nicht vorstellen, was jetzt in ihm vorging. Sie konnte noch nicht mal genau sagen, wie ihr selbst zumute war.
    »Wir können heute Nacht im Park pennen«, sagte Luis. »Das haben Dave und ich gemacht, bevor wir den Tunnel gefunden haben.«
    »Ich bringe Ruth zur Penn Station«, sagte Val unvermittelt. Sie dachte an die Polizistin; die Erinnerung an ihren Tod lastete immer schwerer auf ihr, je weiter sie sich von der Leiche entfernte. Sie wollte nicht, dass Ruth noch weiter von ihnen runtergezogen wurde.
    Luis nickte. »Und, fährst du mit?«
    Val zögerte.
    »Glaub ja nicht, dass ich allein in den Zug steige«, sagte Ruth heftig.
    »Ich muss mich noch von jemandem verabschieden«, sagte Val. »Ich kann nicht einfach so verschwinden.«
    Sie stiegen an der nächsten Station aus und um. An der Penn Station gingen sie nach oben und sahen auf dem Fahrplan nach. Als sie sich alle im Amtrak-Wartesaal versammelt
hatten, kaufte Lolli Kaffee und Suppe, aber keiner rührte etwas an.
    »Lass uns in einer Stunde hier treffen«, sagte Ruth. »Dann haben wir noch eine Viertelstunde, bis der Zug abfährt. Das reicht, um dem Typ auf Wiedersehen zu sagen, oder?«
    »Wenn ich nicht wiederkomme, nimmst du den Zug trotzdem, versprochen?«, sagte Val.
    Ruth nickte, sie war blass. »Wenn du mir versprichst, dass du zurückkommst.«
    »Wir sind dann später am Wetterschloss im Central Park«, sagte Lolli. »Falls du den Zug verpasst.«
    »Ich werde ihn nicht verpassen«, sagte Val mit einem verstohlenen Blick auf Ruth.
    Lolli rührte heftig mit dem Löffel in der Suppe, hob ihn aber nicht an den Mund. »Weiß ich, wollte es nur gesagt haben.«
    Val taumelte in die Kälte hinaus, froh, von ihnen wegzukommen.
    Als sie bei der Brücke ankam, war es noch hell genug, um den East River zu sehen, braun wie Kaffee, der zu lange auf dem Herd gestanden hatte. Ihr Kopf dröhnte und sie hatte Muskelkrämpfe in den Armen. Daran merkte sie, dass sie seit dem Vorabend keine Dosis Nimmer mehr gespritzt hatte.
    Nimmer darf man mehr als zwei Tage hintereinander. Sie konnte sich nicht daran erinnern, seit wann diese Regel außer Kraft war und die neue Regel bedeutete, dass sie

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