Elfenkuss
meisten verzichteten aufs Essen, weil es keine Tische oder Ablagemöglichkeiten gab, aber Laurel mochte dieses kleine Rasenstück, das scheinbar nie richtig trocken wurde – obwohl es überdacht war.
David und Ryan bewarfen sich mit Brotbröckchen, mit Chelsea als Kommentatorin, die ihre Zielsicherheit, Wurfform und Unfähigkeit, die Zuschauer nicht zu belästigen, kritisierte.
»Schon verstanden, das war Absicht«, sagte Chelsea und schnipste einen Krümel zurück, der sie platsch auf die Brust getroffen hatte.
»Nö, das war aus Versehen«, sagte Ryan. »Du hast
mir doch gerade selber bescheinigt, dass ich nichts treffen könnte, was ich mir vornehme.«
»Dann ziel doch bitte auf mich, damit ich sicher sein kann, nicht getroffen zu werden«, schoss Chelsea zurück. Seufzend drehte sie sich zu Laurel um. »Ich bin nicht dafür geboren, in Nordkalifornien zu leben«, sagte sie, indem sie sich die Haare aus dem Gesicht strich. »Im Sommer sind meine Haare ja ganz schön, aber mit ein bisschen Regen: Bamm! Sieht es so aus.« Chelsea hatte lange braune Haare mit einem leichten Rotstich, die in Löckchen über ihren Rücken fielen. In weichen seidigen Löckchen, wenn die Sonne schien, und in strohigen Korkenzieherlocken, die wie wild um ihr Gesicht hüpften, sobald die Luft kalt und feucht wurde – was oft genug passierte. Sie hatte hellgraue Augen, bei denen Laurel an das Meer denken musste, wie es bei Sonnenaufgang aussah, wenn die Wellen im verhangenen Halbdunkel geradezu endlos aussahen.
»Ich finde sie hübsch«, sagte Laurel.
»Es sind ja auch nicht deine. Ich muss immer besonderes Shampoo und Spülungen benutzen, nur um mit der Bürste durchzukommen.« Sie schaute Laurel an und berührte kurz ihre glatten, weichen Haare. »Deine fühlen sich gut an; was nimmst du denn?«
»Ach, nichts Besonderes.«
»Hmm.« Chelsea strich noch mal über Laurels Schopf. »Benutzt du eine Spülung, die man drinlässt? Bei meinen funktioniert das noch am besten.«
Laurel holte Luft und atmete laut aus. »Also, eigentlich
… benutze ich gar nichts. Von Spülungen werden meine Haare total glitschig und irgendwie fettig. Und wenn ich Shampoo nehme, werden sie trocken, total trocken – auch bei den Feuchtigkeitsshampoos.«
»Soll das heißen, du wäschst sie überhaupt nicht?« Das konnte Chelsea sich offenbar überhaupt nicht vorstellen.
»Ich lasse richtig viel Wasser drüberlaufen. Ich meine, sie sind sauber und so.«
»Ohne Shampoo?«
Laurel erwartete einen skeptischen Kommentar, aber Chelsea murmelte nur »Du Glückliche« und widmete sich wieder ihrem Mittagessen.
An diesem Abend untersuchte Laurel ihre Haare sehr genau. Sollte sie sie waschen? Sie sahen genauso aus wie immer und fühlten sich auch so an. Sie ging zum Spiegel zurück und drückte und quetschte an dem Knubbel herum. Am Samstagmorgen war er winzig gewesen, aber über das Wochenende war er ganz schön gewachsen. »Muss es gleich ein Riesenpickel sein?«, moserte Laurel an ihrem Spiegelbild herum.
Als Laurel am nächsten Morgen aufwachte, kribbelte es dumpf zwischen ihren Schulterblättern. Sie unterdrückte die aufsteigende Panik, eilte ins Badezimmer und verdrehte den Hals, um ihren Rücken im Spiegel zu betrachten. Der Knubbel war größer als eine 25-Cent-Münze!
Das war kein Pickel. Sie berührte die Stelle vorsichtig
und ein seltsames Kitzeln blieb. Panisch raffte sie ihr Nachthemd an sich und lief durch den Flur zum Schlafzimmer ihrer Eltern. Sie wollte schon klopfen, riss sich dann aber so weit zusammen, erstmal durchzuatmen.
Laurel sah an sich hinunter und kam sich plötzlich kindisch vor. Was dachte sie sich bloß dabei? In wenig mehr als ihrer Unterwäsche stand sie dort im Flur. Verlegen trat sie von der Schlafzimmertür ihrer Eltern zurück und schlich wieder ins Badezimmer, wo sie so rasch und leise wie möglich abschloss. Dann ging sie zum Spiegel und untersuchte den Knubbel. Sie wand sich so, dass sie ihn aus verschiedenen Winkeln betrachten konnte, und überzeugte sich schließlich, dass er doch kleiner war als befürchtet. Laurel war in dem Glauben erzogen worden, dass der menschliche Körper sich um sich selbst kümmerte. Die meisten Dinge erledigten sich von allein – vorausgesetzt, man mischte sich nicht ein. Ihre Eltern lebten beide nach dieser Maxime. Sie gingen nie zum Arzt und holten sich nicht einmal Antibiotika.
»Das ist einfach nur ein Mega-Pickel. Der geht schon von allein weg«, erklärte Laurel ihrem
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