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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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darauf«, ordnete er an. »Er welkt dahin.«
    Tamani wurde auf die weiche weiße Bahre gelegt, und Laurel musste zusehen, wie er in das strahlende Licht gebracht wurde, das aus dem Tor strömte. Sie konnte nur hoffen, dass es ihm jetzt besser ginge und sie ihn wieder sehen würde. Wer in eine solch wundervolle Welt eintrat, musste doch wieder gesund werden. Als sie aufschaute, ruhte der Blick des alten Elfs auf ihr. »Ich nehme an, das ist sie«, sagte er. Seine Stimme war so lieblich, so melodisch wie nicht von dieser Welt. Er ging auf sie zu, als schwebte er, und sie sah in sein Gesicht, das nicht schöner hätte sein können. Der Elf schien von innen zu leuchten, seine Augen waren blau
und sanft, mit Falten in den Augenwinkeln, die nicht in unregelmäßigen Dellen verliefen, wie bei Maddie, sondern säuberlich geordnet wie Plissees aussahen. Als der Elf Laurel ein sanftes Lächeln schenkte, schwanden die Schmerzen der letzten vierundzwanzig Stunden dahin.
    »Du warst sehr tapfer«, sagte Jamison mit seiner lieblichen Engelsstimme. »Wir hätten nicht erwartet, dass du so früh gebraucht wirst. Aber was läuft schon nach Plan, nicht wahr?«
    Laurel warf einen Blick durch das Tor, wo sie gerade noch Tamanis Scheitel erkennen konnte. »Wird er … wird er wieder gesund?«
    »Mach dir keine Sorgen. Tamani war schon immer stärker, als alle dachten. Vor allem wenn es um dich ging. Wir werden ihn gut pflegen.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und wies auf den ihr unbekannten Weg. »Gehen wir ein Stück zusammen?«
    Obwohl sie den Blick nicht vom Tor nach Avalon losreißen konnte, antwortete sie automatisch: »Sehr gerne.«
    Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, bis Jamison stehen blieb und sie bat, sich mit ihm auf einen Baumstamm zu setzen. Ihre Schultern berührten sich beinahe. »Erzähle mir von den Orks«, sagte er. »Es hat offenbar Probleme gegeben.«
    Laurel berichtete, wie überaus vorsichtig und mutig Tamani zu Werke gegangen war. Respekt blitzte in Jamisons Augen auf, als sie beschrieb, dass Tamani
nichts verraten hatte, obwohl er angeschossen war. Erst wollte sie ihm gar nichts von ihrer Rolle in dem Ganzen erzählen, aber auf einmal berichtete sie, wie sie die Pistole in der Hand gehabt hatte, aber erst auf das Ungeheuer schießen konnte, als es um Leben und Tod ging. Und wie es selbst in dem Moment eher Zufall als Absicht gewesen war.
    »Er ist also entkommen?« In der Frage lag keine Verurteilung.
    Laurel nickte.
    »Daran bist nicht du schuld, glaub mir. Tamani ist ein ausgebildeter Wachtposten, der seine Arbeit sehr ernst nimmt. Doch du bist dazu da, um zu heilen, nicht um zu töten. Ich wäre sehr enttäuscht von dir gewesen, wenn du es geschafft hättest, jemanden umzubringen, selbst wenn es ein Ork gewesen wäre.«
    »Aber er weiß jetzt Bescheid. Er kennt mich.«
    Jamison nickte. »Er weiß sogar, wo du wohnst. Du musst auf der Hut sein. Zum Wohle deiner Eltern wie auch zu deinem eigenen. Ich ernenne dich zu ihrer Beschützerin. Nur du kennst die Geheimnisse, die ihr Überleben sichern.«
    Laurel dachte an ihren Vater, der sterbend im Krankenhaus lag und vielleicht gerade den letzten Zug tat. »Mein Vater liegt im Sterben, in wenigen Tagen sind nur noch meine Mutter und ich da. Ich kann nicht erfüllen, was Ihr von mir wünscht«, sagte sie mit bebender Stimme. Sie ließ den Kopf in ihre Hände sinken und gab sich ihrer Verzweiflung hin.

    Auf der Stelle nahm der alte Elf sie in den Arm und drückte sie an seine Robe, die ihr Gesicht so weich umhüllte wie Daunen. »Vergiss nie, dass du eine von uns bist«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Wir sind da und helfen dir, so gut wir können. Du hast ein Recht auf unsere Hilfe, so wie auf dein Erbe.« Jamison holte ein funkelndes Fläschchen aus den Tiefen seiner wallenden Robe, das eine dunkelblaue Flüssigkeit enthielt. »Für schwierige Zeiten«, sagte er. »Unsere Herbstelfen haben dieses seltene Elixier vor vielen Jahren gebraut. Heutzutage stellen wir nur noch sehr wenige Zaubertränke zum Wohl der Menschen her, aber dir wird es jetzt von Nutzen sein. Wer weiß, vielleicht brauchst du es auch in Zukunft noch? Zwei Tropfen in den Mund träufeln, das dürfte reichen.«
    Mit zitternden Händen nahm Laurel das winzige Fläschchen entgegen. Jamison umschloss ihre Hände mit seinen und sagte mit einem warnenden Unterton: »Pass gut darauf auf. Ich bin mir nicht sicher, ob unter uns noch eine Herbstelfe weilt, die stark genug wäre, ein

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