Elfenlicht
Kommandantin!«
»Kommandantin? Ich war nie eine Kommandantin!«
»Doch, doch, Schlüsselchen. Alle frühen Weggefährten des großen Elija sind Kommandanten geworden. Es steht dir zu, diesen Rang einzufordern, Schwester.«
»Und warum bin ich deine Schwester?«, fragte Ganda entnervt.
Breitnase hakte die Daumen in die Weste ein und platzte fast vor Stolz. »Weil ich zu den Rotmützen gehöre, genau wie Rika. Kommandant Nikodemus hat uns aufgenommen, als er vor zwei Jahren in Yaldemee war.«
Ganda schwirrte der Kopf. Das war ihr zu viel. Sie kannte Nikodemus als einen schusseligen jungen Lutin, der sich kaum in einen Hasen verwandeln konnte. Und Elija war ein Weltverbesserer gewesen, der unermüdlich über die Knechtschaft der Koboldvölker schwadronierte, den man aber eher belächelte, als dass man ihn ernst nahm. Die ganze Welt schien plötzlich auf den Kopf gekehrt zu sein!
»Wisst ihr denn, wo Elija jetzt ist?«
Breitnase wollte schon etwas sagen, aber Rika stieß ihn mit dem dicken Zeh an, und er purzelte quer über die Schilfmatten. »Der große Elija schläft nur selten zwei Nächte am selben Ort. Er hat viele Feinde dort draußen. Die Elfen erkennen langsam, dass wir ihre Lügen durchschauen. Es ist noch gar nicht lange her, da hat der Fürst von Arkadien unsere Schwester Martha aufgespürt. Sie hieß 'die Eiserne' und war die Kommandantin der Rotmützen in Feylanviek. Als Shandral von Arkadien ihren geheimen Namen herausfand, ließ er sie in seine Schmieden schleppen. Er verspottete sie, indem er sagte, dass man verbogenes 'Eisen' unter den Schmiedehämmern wieder in Form bringen könne. Sie ist einen grausamen Tod gestorben.«
»Kommandant Skorpion wird sie rächen!«, sagte Breitnase voller Überzeugung.
Rika zog eine Grimasse. »Es hieß immer, die Eiserne und der Skorpion seien ein Paar. Wo war er, als sie ihn gebraucht hätte?«
»Bestimmt hatte er den Befehl, seine Tarnung nicht aufzugeben.«
»Das Leben ist nicht so romantisch, Breitnase. Ich glaube eher, dass der Skorpion zwei Herren dient.«
»Und das befürchtest du auch bei mir, weil ich so lange bei den Elfen war«, mischte sich Ganda ein.
Rika musterte sie mit ihrem Reptilienblick. »Dein Ollowain ist eigentlich kein übler Kerl für einen Elfen. Auf seine Art ist er geradezu ein Rebell. Er hat viel für dich getan, als er ...«
Ganda hob ihren Armstumpf. »O ja, er hat viel für mich getan. Er hat mich belogen und bestohlen. Er hat mich ausgenutzt. Du selbst hast mir das alles gesagt. Warum sollte ich noch der Sache der Elfen dienen?«
»Du hast freiwillig den Befehlen Emerelles gehorcht, Ganda, und das stellt dich in kein gutes Licht. Und was immer du über Ollowain denkst, er hat dich zunächst hierher gebracht und alles dafür getan, dass du gut versorgt bist. Dann erst ist er zurKönigin gegangen. Im Übrigen bin ich der Überzeugung, dass du, wenn du wirklich die Kommandantin Schlüsselchen bist, auch ohne unsere Hilfe zum großen Elija finden wirst.«
Ganda atmete tief aus. Rikas Misstrauen war nicht ganz unbegründet. Wahrscheinlich hätte sie sich an Stelle der Hexe ganz ähnlich verhalten. Sie würde zum Schwarzen gehen. Beim Gedanken daran, dass man ihn jetzt wahrscheinlich auch Kommandant nannte, musste sie schmunzeln. Der Schwarze war der dickste Kobold, der ihr jemals begegnet war. Er lebte in Talsin und war Elijas Drucker. Er wusste immer, wo Elija sich aufhielt, weil der Lutin sich ständig irgendwelche Druckfahnen schicken ließ. Zumindest war es früher so gewesen.
Ganda betrachtete die Hand, die auf dem Samttuch lag. Wenn sie ihr früheres Leben wieder aufnahm, dann würde sie ihre beiden Hände brauchen.
»Bruder Breitnase, ich bin bereit für deinen Zauber.«
Der Mausling strahlte. »Du wirst sehen, Kommandantin, deine neue Hand wird besser als deine alte sein.«
Rika reichte ihr eine der Schnapsflaschen, die sie aus der verborgenen Truhe geholt hatte. »Du solltest einen Schluck trinken. Es wird wehtun.« »Das muss ich dann wohl aushalten. Ich wünsche, dass ihr mich zum nächsten Albenstern bringt, sobald die Hand mit mir verschmolzen ist.«
»Du wirst sehr geschwächt sein. Das ist nicht klug, Ganda«, wandte die Hexe ein.
»Ich habe mehr als vierzehn Jahre verloren. Elija kann nicht noch länger warten. Ich muss ihn wiedersehen.«
»Vergiss deine Zweifel«, sagte Breitnase ergriffen. »Hast du das gehört, Rika? So spricht nur eine wahre Kommandantin. Sie ist eine Heldin.«
Die Hexe hob die
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