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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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augenblicklich.
    Nicht laufen, dachte sie ängstlich. Wenn du läufst, denkst du nicht mehr klar. Und deine Schritte sind leicht zu hören!
    Sie tastete nach dem Zauberstab, den sie mit zwei breiten Lederbändern an ihren linken Unterarm gebunden hatte, sodasser im Ärmel ihres Kleides verborgen blieb. »Ich bin klein, aber ich bin eine Lutin! Wer immer dort kommt, hält mich für leichte Beute. Aber das bin ich nicht!«
    Hinter sich hörte sie die Stufen der Wendeltreppe knarren. Ganda beschleunigte ihre Schritte und bog am nächsten Regalende nach links in einen Quergang ab. Etwas geschah mit den Lichtern auf der Galerie. Ihre Farbe veränderte sich von weiß zu rosa und wurde mit jedem Herzschlag dunkler, bis sie schließlich blutrot glommen. Die großen Lampen strahlten nicht mehr gleichmäßig. Ihr Licht pulsierte, wurde stärker und dann wieder schwächer. So wurde der weite Saal zu einem Hort tanzender Schatten. Alles änderte sich in jedem Augenblick.
    Das Herz schlug der Lutin bis zum Hals. Hatte ihr Verfolger ihre Gedanken gespürt? Wollte er ihr zeigen, dass auch er die Kunst der Magie beherrschte? Oder wollte er einfach nur, dass es dunkler wurde in dem Büchersaal?
    Sie blieb kurz stehen und lauschte. Sie hoffte darauf, die Schritte ihres Verfolgers zu hören, um einschätzen zu können, wo er steckte. Aber es war still. Ganda bog erneut ab. Wenn man die Hauptgänge verließ, standen die Regale so dicht beieinander, dass man mit ausgestreckten Armen die Bücher auf beiden Seiten berühren konnte. Der ganze Saal war jetzt in bedrückende rote und schwarze Schatten gehüllt.
    Die Lutin zog ihren Zauberstab aus dem Ärmel und murmelte die Worte des Verhüllens, während sie eine der Büchergassen entlangeilte. Sie würde mit den Schatten verschwimmen. Ihr rotes Kleid war ohnehin schon eine gute Tarnung bei dem Licht. Der Zauber würde sie vor jedem verbergen, der nicht direkt in ihre Richtung blickte. Für den flüchtigen Beobachter war sie nun nicht mehr als einer der unsteten Schatten, mit denen das flackernde rote Licht den Büchersaal erfüllte.
    Ganda verlangsamte ihre Schritte. Sie versuchte, sich so lautlos wie ein Elf zu bewegen. Was wohl im Kopf ihres Verfolgers vorging? Er war ihr gegenüber im Vorteil. Er kannte sich hier aus. Wahrscheinlich ahnte er, dass sie auf dem Weg zu ihrer Kammer war. Für ihn wäre es ein Leichtes, ihr den Weg abzuschneiden. Sie konnte ihm nur dann sicher entkommen, wenn sie sich nicht an seine Erwartungen hielt.
    Beim nächsten Quergang wechselte Ganda in eine andere Büchergasse, und dann lief sie wieder in Richtung der Galerie. Sie wechselte noch zweimal die Richtung, bis sie schließlich innehielt. Jetzt musste sie nur noch warten. Wenn sie weiter herumlief, würde sie am Ende noch das Geräusch ihrer Schritte verraten.
    Die Lutin kauerte sich auf den Boden und umschlang mit den Armen ihre Knie. Ich bin nur ein Schatten, verborgen zwischen Schatten, wiederholte sie immer wieder in Gedanken, und er kann mich nicht finden. Das Hell und Dunkel der tiefroten Lichter wechselte im Rhythmus ihres Herzschlags. Oder hatte sich ihr ängstlich klopfendes Herz den Lichtern angepasst? Spielte Galawayn mit ihr, so wie er mit Ollowain am Falrach-Tisch gespielt hatte? Wie konnte sie ihm entfliehen? Und was wollte er von ihr?
    War da ein Geräusch? Ganda hielt den Atem an. Leise tappende Füße auf der anderen Seite des Regals! Ganda spähte durch den Spalt zwischen den oberen Buchkanten und dem nächsten Regalbrett. Sie konnte niemanden entdecken.
    Du musst nur ganz still sitzen bleiben, ermahnte sie sich, Wenn er nur flüchtig in diesen Gang blickt, dann wird er dich nicht entdecken. Das Geräusch der Schritte war verklungen. War er stehen geblieben? Sie musste daran denken, wie sie Ollowain durch den Büchertunnel getragen hatte. Kein Pergamentblatt hatte sich unter seinen Füßen bewegt. Elfen konnten sich völlig lautlos bewegen, wenn sie es denn wollten.
    Sie hinterließen nicht einmal deutliche Spuren im Schnee. Demnach musste Galawayn gewollt haben, dass sie ihn hörte. Also wusste er, wo sie war!
    Ihr Fell sträubte sich. Nein, nein, nein, so war es nicht! Keine Panik. Wie sollte er wissen, wo sie war? Sie schloss die Augen, um klarer denken zu können.
    Halte deine Sinne beisammen! Lasse dich nicht erschrecken! Was kannst du ... Etwas berührte sanft ihre Schulter.
    Mit einem Schreckensschrei sprang sie auf.
    »Ruhig. Ich bin es, Ganda. Ich.« Zitternd drehte sich die Lutin

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