Elfenschiffe (Mithgar 03)
was ist dann der erste?«]
[»Dein eigener Traum muss zur gleichen Zeit beginnen wie der Traum, in dem du wandeln willst.«]
[»Ach du meine Güte. Woher weiß ich, wann der Träumer anfängt zu träumen? Woher weiß ich, dass Jinnarin träumt?«]
[»Ihre schlafenden Augen bewegen sich hin und her.«]
[»Und dann muss ich sofort anfangen zu träumen… und den Traum zu formen?«]
Ontah nickte.
[»Aber wie…?«]
[»Ich werde es dir beibringen.«]
[»Also gut, nehmen wir an, ich beginne meinen Traum, trete in ihn ein und weiß, dass es ein Traum ist – was dann?«]
Ontah lächelte. [»Dann musst du den Traum formen, ihn deinem Willen unterwerfen, ihn in das verwandeln, was er werden soll.«]
[»Und das wäre…?«]
[»Das wäre zu träumen, dass du in den Traum eines anderen eintrittst, in den Traum, in dem du wandeln willst.«]
[»Aber wie…?«]
[»Ich werde es dir beibringen.«]
[»Und dann…?«]
[»Und dann, Lichtschwinge, wandelst du im Traum des anderen, beobachtest, schaust und merkst dir alles.«]
Aylis holte tief Luft und nickte dann.
Ontah hob warnend die Hand. [»Hier könnte man einem bösen Geist begegnen, und du musst bereit sein, ihn zu bannen oder zu fliehen.«]
[»Ihn bannen? Wie?«]
[»Manchmal kann man ihm einfach befehlen, zu verschwinden, und dann geht er. Manchmal muss man ihm drohen. Manchmal muss man gegen ihn kämpfen, und dabei kann sogar deine Seele getötet werden. Deshalb muss man manchmal fliehen.«]
Aylis spürte, wie sie bei Ontahs Worten Herzklopfen bekam.
[»Lass dich von mir nicht ängstigen, Lichtschwinge, denn man begegnet nicht oft bösen Geistern.«]
Aylis grinste mit gespielter Tapferkeit und sagte: [»Mein Herz sagt mir etwas anderes, Weiße Eule, aber ich werde versuchen, ruhig zu bleiben.«]
Ontah griff über den Feuerring hinweg und drückte ihre Hand. [»Das ist gut, denn du musst ruhig bleiben, um ihn verlassen zu können.«]
[»Um den Traum verlassen zu können?«]
Ontah nickte. [»Ja. Wenn du genug gesehen hast, musst du den Traum verlassen. Manchmal musst du ihn auch verlassen, bevor du bereit dazu bist.«]
Aylis drehte die Handflächen nach oben. [»Und aus welchem Grund?«]
[»Du musst aufhören, im Traum zu wandeln, bevor der Träumer erwacht, sonst bist du gefangen.«]
[»Woher weiß ich, wann ich gehen muss, Weiße Eule?«]
[»Ich werde es dir beibringen.«]
[»Du musst mir sehr viel beibringen.«]
Ontah neigte zustimmend den Kopf. [»Erinnerst du dich noch an die Schritte?«]
[»Wenn derjenige, in dessen Traum ich reisen will, zu träumen anfangt, muss ich selbst anfangen zu träumen und wissen, dass ich träume. Dann muss ich den Traum formen und träumen, dass ich in den Traum eindringe, in dem ich wandeln will. Ich muss gut beobachten und mir alles merken. Falls ich bösen Geistern begegne, muss ich sie bannen, so ich es vermag, ansonsten muss ich fliehen. So oder so muss ich den Traum verlassen, in dem ich wandle, bevor der Träumer erwacht.«]
Ontah lächelte. [»Dann musst du aufwachen und deinen eigenen Traum verlassen, bevor du vergisst, was du in dem Traum gesehen hast, in dem du gewandelt bist.«]
[»Ach? Besteht die Möglichkeit, dass ich ihn vergesse?«]
[»Die meisten Träume werden vergessen, Lichtschwinge, sogar jene, an die wir uns gerne erinnern würden. Ich frage dich, bist du je nachts aus einem Traum erwacht und hast dir gesagt, dass du dich an diesen Traum am nächsten Morgen erinnern musst, um dich dann am nächsten Morgen beim Aufwachen nur noch daran erinnern zu können, dass du dir einen Traum merken wolltest, der Traum selbst sich aber verflüchtigt hat?«]
Aylis lächelte wehmütig. [»Ja, Weiße Eule, ich habe Träume vergessen, an die ich mich erinnern wollte… genau wie du sagst.«]
[»Dann ist es also erforderlich, Lichtschwinge, dass du nach dem Traumwandeln rasch aufwachst, damit du dich an das Gesehene erinnern kannst.«]
Aylis seufzte. [»Du musst mir sehr viel beibringen, Weiße Eule. Ich fürchte, ich bin dem nicht gewachsen.«]
Ontah schüttelte lächelnd den Kopf. [»Davor habe ich keine Furcht, Lichtschwinge, denn du kennst dich mit der Macht aus. Es wird dir gelingen.«]
[»Dann lass uns beginnen.«]
Ontah warf noch etwas Holz aufs Feuer. [»Sag mir eines: Weißt du, wie man schläft, ohne zu schlafen?«]
Wie man schläft, ohne zu schlafen? Aylis war einen Moment verwirrt, doch dann fragte sie: [»Meinst du…?«] Und plötzlich ging ihr auf, dass es in Ontahs Sprache kein Wort
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