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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Glühbirnchen, die an langen Schnüren über die Terrasse gespannt worden waren wie unter einem außergewöhnlich golden glühenden Sternenzelt, während die echten Sterne silberhell vom schwarzen Nachthimmel funkelten. Es war ein Moment, um sich zu küssen, und nicht, um sich gegenseitig das Herz aus der Brust zu reißen. Doch genau das würde Lily jetzt tun.
    Lily trat einen Schritt näher an Jolyon heran. Die Kohlebecken vertrieben die Kälte, aber innerlich fror sie trotzdem entsetzlich. Sie versuchte zu ignorieren, dass ihre Finger kribbelten vor Verlangen, sich in Jolyons Wolfshaar zu versenken, dass ihr ganzer Körper sich nach ihm sehnte und dass ihr Mund, ach, ihr Mund, nichts lieber tun würde, als sich auf seinen zu pressen.
    Lily biss sich auf die Unterlippe, dass es wehtat. Sie konzentrierte sich auf den Schmerz und verlangte: „Sag mir, du hast nicht gewusst, dass Graysons Vater zwar ein Lancaster ist, seine Mutter aber eine York.“
    Jetzt war es an Jolyon, starr und stumm dazustehen.
    „Das dachte ich mir“, sagte Lily so kühl wie Rose in ihren besten Schneeköniginmomenten. Sie musste kühl sein! Unberührbar! Bloß keine Gefühle zeigen, nicht einmal Wut, jede Regung könnte verraten, dass er ihr keineswegs gleichgültig war, nein, alles andere als das. Gott, sie liebte ihn so sehr.
    „Tigermädchen.“ Jolyon sprach ihren Namen so vorsichtig aus, als wäre es das erste Mal, als müsse er noch ausprobieren, wie er sich anfühlte auf der Zunge. „Ich durfte nicht. Und ich wollte auch nicht. Du sollst nicht mehr als nötig hineingezogen werden in diese Ränkespiele der Rosenfamilien. Sie sind wie Treibsand. Wenn du einmal drinsteckst, kommst du alleine nicht wieder raus.“
    Lily schüttelte den Kopf. „Ich habe dir vertraut. Ich hatte nur dich und Rose. Und dann belügst du mich.“
    „Ich habe nicht gelogen …“
    „Du hast mir die Wahrheit verheimlicht“, rief Lily und bremste sich dann. Keine Gefühle!, ermahnte sie sich. Das war schwer, denn ja, sie war wirklich wütend darüber, dass Jolyon ihr nicht die ganze Geschichte erzählt hatte. Nur nicht so wütend, dass sie ihm nicht verziehen hätte. Aber das würde er nie erfahren. „Ich wäre vorgewarnt gewesen“, sagte sie leise. „Ich hätte besser reagieren können.“
    „Worauf? Tigermädchen, was haben dir die Yorks heute erzählt? Glaub dem Duke nichts. Er ist gefährlich.“
    „Ja“, bestätigte Lily. „Das ist er wohl. Aber er war als Einziger ehrlich zu mir. Ich weiß jetzt, wer Grayson ist. Und ich werde meinem Bruder nicht dabei im Wege stehen, sein Erbe anzutreten.“
    Jolyons Augen weiteten sich alarmiert.
    Gut gelogen, stellte Lily fest. „Kannst du dir vorstellen, wie das für Rose und mich ist, endlich unter unseresgleichen zu sein?“, fragte sie. „Es ist wie eine Offenbarung! Warum sollten wir das aufgeben? Wir haben uns entschlossen, bei den Fey zu bleiben. Vielleicht wäre es anders gewesen, hätten uns die Menschen nicht alle so enttäuscht.“
    Sehr gut, dachte Lily bitter. Mach ihm noch ein schlechtes Gewissen. Schieb ihm den schwarzen Peter zu. Himmel, wie bist du verabscheuungswürdig, Lily Fairchild! Andererseits: Wenn sie ihn nur genug verletzte, nur heftig genug von sich wegstieß, würde er vielleicht endlich gehen.
    Jolyon atmete tief und, Lily war sich fast sicher, zitternd ein. „Du bist wütend auf mich“, sagte er und klang so gequält, dass Lily es kaum ertrug. „Das kann ich verstehen. Aber warum wirst du leichtsinnig? Und warum wirfst du dich direkt diesem York in die Arme? Es ist nur Stunden her …“ Er schluckte. „… dass du in meinen Armen lagst.“
    Lily holte mit heftig klopfendem Herzen zum Todesstoß aus. „Hast du dir Alistair mal angesehen?“, fragte sie, mühsam falschen Hohn über ihre Worte träufelnd. „Er ist großartig. Und er ist wie ich. Verstehst du? Er ist ein Fey und nicht nur“, sie ballte ihre Händen in den Falten ihres Kleides zu Fäusten, „ein Mensch.“
    Jolyon stand lange regungslos. „Ja“, sagte er dann tonlos. „Ich denke, ich verstehe, was du mir sagen willst. Allerdings kann ich nicht glauben, dass …“
    Hinter Lily flog die Terrassentür auf. Lily zuckte zusammen, als eine Handvoll junger Fey hinaus in die Nacht tobte.
    „Fairchild!“, rief ein junger Mann herüber, den Lily als ihren Beinahe-Kavalier für diesen Abend erkannte. „Dein Herzblatt vermisst dich. Was hat der Earl, was ich nicht habe? Schönheit ist doch vergänglich. Ach,

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