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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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sie selbst.“
    Lily schwieg. Das Bild der weißen Rose auf Grays leerem Schlafsofa stand ihr plötzlich wieder deutlich vor Augen. Durch das offene Fenster strömte die eisige Nachtluft ins Zimmer und der Geruch von feuchter Erde und totem Laub klebte überall. Lily runzelte die Stirn. Ein Herbstwald in mondklarer Nacht. Woran erinnerte sie das nur?
    „Tigerlily.“ Webber wandte sich ihr wieder zu. „Kannst du mir nicht noch irgendetwas erzählen, das uns bei der Suche nach Gray hilft? Die Yorks sind eine weitverzweigte, wohlhabende Familie. Ich weiß, dass Finch-Hutton“, er schnaubte, „gesagt hat, wir würden in jedes Yorksche Anwesen einen Chronisten einschleusen, aber das ist völlig unmöglich. Abgesehen davon, dass es nicht unproblematisch ist, einen Menschen in einem Elfenhaushalt unterzubringen, und wir darin auch kaum Erfahrung haben, sind wir einfach nicht genug.“
    Lily starrte ihn mit offenem Mund an.
    „Lily?“, fragte Rose. „Was ist?“
    „Die Yorks“, flüsterte Lily. „Er hat gerade gesagt, Spione in Elfenhaushalte zu schicken sei schwer.“ Sie schluckte. „Mr Webber, sind etwa alle Yorks Elfen?“
    Mr Webber zögerte.
    Rose stellte mit einem Knall beide Füße auf den Boden. „Nicken oder Kopfschütteln“, befahl sie dem Historiker. „So schwierig kann das doch nicht sein.“
    „Er darf nicht über Fey sprechen“, sagte Lily. „Richtig? Die Fey sind das Geheimnis.“
    Webber nickte.
    „Okay, dann frag ihn anders“, forderte Rose sie auf.
    Lily tat es: „Mr Webber. Sind die Yorks Menschen?“
    Mr Webber schüttelte entschieden den Kopf.
    Rose griff sich mit beiden Händen in die schwarze Mähne. „Ich fasse es nicht.“
    Aber Lily war noch nicht fertig. „Und die Lancasters, Mr Webber? Sind sie Menschen?“
    Wieder schüttelte Webber den Kopf.
    Rose ließ die Hände sinken. Mit verstrubbeltem Haar und offenem Mund saß sie da.
    „Und war das schon immer so?“, wollte Lily wissen.
    Jetzt nickte Webber.
    „Deswegen die Geheimhaltungsklausel für die Chronisten“, kombinierte Lily. „Sie schreiben seit Jahrhunderten die Geschichte der Fey auf. Und diese Fey haben die Geschichte ganz Englands bestimmt! Und werden es vielleicht wieder tun? Kein Wunder, dass das keiner wissen soll.“
    Webber ließ sich mit einem Ausdruck völliger Erschöpfung zurücksinken. Seine Schultern sackten noch weiter nach unten. Lily konnte das verstehen. Die Last, die er trägt, dachte sie, ist erdrückend.
    „Schwesterherz, du bist ganz grün im Gesicht“, sagte Rose alarmiert. „Was ist los?“
    „Oh, mir ist nur gerade klar geworden, dass das Volk der Fey im Rosenkrieg darum gekämpft hat, die Menschen zu regieren. Findest du das nicht beunruhigend?“
    Rose zuckte gleichgültig die Achseln. „Ich finde es nicht ganz unverständlich. Ich wäre zum Beispiel eine viel schönere Prinzessin, als Diana eine war. Ich frage mich aber, warum wir noch nie in unserem Leben einem Elfen begegnet sind, wenn sie gar nicht in Erdhügeln hausen oder auf irgendwelchen sagenhaften Inseln, sondern in … in was? In Schlössern und Burgen?“
    „Wir leben in Pipers Corner“, murmelte Lily. „Wie viele Adelige haben wir in unserem Leben denn schon getroffen? Ganz zu schweigen von adeligen Fey.“
    Rose kniff die Augen zusammen. „Der alte Jeremiah vom Fluss soll ja eigentlich ein Baron sein.“
    Lily lachte laut heraus. Und merkte, wie gut ihr das tat.
    „Tigerlily“, sagte T. W. Webber aus den grünen Plüschpolstern seines Sofas. „Wild Rose. Ich wollte euch nicht in Panik versetzen, sondern nur, dass ihr versteht, warum ihr euch schützen müsst. Ich verspreche euch, dass ich Grayson suche.“
    „Herbstwald“, sagte Lily widerstrebend. „Das ist ein Fingerzeig für Ihre Suche.“ Sie sprach sonst nie zu Fremden davon, wie die Welt für sie aussah und roch, was sie alles hören und schmecken konnte. Nur ihrer Familie vertraute sie sich an. Gray und Rose konnten sie verstehen und Kate bekam so leuchtende Augen wie ein Kind, dem man Märchen vorliest. Sie sagte dann Dinge wie: „Ehrlich? Dein Mathelehrer riecht nach Kirschen und Katzen? Ich wusste, er ist ein netter Mann.“ Oder: „Das hat er zu ihr gesagt? Unglaublich! Wenn das seine Frau wüsste.“
    Lily räusperte sich. „In Kates Wohnzimmer duftete es nach Herbstwald, nachdem Gray verschwunden war. Und die Pixies haben schrecklich scharfe Zähne und Krallen. Und sie können reden. Wussten Sie das?“
    „Nein“, murmelte Webber, der

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