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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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den
augenlosen Kopf – sie sahen aus wie Faultiere, denen eine
Witterung zugetragen
wurde, die ihnen nicht geheuer war.
    Etwas prallte gegen die Tür. Paithan versuchte,
sie einzurennen! Ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen. Weil Calandra
in
ihrem Zimmer oft Geld zählte, hatte sie eine feste, eigens
verstärkte Tür
einbauen lassen. Paithan schien sich dieser Tatsache erinnert zu haben,
denn er
verlegte sich wieder aufs Bitten und flehte sie an, herauszukommen,
mitzukommen, sich zu retten.
    Eine ungewohnte Wärme ergriff von Calandra
Besitz. Paithan liebte sie. Er liebte sie wirklich.
    »Vielleicht, Mutter, habe ich doch nicht alles
falsch gemacht«, sagte sie vor sich hin. Sie legte die Wange
an das kühle Glas
der Fensterscheibe und schaute nach unten, auf die ausgedehnte
Rasenfläche und
die Schar augenloser Giganten.
    Paithan versuchte es erneut mit Gewalt. Er würde
sich noch die Schulter verletzen. Sie mußte dem ein Ende
machen. Mit knappen,
entschlossenen Schritten begab sie sich zur Tür, schob den
Riegel vor und ließ
die Halterung einschnappen, ein Geräusch, das auf der anderen
Seite deutlich zu
hören war und eine betroffene Stille hervorrief.
    »Ich habe zu tun, Paithan«, sagte Calandra
streng, wie sie zu ihm gesprochen hatte, als er ein Kind war und sie
bedrängte,
mit ihm zu spielen. »Ich habe zu arbeiten. Geh jetzt und
stör mich nicht.«
    »Calandra! Sieh aus dem Fenster!«
    Hielt er sie für eine Närrin?
    »Ich habe aus dem Fenster gesehen,
Paithan«,
erwiderte Calandra ruhig. »Du bist schuld, daß ich
mich verrechnet habe. Geht
ihr alle, wohin ihr auch wollt, und laßt mich in
Ruhe.«
    Sie konnte sich sein Mienenspiel vorstellen, den
Ausdruck von Schmerz und Verwirrung. So hatte er ausgesehen, als er von
der
Reise mit seinem Großvater nach Hause zurückkehrte.
Am Tag von Elithenias
Beerdigung.
    Mutter ist nicht hier, Paithan. Sie ist für
immer gegangen.
    Das Rufen unten wurde lauter. Von der anderen
Seite der Tür war ein scharrendes Geräusch zu
vernehmen – noch eine von
Paithans schlechten Angewohnheiten. Sie sah es bildhaft vor sich, wie
er im
Flur stand, mit gesenktem Kopf zu Boden schaute und niedergeschlagen
mit der
Schuhspitze gegen die Schwelle trat.
    »Leb wohl, Callie«, sagte er so leise,
daß das
Schwirren der Schwanenfächer fast seine Worte
übertönte. »Ich glaube, ich kann
dich verstehen.«
    Kaum, aber darauf kam es nicht an. Leb wohl,
Paithan, sagte sie in Gedanken zu ihm und berührte
mit den tintenfleckigen
Fingern sanft das Holz der Tür. Gib auf Papa acht
… und auf Thea.
    Schritte entfernten sich rasch und verklangen
auf der Treppe.
    Calandra wischte sich über die Augen. Sie trat
ans Fenster, schlug es zu, kehrte an ihren Tisch zurück und
setzte sich wieder
hin – kerzengerade und steif wie immer. Sie nahm die Feder,
tauchte sie mit
einer ruckartigen, präzisen Bewegung ins Tintenfaß
und neigte den Kopf über das
Hauptbuch.
    »Sie gehen nicht weiter«, sagte Haplo zu
dem
Hund. Der Patryn hatte die Tytanen seit ihrem Auftauchen nicht aus den
Augen
gelassen und bemerkt, daß sie unter den Bäumen am
Waldrand stehengeblieben
waren. »Ich wüßte zu gerne, was
…«
    Ein Rumoren in der Tiefe verhalf ihm zu der
gesuchten Antwort. »Der Drache des alten Mannes! Bestimmt
wittern sie ihn. Komm
schon, Hund! Verschwinden wir, bevor diese Kreaturen zu der Einsicht
gelangen,
daß sie zu zahlreich sind, um sich zu
fürchten.«
    Haplo hatte fast die Brücke erreicht, als er
nach unten schaute und entdeckte, daß er zu sich selbst
sprach.
    »Hund? Verdammt! Wo …?«
    Der Patryn warf einen Blick über die Schulter
und sah den Hund vom Deck auf das Moos hinunterspringen.
    »Hund! Stures Biest!« Haplo
stürmte zur Reling
und beugte sich hinüber. Das Tier stand mit steifen Beinen und
gesträubtem Fell
unmittelbar unter ihm und bellte wie von Sinnen das Haus an.
»Na gut! Du hast
sie gewarnt. Du hast den ganzen Kontinent gewarnt. Jetzt komm wieder
her!«
    Der Hund gehorchte nicht. Vielleicht war sein
eigenes Gebell so laut, daß er nichts anderes hören
konnte.
    Es blieb Haplo nichts anderes übrig, als murrend
über die Reling zu Boden zu springen, wobei er seine
Aufmerksamkeit zwischen
den immer noch am Waldrand lauernden Kreaturen und dem Haus teilte.
    »He, alter Junge, wir hatten doch abgemacht,
allein zu reisen.«
    Er bückte sich, um das Tier am Nackenfell zu
packen. Der Hund

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