Elfentausch
ihn ja doch nicht verstehen. Da hatte er plötzlich eine Idee: »Wisst ihr, was?«, rief er laut. »Ich werde euch einfach ein Stückchen begleiten. Dann habe ich Freunde um mich und kann euch gleichzeitig helfen, den Weg zu finden! Zumindest ein Stück weit durch den Wald bis zum Sumpf. Dort habe ich noch entfernte Verwandte, die ich noch nie gesehen habe. Vielleicht sind die ja ganz erfreut, mich mal kennenzulernen.«
»Prima«, sagte Evelin, »und dann kannst du die Hexe gleich bitten, dich in einen Riesen zu verwandeln!«
»Moment mal«, erwiderte Börti. »Wer hat denn gesagt, dass ich die Hexe sehen will? Ich will doch nicht im Sumpf mein Leben lassen. So dringend muss ich nun wirklich kein Riese werden. Ich möchte euch nur helfen und die Zeit mit euch genießen. Und natürlich meine Verwandten besuchen. Vielleicht finde ich dort sogar neue Freunde, die gerne mit Himbeerwichteln zusammen sind, wer weiß?«
»Das ist aber schön, dass du uns helfen willst«, meinte Tamara und dachte an Trixi und Tina zurück, von denen sie eher erwartet hätte, dass sie ihr zur Seite stehen würden, als von einem Himbeerwichtel, der bis gestern noch ein Fremder war. Und der gleich so großzügig seine Hilfe anbot. Auch Evelin war ganz begeistert. So hatte sie jemanden zum Reden, während Tamara immer ein Stückchen vorausflog, um den besten Weg zu erkunden.
Aber da der Wichtel sehr kurze Beine hatte, kam er nicht besonders schnell voran. Und er war so weit unten, dass sich Evelin und Börti gegenseitig immer laut zurufen mussten. Da hatte Evelin eine bessere Idee. Sie nahm ihn vorsichtig vom Boden auf und steckte ihn vorn in die obere Tasche ihrer Latzhose. Er passte richtig gut hinein und freute sich wie ein Schneekönig, dass er von seiner neuen Freundin getragen wurde. Das hatte noch niemand für ihn getan. Er fing sogar an zu singen, was Evelin zwar schrecklich fand, weil sich das Lied nicht reimte, aber es war immerhin besser, als den merkwürdigen raschelnden Geräuschen zu lauschen, die ab und zu aus den Büschen und dem Unterholz zu ihr drangen. Um ihn vom Singen abzuhalten, fragte sie ihn immer wieder über alles Mögliche aus und lernte Börti dabei auch recht gut kennen.
So ins Gespräch vertieft, kam das seltsame Trio recht gut voran. Tamara flog voraus und versuchte, die besten Stellen zu finden, an denen auch Evelin gut durch den Wald kommen würde. Sie war schließlich ein wenig größer als Tamara, und wenn man zusammen unterwegs war, musste man auch gegenseitig auf sich achtgeben. Wenn Tamara einen Weg gefunden hatte, kehrte sie um und flog in Schulterhöhe neben Evelin her, damit sie sich mit ihr und Börti unterhalten konnte. Dieser saß glücklich in der vorderen Tasche der Latzhose und gab Tamara von Zeit zu Zeit die besten Tipps, wo man gut durchs Gebüsch kommen konnte oder wo noch Beeren oder andere Leckereien zu finden waren. Außerdem kannte er sich in der Gegend recht gut aus und war momentan der Chef der Expedition. Weil er sich so wichtig vorkam, strahlte er über das ganze Gesicht. Dieses Abenteuer machte ihn bis jetzt zum glücklichsten Himbeerwichtel der Welt.
»Ich habe Durst«, sagte Evelin nach einer Weile. »Ich will etwas trinken!«
»Ich habe auch Durst«, rief Tamara und flatterte näher.
»Ich auch«, meinte Börti, »dann besuchen wir am besten die Kneipe der Alkobolde. Da finden wir sicher auch etwas für dich. Wir müssen dann an der großen Tanne nach rechts abbiegen und über die Lichtung.«
Tamara schlug diesen Weg ein und flog voraus.
Evelin fragte: »Was sind denn Alkobolde?«
»Das sind die berühmtesten Braumeister hier in der Gegend – und sogar ein wenig mit mir verwandt«, meinte Börti stolz. »Sie stellen aus verschiedenen Nektar- und Honigarten Wein und Schnaps her. Natürlich haben sie auch leckere Beerensäfte. Aber hauptsächlich sind sie berühmt für ihren Alkohol – deshalb heißen sie auch Alkobolde und nicht mehr Nektar-Kobolde wie früher. Sie haben eine kleine Gaststätte eröffnet und gleich daneben kann man auch verschiedene Getränke zum Mitnehmen einkaufen. Hier können wir bestimmt unseren Durst stillen.«
DIE ALKOBOLDE
Die Alkobolde hatten ihre Vorliebe für Getränke regelrecht zum Beruf gemacht. Sie hatten im Schatten der alten Eiche eine kleine Gaststätte errichtet, die ganzjährig geöffnet war. Man konnte im Winter drinnen sitzen und warmen Honigwein und Punsch trinken. Im Sommer konnte man auf den hübschen
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