Elfentausch
Magen eine größere Portion brauchte und nur Börti und Tamara wurden satt. Aber Evelin fand, dass das besser war, als gar nichts und sie war auch schon zufriedener als vorhin. Außerdem fühlte sie sich sicherer an diesem stillen Ort im Gestrüpp und schlief beinahe sofort ein, während Börti und Tamara sich noch über die Sumpfhexe und den besten Weg in und durch den Sumpf unterhielten.
Als am nächsten Morgen die ersten Lichtstrahlen zwischen den Bäumen hindurchschimmerten, wurde Evelin sofort wach. Sie war ein bisschen verspannt, da sie nicht allzu häufig in Büschen und Sträuchern übernachtete. Sie drehte und wendete sich und gähnte ausgiebig, bevor sie auf allen vieren aus dem Gebüsch krabbelte und sich umsah. Jetzt hatte sie einen viel besseren Überblick über die Stelle, an der sie die Nacht verbracht hatte. Gleich schräg gegenüber, nur wenige Schritte entfernt, war ein Strauch mit Waldhimbeeren – Börti hatte ihnen wohl dank seines Namens Glück gebracht. Evelin stand mit steifen Gliedern auf und machte sich daran, einige Beeren zum Frühstück zu pflücken.
Mit rot verschmiertem Mund mampfte sie eifrig so viele Beeren, wie sie nur erreichen konnte. Dabei vergaß sie natürlich nicht, auch ihren neuen Freunden eine Handvoll bereitzulegen. Als Freunde teilt man schließlich alles und ist füreinander da. Sie stapelte einige auf ein großes Blatt und legte es vor dem Gebüsch für Tamara und Börti bereit, bevor sie sich selbst weitere Beeren suchte. Noch einmal wollte sie nicht in das Gebüsch hineinkriechen. Die Freunde würden sowieso bald herauskommen. Börti und Tamara wurden auch tatsächlich Minuten später wach. Tamara flatterte probeweise mit den Flügeln und reckte sich, bevor sie sich aus dem Gebüsch hervorarbeitete. Sie musste vorsichtig sein, damit sie ihre Flügel nicht verletzte. Börti grunzte und gähnte lange Zeit sehr ausgiebig (was nicht besonders schön aussah), bevor er zwischen den Zweigen und Blättern herauskrabbelte. Als Tamara durch das Gebüsch hindurch war, blickte sie sich sofort nach Evelin um, war aber sofort beruhigt, als sie ihre Freundin beim Beerenstrauch stehen sah. Börti kam wenig später verschlafen und verknittert hinterher.
»Guten Morgen«, riefen sie Evelin zu. »Gut, dass du dich gestärkt hast. Dann können wir schnell weiterziehen.« Tamara und Börti hatten die Himbeeren vor dem Gebüsch entdeckt und ließen sich noch einmal im Schneidersitz nieder. Sie aßen je drei Himbeeren, für die sie sich auch artig bei Tamara bedankten. »Wir werden wohl noch einen oder sogar zwei Tage unterwegs sein«, rief Tamara Evelin zu, die sich wieder näherte und sich neben ihren Freunden ins Gras setze. Sie sah ihnen gerne beim Essen zu. Die Beeren waren beinahe so groß wie ein halber Elfenkopf! Dass es eigentlich noch länger als einen oder zwei Tage dauern würde, hatte Tamara im Gespräch mit Börti zwar herausgefunden, sie hütete sich aber, Evelin davon zu erzählen. Sie würde bestimmt auch so verzweifelt genug sein. Börti hatte Tamara am Abend zuvor noch alle Geschichten über die Sumpfhexe zum Besten gegeben, die er gehört hatte. Evelin hatte diese Geschichten leider – oder Gott sei Dank - verschlafen. Außerdem hatte er alle möglichen Informationen weitergegeben, die er aufgeschnappt hatte und die sich als Wegbeschreibung eignen könnten. Tamara hoffte, dass sie dadurch einigermaßen gerüstet waren und zielsicher bei der Hexe ankommen würden.
Als die Beeren aufgegessen waren, standen Tamara und Evelin als Erste auf, während Börti sich noch mit dem Ärmel seiner Jacke den Mund abwischte.
»Vielen Dank für deine Hilfe, Börti«, sagte Tamara und schüttelte dem Wichtel die Hand. Evelin war zu groß für einen solchen Abschied, deshalb winkte sie ihm von oben nach unten zu. »Vielleicht sehen wir uns auf dem Rückweg mal wieder!«
»Ja, das wäre schön. Ich habe schon lange keine neuen Freunde um mich gehabt. Wisst ihr, wir Himbeerwichtel sehen ja nicht besonders hübsch aus und da ist es nicht einfach, Freunde zu finden.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Tamara. »Ihr seht doch aus wie Himbeeren und ich kenne niemanden, der Himbeeren hässlich findet«
»Vielleicht bei euch nicht«, sagte Börti. »Aber hier in der Gegend wachsen so viele Himbeeren, dass man es schon beinahe als Unkraut betrachtet und das ändert dann die Einstellung der Leute schon irgendwie.« Er brach ab und zuckte die Schultern. Tamara und Evelin würden
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